Italien: Caritas fordert Abschaffung von Aufnahmelagern
Caritas Italien fordert
die Abschaffung von Aufnahmelagern für Flüchtlinge. Damit reagiert der Verband auf
die jüngsten Berichte über schwere Missstände im Aufnahmelager für Flüchtlinge auf
Lampedusa. Die schockierende Vorkommnisse auf der Mittelmeerinsel hätten erneut gezeigt,
dass diese Lager „Teil einer überholten Flüchtlingspolitik“ seien, die „zu oft“ über
offenkundige Menschenrechtsverletzungen hinweggehe, sagte Oliviero Forti, der Leiter
der Flüchtlingsbüros des Verbandes, am Wochenende gegenüber Radio Vatikan.
Nach
den jüngsten Vorkommnissen auf Lampedusa müsse die Insel ein Aufnahmezentrum erhalten,
das diesen Namen auch wirklich verdiene, so Forti. Zugleich kündigte er an, dass der
italienische Caritasverband im Februar selbst ein Zentrum für Flüchtlingshilfe auf
der Mittelmeerinsel eröffnen werde. Papst Franziskus war im Juli auf Lampedusa mit
Flüchtlingen zusammengetroffen und hatte eine bessere Behandlung dieser Menschen gefordert.
Nach
Fernsehbildern von entwürdigenden Prozeduren zur „Desinfektion“, die ein Insasse mit
seinem Mobiltelefon aufgenommen hatte, hatte die italienische Regierung das Lager
auf Lampedusa zu Weihnachten nahezu vollständig räumen lassen. 169 der 186 Flüchtlinge
im Zentrum wurden nach Sizilien gebracht. Die Bilder hatten landesweit Empörung hervorgerufen
und die EU-Kommission in Brüssel auf den Plan gerufen, die mit Maßnahmen gegen Italien
drohte. Zudem zeigte das italienische Fernsehen Aufnahmen von Schlaflagern unter freiem
Himmel.
Das Aufnahmelager Lampedusa zählt zu den gut ein Dutzend Zentren in
Italien, in denen die Flüchtlinge eigentlich nur für die Prozedur der Identifizierung
bleiben sollen. Die maximal vorgesehene Aufenthaltsdauer von 96 Stunden wird jedoch
häufig überschritten. Nach Angaben eines italienischen Abgeordneten, der sich vor
Weihnachten in das Zentrum auf Lampedusa einschleuste, befanden sich dort zu diesem
Zeitpunkt noch immer Überlebende der Flüchtlingstragödie vom 3. Oktober.