Südsudan: „Die einzige Lösung ist ein politischer Dialog“
Die Lage im Südsudan
verschlechtert sich weiter: Die Kämpfe zwischen den Anhängern von Präsident Salva
Kiir und dem ehemaligen Vize-Präsidenten Riek Machar haben sich mittlerweile auf sieben
der zehn Staaten des Landes ausgeweitet. Die Basis-Gemeinschaft Sant’Egidio ist mit
einer Delegation zu den Verhandlungen über die Krise im Südsudan nach Addis Abeba
gereist. In der äthiopischen Hauptstadt will die Gemeinschaft zwischen den beiden
Parteien vermitteln und die laufenden Verhandlungen stärken. Im Gespräch mit Radio
Vatikan berichtet Mauro Garofalo, der bei Sant’Egidio für die internationalen Beziehungen
zuständig ist:
„Während der Friedensverhandlungen kommt es gleichzeitig
weiter zu Kämpfen. Wir wissen, dass es gerade wieder Tote im Norden von Juba gab,
nur 15 Kilometer von Bor entfernt. Es gibt politische Häftlinge und Rebellen, die
die Regierung in Juba gefangen hält, es gibt Rebellenangriffe auf Städte. Das größte
Problem ist, dass dieses Land seine Unabhängigkeit fast wie durch ein Wunde und gegen
großen Widerstand erlangt hat, aber nicht wirklich am Staat und an der Einheit gearbeitet
hat.“
Garofalo betont, dass die Kämpfe keinesfalls interreligiös seien
und auch nicht ethnisch begründet: „Es eine politische Konfrontation, bei der er um
die Aufteilung der Macht geht“, sagt er bestimmt. Die humanitäre Lage sei schrecklich,
es gebe eine Menge Tote und Flüchtlinge. Dazu sei das Land ohnehin schon instabil
gewesen, der aktuelle Konflikt bringe den Südsudan zusätzlich zum Wanken.
„Der
Staat ist schon in Gefahr: ein paar Jahre, ein paar Monate nach der Unabhängigkeit
ist schon die Krise ausgebrochen. Die werfen alles, was sie in den Verträgen erreicht
haben, gerade in den Mülleimer. Man wird ihnen helfen müssen, damit sie wieder zu
einer Art Kooperation zurückkommen. Der einzige Austausch, den sie im Moment haben,
sind die Kämpfe. Das muss man als erstes lösen, danach kann man weitersehen, aber
die Lage ist sehr schwierig.“
Die Situation sei so vertrackt, dass das
Land Hilfe von außen braucht, meint der Experte von Sant’Egidio:
„Allem
voran muss man da die Afrikanische Union um Hilfe bitten. Das ist ja kein Zufall,
dass die Verhandlungen in Addis Abeba stattfinden. Der einzige Weg zu einer Lösung,
den ich sehe, ist ein politischer Dialog, denn es handelt sich um ein und dieselbe
Partei. Die müssen untereinander einen Weg finden, um zu reden und wieder zu kooperieren.
Später wird es sicher ein Abkommen über eine Teilung der Macht brauchen, das wird
man dann sehen, aber jetzt geht es vor allem um eine politische Vermittlung zwischen
beiden Seiten.“