Syrien: Nonnen-Entführung zeigt „Krise der arabischen Kultur“
Die Entführung der zwölf orthodoxen Nonnen aus einem Kloster in Maalula ist als Zeichen
einer „tiefgehenden Krise der arabischen Kultur“ anzusehen, was der „Verlust jeglicher
religiösen Sensibilität“ auf Seiten der Entführer beweise. Dies betonte der maronitische
Erzbischof von Beirut, Boulos Matar, in der libanesischen Hauptstadt bei einem ökumenischen
Fürbittgottesdienst für die in Syrien entführten Nonnen. An dem Gottesdienst nahmen
auch syrisch-orthodoxe, chaldäisch-katholische, griechisch-katholische und syrisch-katholisch
Bischöfe sowie zahlreiche Priester der verschiedenen christlichen Kirchen teil. Organisiert
wurde der Gottesdienst vom TV-Sender „Lumiere d'Orient“, einem der christlichen Kanäle
der Gruppe „Tele-Lumiere“.
In seiner Predigt bezeichnete Erzbischof Matar die
Entführung der Nonnen und die bereits am 22. April 2013 erfolgte Entführung der beiden
Aleppiner Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim (syrisch-orthodox) und Boulos
Yazigi (griechisch-orthodox) als besonders gravierende Aspekte des syrischen Bürgerkriegs.
Im „Licht dieser Ereignisse“ werde deutlich, dass eine schwerwiegende Kultur-Krise
Syrien und die anderen nahöstlichen Staaten heimsuche. Die Entführer hätten offensichtlich
den Sinn für die auch von ihrem Glauben betonten Werte verloren. Auch wenn es sich
um Handlungen von Einzelpersonen handle, müssten sie doch im größeren Zusammenhang
gesehen werden und stellten die Grundfrage nach den Beziehungen zwischen Christen
und Muslimen im Machrek (dem arabischen Osten im Gegensatz zum Maghreb, dem arabischen
Westen).
Der Generaldirektor von „Tele Lumiere“, Jacques Kallassi, betonte
seinerseits, es sei zu befürchten, dass eine ganze Generation heranwachse, die „an
nichts anderes glaubt, als an das Geld, die Waffen, die Macht und die Herrschaft“.
Aber die Christen würden sich durch nichts und niemanden zwingen lassen, ihre Heimat
zu verlassen.