2014-01-03 10:32:28

Papstmesse mit Jesuiten: Die Sehnsucht, die Welt verändern zu wollen


RealAudioMP3 Nur die geistliche Unruhe ist der Antrieb, der auf den Weg Jesu führt. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitag in seiner Predigt in der Jesuitenkirche „Il Gesù“ in Rom. Der Papst feierte mit seinen Ordensbrüdern das Namensfest des Ordens, der offiziell „Gesellschaft Jesu“ heißt. Den Namen Jesu zu tragen bedeute, seinem Kreuz nachzufolgen, so der Papst. Dabei gehe es darum, wie Jesus zu denken und zu sehen, das Gute zu wollen wie Er, auf dem Weg zu sein wie Er und das zu tun, was Er getan habe, führte Franziskus aus. Dazu müsse man selbst „leer werden“.

„Jeder von uns Jesuiten, der Jesus nachfolgt, muss bereit sein, sich leer zu machen. Zu diesem ,Geringerwerden‘ sind wir gerufen: Ganz leer zu sein. Menschen zu sein, die nicht um sich selber kreisend leben, denn die Mitte der Gesellschaft [Jesu – des Jesuitenordens, Anm. d. Red] ist Christus und seine Kirche. Und Gott ist immer größer, ,Deus semper maior‘, Gott überrascht immer. Und wenn Gott, der überrascht, nicht mehr in der Mitte steht, dann ist der Gesellschaft [Jesu] ohne Orientierung.“

Jesuit zu sein bedeute, noch nicht fertig zu sein mit dem Denken, immer den Horizont, die Herrlichkeit Gottes vor Augen zu haben. Das mache unruhig, und diese Unruhe sei gut, fuhr der Papst fort.

„Als Sünder können wir uns fragen, ob unser Herz diese Unruhe der Suche bewahrt hat, oder ob es im Gegenteil geschrumpft ist. Wir fragen uns, ob unser Herz in Spannung ist: Ein Herz, dass sich nicht schlafen legt, das sich nicht in sich selbst abschließt, sondern das im Rhythmus des mit allen Gläubigen gemeinsam zu gehenden Weges schlägt. Nur diese Unruhe gibt dem Herzen eines Jesuiten Frieden. Es ist diese Unruhe, die uns bereit macht, das Geschenk der seelsorgerischen Wirksamkeit zu empfangen. Ohne Unruhe sind wir steril.“
Die Messe feierte der Papst mit den Jesuiten auch als Dankmesse für Peter Faber, einen Jesuiten aus der Gründergeneration, den Franziskus am 17. Dezember per Dekret heiliggesprochen hatte. Franziskus hegt eine besondere Verehrung für ihn und ging auch in der Predigt auf den neuen Heiligen ein. Pater Faber sei, wie ein zweiter Daniel, ein Mann voller Sehnsüchte gewesen, so der Papst: ein bescheidener, sensibler und tiefer Mensch, zitierte Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI.

„Vor allem war er ein unruhiger Geist, niemals zufrieden. Ein authentischer Glaube schließt immer eine tiefe Sehnsucht ein, die Welt verändern zu wollen. Das ist die Frage, die wir uns stellen: Haben auch wir noch große Visionen und Schwung? Sind wir noch kühn? Wollen unsere Träume Großes?“

Das Gegenteil sei Mittelmäßigkeit in der Seelsorge und in der Arbeit, so der Papst weiter. Die Kraft der Kirche liege nie nur in der Fähigkeit zur Organisation, sondern in den Tiefen Gottes, erinnerte er hier. Noch einmal auf die Sehnsüchte eingehend sprach er davon, dass gerade in ihnen Peter Faber die Stimme Gottes vernommen habe. Ohne Sehnsüchte gehe es nirgendwohin, und deswegen müsse man mit seinen Sehnsüchten vor Gott hintreten, wie bei Faber:

„Seine Vertrautheit mit Gott hat ihn verstehen lassen, dass innere Erfahrung und das apostolische Leben immer zusammen gehen.“

Wie bei Faber ginge es darum, die Frohe Botschaft mit Geschwisterlichkeit und Liebe zu verkünden, so der Papst, nicht mit Verurteilungen und mit dem Stock.

„Wenn wir nicht dasselbe Verlangen haben, dann müssen wir demütig im Gebet darum bitten, mit stiller Kraft, dass der Herr uns wieder fasziniere, ohne jede Kontrolle. (…) Wir sind Menschen unter Spannung, wir sind auch widersprüchliche Menschen, inkohärent, Sünder, wir alle. Aber wir sind Menschen, die in Jesu Blick leben wollen. Wir sind klein, wir sind Sünder, wir sind Egoisten, aber trotzdem wollen wir ein Leben der großen Sehnsüchte leben. Erneuern wir unsere Hingabe an den ewigen Herrn des Universums, dass wir mit der Fürsprache Seiner Mutter wollen, wünschen und leben können wie Jesus, der leer wurde.“
Und eine altes Gebet der Jesuiten zitierend schloss er: „Bitten wir die Madonna, dass wir ihrem Sohn zugesellt werden.“

(rv 03.01.2013 ord)








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