Tauran zu Syrien-Verhandlungen: „Entweder ein Resultat oder eine Katastrophe“
„Die Welt erwartet
sich von den Syrien-Friedensverhandlungen ‚Genf 2’ etwas sehr Positives – wirkliche
Schritte hin zum Frieden.“ Das sagte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran im Interview
mit Radio Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog
hatte am Montag im Vatikan hinter verschlossenen Türen die Arbeiten einer Vatikan-Konferenz
eröffnet, bei der Wege zum Frieden in Syrien erörtert wurden. ‚Genf 2’, eine internationale
Konferenz zum selben Thema, startet in einer Woche in der Schweiz.
„Wir
haben alle sehr auf der Notwendigkeit bestanden, dass in Genf alle Akteure aus der
Region und darüber hinaus präsent sind.“ – Alle Akteure, also auch der Iran? – „Ja,
denn das Nuklearabkommen war ja schon ein sehr positiver Schritt, und man hofft, dass
das jetzt „ansteckend“ sein kann. Es ist unerlässlich, dass auch der Iran bei ‚Genf
2’ vertreten ist!“
Dem Papst seien die Ergebnisse der Syrienkonferenz
im Vatikan übermittelt worden; jetzt könne Franziskus entscheiden, in welcher Form
der Heilige Stuhl den Prozess weiter begleiten soll.
„Ich denke, es wird
eine Initiative des Heiligen Stuhls geben, aber was für eine, das lässt sich heute
unmöglich sagen. Mit Sicherheit ist jedoch ‚Genf 2’ ein sehr wichtiger Moment:
Entweder gibt es dort Resultate, oder es kommt zu einer Katastrophe!“
„Vatikan-Haltung
hat Gewicht“
Am Montag – einen Tag nach der Vatikankonferenz zu Syrien
– war US-Außenminister John Kerry zu einem Gespräch im Vatikan. Für Tauran ist das
ein Zeichen dafür, dass die Stimme des Vatikans im internationalen Konzert nicht untergeht.
„Sie
wird gehört, daran besteht kein Zweifel – auch wenn dann nicht immer gleich Fakten
folgen. Der Heilige Stuhl ist eine moralische Macht, dahinter steht eine diplomatische
Geschichte, die ihr Gewicht hat. Im allgemeinen hört man die Stimme des Heiligen Stuhls.
Die große Popularität von Papst Franziskus bringt es mit sich, dass auch die politischen
Führer neugierig und ein bisschen beeindruckt sind.“
Der französische
Kardinal, der auch lange im vatikanischen Staatssekretariat gearbeitet hat, setzt
vor allem auf die UNO, um zu einer Friedenslösung für Syrien zu finden.
„Kapitel
sechs und sieben der Charta der Vereinten Nationen zeigen sehr klar, was zu tun ist,
wenn der Friede bedroht ist, wie in diesem Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass
die Verantwortlichen der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen: Sie haben alle
diese Charta unterschrieben!“
In den zwei genannten Kapiteln geht es um
die „friedliche Beilegung von Streitigkeiten“ bzw. um „Maßnahmen bei Bedrohung oder
Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. Dabei wird detailliert geregelt, unter
welchen Bedingungen der UNO-Sicherheitsrat bei einem Konflikt wie dem syrischen „dringende
militärische Maßnahmen“ anordnen darf.