Zentralafrika: „Hier fliegt uns alles um die Ohren“
Die EU will mit der
Entsendung von Truppen zum Schutz der Zivilbevölkerung in Zentralafrika beitragen.
Die Konflikte zwischen Christen und Muslimen drohen dort nach Warnungen von Experten
zu einem Völkermord zu eskalieren. Der französische Außenminister Laurent Fabius spricht
von rund 500 EU-Soldaten, die sich auf Bangui konzentrieren und die 1.600 im Einsatz
stehenden französischen Soldaten punktuell entlasten sollen. Die Kämpfe in der Hauptstadt
gehen unvermindert weiter, berichtet der Karmelitaner Aurelio Gazzera im Gespräch
mit Radio Vatikan:
„Seit zwei oder drei Tagen schon versuchen wir, die Anti-Balaka
zu beruhigen, die in die Stadt gekommen sind und geplündert haben: in Geschäften von
Arabern, in Wohnhäusern. Jetzt, wo sie alles geplündert haben, versuchen wir, die
Gemüter zu beruhigen, aber sie sind gefährlich, und es sind sehr viele. Es ist wirklich
eine schwierige Situation.“
Die von Christen gebildeten Anti-Balaka leisten
den Seleka-Rebellen Widerstand; diese sind mehrheitlich von Muslimen gebildet und
hatten im vergangenen März die Macht an sich gerissen. Catherine Samba-Panza, Bürgermeisterin
von Bangui und frisch gewählte neue Übergangspräsidentin des Landes, stehe vor einer
großen Herausforderung, sagt der aus Italien stammende Missionar:
„Es wird
sehr, sehr schwierig. Wir müssen sehen, wie viel Kraft sie hat und was sie schaffen
kann. Aktuell fliegt uns in gewisser Weise hier das ganze Land um die Ohren. Jetzt
sind die Seleka weg, und die Anti-Balaka haben die Stadt erobert, zum Glück halbwegs
friedlich, es gab keine Toten. In Bocaranga sieht es hingegen ganz anders aus: da
gab es viele Tote, ganze Viertel wurden niedergebrannt. In Boar gibt es Drohungen
und in Bossemptele, das von hier neunzig Kilometer entfernt ist, blutige Auseinandersetzungen.
Das ganz Land steht also in Flammen.“
Der späte Rücktritt von Ex-Präsident
und Seleka-Führer Djotodia habe mit zu dieser Lage beigetragen, meint Gazzera. Die
neue Übergangspräsidentin brauche nun Leistungsfähigkeit, Mut und genug Unterstützung,
damit sie etwas erreichen könne. Die Karmeliter-Missionare versuchen, so gut wie möglich
zur Deeskalation im Land beizutragen:
„Wir sagen allen, dass sie ruhig bleiben
sollen und sich für Frieden und die Wiederversöhnung einsetzen. Wir müssen an den
Wiederaufbau denken. Wir haben unsere Schulen wieder geöffnet, aber in vielen anderen
Städten sind sie noch geschlossen. Das sind die Dinge, die wir tun, aber es ist eben
nicht so einfach. Es wird noch sehr viel Zeit brauchen, bis wir hier wieder Frieden
haben werden.“