2013-12-30 11:49:18

Russland: „Wolgograd ist ein heiliger Ort“


RealAudioMP3 Wieder Tote in Russland – bei einem neuen Anschlag in Wolgograd (dem ehemaligen Stalingrad) im Süden des Landes sind an diesem Montagmorgen mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Bereits am Freitag und Sonntag hatte es Explosionen gegeben: Im nordkaukasischen Pjatigorsk riss eine Autobombe drei Menschen mit in den Tod, im unweit davon gelegenenen Wolgograd detonierte ein Sprengsatz im Hauptbahnhof und tötete 17 Menschen, rund 50 wurden dabei verletzt. Die Anschläge werden allgemein im Zusammenhang mit den im Februar beginnenden olympischen Winterspielen in Sotschi gesehen. Nach dem Anschlag vom Sonntag hatte Präsident Wladimir Putin landesweit schärfere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Das Polizeitaufgebot an Flughäfen, Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen wurde verstärkt, zugleich wies Putin die Ermittler an, die Drahtzieher der Anschläge so schnell wie möglich zu fassen. Von denen fehlt allerdings nach wie vor jede Spur.

Beobachter sehen in den neuen Attacken eine Handschrift des Terrors. Dafür gibt es laut dem Sicherheitsexperten Mark Sleboda von der Moskauer Staatsuniversität in Russland leider Vorlagen: „Wir haben ja in der Vergangenheit schon mehrere Male Angriffe auf Züge und Metrostationen in Moskau erlebt. Ich gehe davon aus, dass das einkalkuliert wird – solche Taten wirken sich extrem spaltend auf die russischen Gesellschaft aus. Sie schaffen eine Atmosphäre des Terrors, jeder Bürger, die Mehrheit der Gesellschaft, kann betroffen sein, wenn sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt.“

Wolgograd, wo sich bereits Ende Oktober ein ähnlicher Anschlag in einem Linienbus ereignete, sei -als ehemaliges Stalingrad- im kollektiven Gedächtnis der Russen ein „heiliger Ort“, erklärt der russische Journalist Sergey Strokan gegenüber Radio Vatikan. Dass gerade hier mutmaßlich Terroristen wieder zuschlugen, wundert ihn nicht: „Wenn man an die Geschichte des Zweiten Weltkrieges zurückdenkt, sieht man, dass dieses Land erinnert wird als Monument der Unbesiegbarkeit des sowjetisch-russischen Volkes. Terroristen wollen möglicherweise zeigen, dass solche Symbole nicht mehr existieren.“

In Russland geht man davon aus, dass die Hintermänner der Anschläge die Olympischen Winterspiele stören wollen, die in wenigen Wochen in Sotschi am Schwarzen Meer beginnen. Wolgograd liegt in der Nähe des Nordkaukasus, einer überwiegend muslimischen Provinz, wo militante Muslime einen Islamischen Staat errichten wollen. Die letzte Gewalt ereignet sich, nachdem der islamische Führer und tschetschenische Kriegsherr Doku Umarov seine Kämpfer dazu aufrief, die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Russland zu stören. Bisher hat sich allerdings noch keine Gruppe zu den Anschlägen bekannt.

Die Angst vor neuen Anschlägen in Russland reißt derweil nicht ab - so wurde in Moskau an diesem Montag der Rote Platz nach einem Bombenalarm evakuiert. Das berichtete der russische Fernsehsender Ntv. Zu einer Explosion kam es aber nicht.

(rv/diverse 30.12.2013 pr)








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