2014-01-21 15:22:49

Zentralafrika: „Hier fliegt uns alles um die Ohren“


RealAudioMP3 Die EU will mit der Entsendung von Truppen zum Schutz der Zivilbevölkerung in Zentralafrika beitragen. Die Konflikte zwischen Christen und Muslimen drohen dort nach Warnungen von Experten zu einem Völkermord zu eskalieren. Der französische Außenminister Laurent Fabius spricht von rund 500 EU-Soldaten, die sich auf Bangui konzentrieren und die 1.600 im Einsatz stehenden französischen Soldaten punktuell entlasten sollen. Die Kämpfe in der Hauptstadt gehen unvermindert weiter, berichtet der Karmelitaner Aurelio Gazzera im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Seit zwei oder drei Tagen schon versuchen wir, die Anti-Balaka zu beruhigen, die in die Stadt gekommen sind und geplündert haben: in Geschäften von Arabern, in Wohnhäusern. Jetzt, wo sie alles geplündert haben, versuchen wir, die Gemüter zu beruhigen, aber sie sind gefährlich, und es sind sehr viele. Es ist wirklich eine schwierige Situation.“

Die von Christen gebildeten Anti-Balaka leisten den Seleka-Rebellen Widerstand; diese sind mehrheitlich von Muslimen gebildet und hatten im vergangenen März die Macht an sich gerissen. Catherine Samba-Panza, Bürgermeisterin von Bangui und frisch gewählte neue Übergangspräsidentin des Landes, stehe vor einer großen Herausforderung, sagt der aus Italien stammende Missionar:

„Es wird sehr, sehr schwierig. Wir müssen sehen, wie viel Kraft sie hat und was sie schaffen kann. Aktuell fliegt uns in gewisser Weise hier das ganze Land um die Ohren. Jetzt sind die Seleka weg, und die Anti-Balaka haben die Stadt erobert, zum Glück halbwegs friedlich, es gab keine Toten. In Bocaranga sieht es hingegen ganz anders aus: da gab es viele Tote, ganze Viertel wurden niedergebrannt. In Boar gibt es Drohungen und in Bossemptele, das von hier neunzig Kilometer entfernt ist, blutige Auseinandersetzungen. Das ganz Land steht also in Flammen.“

Der späte Rücktritt von Ex-Präsident und Seleka-Führer Djotodia habe mit zu dieser Lage beigetragen, meint Gazzera. Die neue Übergangspräsidentin brauche nun Leistungsfähigkeit, Mut und genug Unterstützung, damit sie etwas erreichen könne. Die Karmeliter-Missionare versuchen, so gut wie möglich zur Deeskalation im Land beizutragen:

„Wir sagen allen, dass sie ruhig bleiben sollen und sich für Frieden und die Wiederversöhnung einsetzen. Wir müssen an den Wiederaufbau denken. Wir haben unsere Schulen wieder geöffnet, aber in vielen anderen Städten sind sie noch geschlossen. Das sind die Dinge, die wir tun, aber es ist eben nicht so einfach. Es wird noch sehr viel Zeit brauchen, bis wir hier wieder Frieden haben werden.“

(rv/nzz 21.01.2014 sta)








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