Zollitsch: Debatte über Umgang mit Geschiedenen geht weiter
Die Debatte über den Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen
ist nach Ansicht von Erzbischof Robert Zollitsch nicht vom Tisch. Heutzutage scheiterten
in Ländern wie Deutschland bis zu 40 Prozent der Ehen, sagte der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz der „Welt am Sonntag“. „Damit stellt sich uns als Kirche die Frage:
Wie sollen wir mit den Betroffenen umgehen?“ Erneut verteidigte Zollitsch vor diesem
Hintergrund die Handreichung des Freiburger Seelsorgeamtes zum Umgang mit wiederverheirateten
Geschiedenen. Er werde die dort erarbeiteten Positionen auch in die von Papst Franziskus
für den Oktober 2014 einberufene Weltbischofssynode zu Ehe und Familie einbringen.
Dabei fühle er sich durch die Botschaften des Papstes bestärkt, sagte Zollitsch. Franziskus
spreche viel von der Nähe zu den Menschen. „Ich denke, das kann eine gute Orientierung
sein auch im Umgang mit den zivil Wiederverheirateten“, so Zollitsch wörtlich.
„Präfekt
ist nicht Papst“ Kritik an dem Papier hatte unter anderen der Präfekt der
Glaubenskongregation im Vatikan, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, formuliert. Die
darin enthaltenen Anweisungen stünden nicht im Einklang mit der katholischen Lehre,
so Müller. Der Entwurf sei deswegen „zurückzunehmen und zu überarbeiten“. Dies sei
die Einschätzung des Präfekten, so Zollitsch. „Die entspricht der Tradition, die er
vertritt.“ Der weitaus überwiegende Teil der Menschen aber, die sich zu Wort meldeten,
hätten sich positiv zum Entwurf des Seelsorgeamtes geäußert. Ihm gehe es darum, auf
dem Wege von Kollegialität und Dialog nach Lösungen in der Kirche zu suchen. Grundsätzlich
gelte bei Kritik aus den Kongregationen im Vatikan für ihn die Maxime: „Ein Präfekt
ist nicht der Papst.“
Keine Enttäuschung Auf die Frage, ob
er enttäuscht sei, dass er als erster Vorsitzender der Bischofskonferenz nicht zum
Kardinal ernannt worden sei, antwortete der Erzbischof, sein Bistum zähle nicht wie
München, Köln oder Berlin zu den deutschen Diözesen, deren Bischöfe traditionell auch
Kardinäle würden. Alle anderen Kardinalsernennungen deutscher Ortsbischöfe seien große
Ausnahmen gewesen wie etwa bei seinem Vorgänger als Konferenz-Vorsitzendem, dem Mainzer
Kardinal Karl Lehmann. Er selbst, so Zollitsch, habe sich mit dem Thema innerlich
nie befasst. „Jedenfalls fühle ich mich nicht übergangen“, sagte Zollitsch.