Wieder Tote in Russland
– bei einem neuen Anschlag in Wolgograd (dem ehemaligen Stalingrad) im Süden des Landes
sind an diesem Montagmorgen mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Bereits am
Freitag und Sonntag hatte es Explosionen gegeben: Im nordkaukasischen Pjatigorsk riss
eine Autobombe drei Menschen mit in den Tod, im unweit davon gelegenenen Wolgograd
detonierte ein Sprengsatz im Hauptbahnhof und tötete 17 Menschen, rund 50 wurden dabei
verletzt. Die Anschläge werden allgemein im Zusammenhang mit den im Februar beginnenden
olympischen Winterspielen in Sotschi gesehen. Nach dem Anschlag vom Sonntag hatte
Präsident Wladimir Putin landesweit schärfere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Das
Polizeitaufgebot an Flughäfen, Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen wurde verstärkt, zugleich
wies Putin die Ermittler an, die Drahtzieher der Anschläge so schnell wie möglich
zu fassen. Von denen fehlt allerdings nach wie vor jede Spur.
Beobachter sehen
in den neuen Attacken eine Handschrift des Terrors. Dafür gibt es laut dem Sicherheitsexperten
Mark Sleboda von der Moskauer Staatsuniversität in Russland leider Vorlagen: „Wir
haben ja in der Vergangenheit schon mehrere Male Angriffe auf Züge und Metrostationen
in Moskau erlebt. Ich gehe davon aus, dass das einkalkuliert wird – solche Taten wirken
sich extrem spaltend auf die russischen Gesellschaft aus. Sie schaffen eine Atmosphäre
des Terrors, jeder Bürger, die Mehrheit der Gesellschaft, kann betroffen sein, wenn
sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt.“
Wolgograd, wo sich bereits Ende
Oktober ein ähnlicher Anschlag in einem Linienbus ereignete, sei -als ehemaliges Stalingrad-
im kollektiven Gedächtnis der Russen ein „heiliger Ort“, erklärt der russische Journalist
Sergey Strokan gegenüber Radio Vatikan. Dass gerade hier mutmaßlich Terroristen wieder
zuschlugen, wundert ihn nicht: „Wenn man an die Geschichte des Zweiten Weltkrieges
zurückdenkt, sieht man, dass dieses Land erinnert wird als Monument der Unbesiegbarkeit
des sowjetisch-russischen Volkes. Terroristen wollen möglicherweise zeigen, dass solche
Symbole nicht mehr existieren.“
In Russland geht man davon aus, dass die Hintermänner
der Anschläge die Olympischen Winterspiele stören wollen, die in wenigen Wochen in
Sotschi am Schwarzen Meer beginnen. Wolgograd liegt in der Nähe des Nordkaukasus,
einer überwiegend muslimischen Provinz, wo militante Muslime einen Islamischen Staat
errichten wollen. Die letzte Gewalt ereignet sich, nachdem der islamische Führer und
tschetschenische Kriegsherr Doku Umarov seine Kämpfer dazu aufrief, die Ausrichtung
der Olympischen Winterspiele in Russland zu stören. Bisher hat sich allerdings noch
keine Gruppe zu den Anschlägen bekannt.
Die Angst vor neuen Anschlägen in
Russland reißt derweil nicht ab - so wurde in Moskau an diesem Montag der Rote Platz
nach einem Bombenalarm evakuiert. Das berichtete der russische Fernsehsender Ntv.
Zu einer Explosion kam es aber nicht.