2014-01-16 13:11:21

Heiliges Land: „Papstbesuch als neuer Impuls für den Frieden“


RealAudioMP3 Nur wenn die USA und auch Europa ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen und dabei als ehrliche Makler auftreten, kann der jahrzehntelange Konflikt im Nahen Osten gelöst werden. Das hält Weihbischof Thomas Maria Renz in einer Erklärung der deutschen Bischofskonferenz (DBK) von diesem Donnerstag fest. Renz leitet in der Bischofskonferenz die Arbeitsgruppe „Naher und Mittlerer Osten“ und beteiligte sich am Internationalen Bischofstreffen in Israel und palästinensischen Gebieten, das an diesem Donnerstag endet. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er, der Besuch von Papst Franziskus im Heiligen Land könnte neue Impulse für den Frieden im Nahen und Mittleren Osten bringen.

Seit Samstag war Weihbischof Renz im Heiligen Land unterwegs, die ersten beiden Tage war er im Gaza-Streifen. Dort feierte er mit den Gemeinden Gottesdienst, er besuchte Heime mit geistig beeinträchtigen Kindern und eine christliche Ausbildungsstätte für Jugendliche, die Handwerksberufe erlernen.

„Wir haben durchaus gespürt, dass die Atmosphäre bedrückt ist. Etwa die Hälfte der 1,5 Millionen Menschen die auf diesem nur etwa 40 Kilometer langen Gaza-Streifen leben, sind ja unter 18 Jahren, sie sind also Kinder oder Jugendliche. Wir haben gemerkt, dass sie kaum eine Zukunftschance haben, weil sie aus diesem Landstrich nicht herauskommen und innerhalb des Landes gibt es etwa 50 Prozent Arbeitslosigkeit. Trotzdem ist bei den Christen immer wieder deutlich geworden, sie geben die Hoffnung nicht auf. Hoffnung wider alle Hoffnungslosigkeit. Das war eine ganz interessante und sehr nachdenklich machende Erfahrung im Gaza-Streifen.“

Die Bischofsdelegation wollte im Heiligen Land unter anderem auch, „zielgerichtete Maßnahmen für Gerechtigkeit und Frieden im Land“ ausloten. Welche Anregungen nimmt der Weihbischof von seiner Reise mit?

„Als Zeichen der Solidarität würde ich mir wünschen, dass jede Pilgergruppe, die ins Heilige Land aufbricht, im Reiseprogramm eine Begegnung mit Christen vor Ort hat. Das kann zum Beispiel an einem Abend im Hotel sein. Einfach Christen, die hier leben, zum Austausch einladen. Dieses Zeichen der Solidarität, dass wir sie direkt besuchen, den direkten Kontakt mit ihnen suchen, so wie wir das jetzt mit unserer Bischofsdelegation in den letzten Tagen versucht haben, das wäre glaube ich ein ganz wichtiges Zeichen, dass die Menschen hier nicht verlassen und vergessen sind.“

Maßnahmen für Frieden und Gerechtigkeit – Papstbesuch macht Hoffnung

Die Kirche kann also durch Zeichen der Solidarität und Hoffnung helfen. Konkret am Frieden arbeiten müssen aber dann andere, so Renz:

„Das ist sicherlich eine Frage der Politik. Da sind wir als Kirche natürlich nicht kompetent genug und wir haben auch nicht das Mandat dafür. Da haben wir auch eine gewisse Hilflosigkeit erlebt. Ein Bischof sagte: ,Ich gehe jetzt nach Hause mit mehr Fragen als mit Antworten.‘ Es bleiben tatsächlich viele offene Fragen, wenn man hier im Heiligen Land war, aber wir sollen den Menschen Mut machen, das ist etwas ganz Wichtiges.“

Zeugen der Hoffnung sein, das sei eine tägliche Herausforderung in diesem Land. Doch Frustration berge die Gefahr von Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, macht der Weihbischof im Gespräch mit unserer Korrespondentin vor Ort deutlich. Ein Hoffnungsstreif am Horizont: Die geplante Reise von Papst Franziskus ins Heilige Land im Mai:

„Ich glaube, dass viele sich auf dieses Ereignis freuen. Der Papst ist ja eine weltweit so geachtete Persönlichkeit – er ist zum Mann des Jahres 2013 gewählt worden. Ich denke, dass die ganze Welt gerne auf ihn hört und seine Zeichen vor allem sehr gut wahrnimmt.“

Auch wenn der Besuch des Heiligen Vaters im Heiligen Land mit drei Tagen recht kurz sein wird, ist Renz guter Dinge, dass der Papst Zeichen setzen wird, die die Weltöffentlichkeit wahrnimmt. Franziskus werde ganz sicher die richtigen Worte finden:

„Klare Worte, um das Unrecht und die Missachtung der Menschenrechte, die es hier zu Hauf gibt, die Knebelung der Bevölkerung – dass er diese furchtbaren Zustände unter denen nicht nur die Christen sondern auch die Muslime, die Juden – alle leiden unter dieser Situation – dass er diese Probleme anspricht. Ich hoffe, dass es durch diesen Besuch von Papst Franziskus einen neuen Impuls für den Friedensprozess im Nahen und Mittleren Osten gibt.“

Hinweis:
Das vollständige Abschluss-Kommuniqué zum Internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land mit der Erklärung der teilnehmenden Bischöfe finden Sie im Internet auf dbk.de.
(rv/pm 16.01.2014 sta)








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