50 Jahre Kinderhilfe Bethlehem: Partei ergreifen für die Leidenden
Die Kinder von Bethlehem spielen in der Weihnachtsgeschichte eine besondere Rolle,
die der unschuldig leidenden und der Machtspiele Herodes` zum Opfer fallenden. Das
Leid der Kinder besteht aber auch heute noch, aus ganz anderen Gründen aber dafür
um so hartnäckiger. Ein einziges Kinderkrankenhaus in Bethlehem versucht hier medizinisch
zu helfen.
Ein Krankenhaus, spezialisiert
auf Kinder und Familien, ein einmaliges Projekt in Palästina. Der Trägerverein, die
Kinderhilfe Bethlehem, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt, 1963 gegründet unterstützt
er seit ihren Anfängen das Krankenhaus, aber nicht nur das.
„Die Kinderhilfe
Bethlehem bietet etwas an, was sonst niemand gemacht hat“, sagt Oliver Müller,
Leiter von Caritas International Freiburg und Mitglied im Vorstand der Kinderhilfe
Bethlehem. „Nämlich Hilfe für Kinder und Jugendliche in Bethlehem und im Westjordanland,
wo die Verhältnisse nach wie vor schwierig sind, dramatisch sind und diese tägliche
Hilfe für ja mehr als 100 Patienten täglich dort, ist ein ganz wichtiger Bestandteil
für das Leben, für das Überleben in Bethlehem und Umgebung.“
Das Caritas-Baby-Hospital
in Bethlehem ist das bekannteste Projekt des Vereins, es war auch der Grund für die
Gründung für den Verein vor 50 Jahren, erklärt Müller „Das Babyhospital in Bethlehem,
dass ja der Kern des Engagements der Kinderhilfe Bethlehem ist, ist aus ganz kleinen
Anfängen heraus entstanden. Ja, in wenigen Zimmern und wurde dann sukzessive aufgebaut.
Das hat viel Engagement erfordert, der Organisation Kinderhilfe Bethlehem aber vor
allem das Engagement unzähliger Spender, die durch ihre stete Unterstützung über Jahrzehnte
hinweg dazu beigetragen haben, dass wir heute ein großes ja sehr respektables Hospital
in Bethlehem haben, das sehr modern ausgestattet ist, dass eine Intensivstation hat,
aber vor allem auch ambulant unzähligen Menschen täglich beistehen kann.“
Das
Babyhospital befinde sich in Sichtweite von den acht Meter hohen Mauern, die von der
israelischen Regierung zur Abgrenzung ihres Territoriums vom Palästinensergebiet aufgebaut
wurden. Damit sei es neben der Hilfe für die Kinder auch ein wichtiges Zeichen der
Präsenz im Heiligen Land inmitten all der Probleme und Spannungen, berichtet Müller.
„Diesen vielen Schwierigkeiten nicht zu weichen, sondern den Menschen dort
beizustehen in ihren Sorgen, Nöten auch in ihrem Leid, das ist eigentlich das faszinierende
Element an der Kinderhilfe Bethlehem. Dahinter stehen sehr viele Menschen, die dort
gearbeitet haben, die mitgeholfen haben, die es besuchen. Es gibt jährlich viele Besucher,
die auf ihrer vielleicht touristischen Reise dort einen Abstecher hin machen, aber
natürlich auch die Spender in Deutschland, die sich diesem Anliegen verpflichtet wissen.“
Oliver
Müller sieht das Engagement also nicht rein medizinisch, sondern als Beitrag für den
Frieden im Heiligen Land. Es sei ein Zeichen des interreligiösen Dialoges und darüber
hinaus Praxis des Dialoges, wenn dort Sozialarbeit mit Müttern oder Gruppen geschehe,
dann baue das am Frieden mit. Der sei aber nach wie vor in weiter Ferne.
„Was
uns in der Kinderhilfe Bethlehem bedrückt ist die weiterhin sehr unklare politische
Zukunftsperspektive. Die Situation der palästinensischen Bevölkerung hat sich in einigen
Bereichen verbessert in den letzten Jahren, in anderen aber auch verschlechtert. Hier
sind der Bau von Siedlungen zu nennen, die oftmals den Zugang der palästinensischen
Bevölkerung zu ihren Feldern erschweren. Hier ist aber auch die Unsicherheit und vor
allem auch die hohe Arbeitslosigkeit zu nennen. Viele der Menschen dort, sehen keine
wirkliche Perspektive. Die Aufgabe der Kinderhilfe Bethlehem wird sein, die Menschen,
die dort bleiben, ihnen beizustehen und sie nach Möglichkeit zu unterstützen.“
Ein
Hindernis für die Hilfe ist nach wie vor die Teilung der Palästinensergebiete in Westjordanland
und Gazastreifen, aus letzterem sei es praktisch bis heute unmöglich, ins Hospital
zu kommen, berichtet Oliver Müller. „Ich würde mir wünschen, dass wir diese medizinischen
Dienste auch für Kinder und Jugendliche im Gazastreifen anbieten können, das wäre
sicherlich extrem notwendig und wichtig, weil mir nicht bekannt ist, dass es da eine
vergleichbare gute Gesundheitsversorgung gibt.“
Das Engagement aus Europa
zeige, dass der Kirche und den Gläubigen die Situation im Heiligen Land, in Israel
sehr am Herzen liege. Durch das Projekt werde Partei ergriffen für die Leidenden,
Not und Ungerechtigkeit würden eine Stimme bekommen.
„Was mich beeindruckt,
wenn ich dort bin, ist zunächst mal die ganz konkrete Hilfe. Eine professionelle Hilfe,
eine medizinische Behandlung auf hohem Niveau, die wir anbieten können. Das ist zunächst
mal das Allerwichtigste, weil, wir wollen den Kindern ja nachhaltig helfen, gesund
zu werden. Was mich auch immer wieder beeindruckt das ist, dass die Kinderhilfe Bethlehem
mehr bietet als nur die Behandlung, die man braucht, wenn man krank ist, sondern über
den Tag hinaus eigentlich mit den Menschen arbeitet. Also eben den Müttern beisteht.
Sie dabei schult ihre Kinder gesund zu ernähren, auch mit erkrankten Kindern richtig
umzugehen und schließlich wirkt die Kinderhilfe Bethlehem über Projekte, die sie unterstützt
ja auch noch über das Babyhospital hinaus und das ist ein wichtiger humanitärer Aspekt
aber es ist auch ein wichtiges Zeichen der Versöhnung.“
Hintergrund Die
Kinderhilfe Bethlehem ist ein gemeinnütziges Hilfswerk, das im Zuge des Aufbaus des
Hospitals (seit 1952) entstand, in diesem Jahr wird sie 50 Jahre alt. Mitglieder im
Verein sind deutsche und schweizer Bistümer, aber auch Einzelpersonen. Heute ist das
Kinderspital Betlehem das einzige auf Kleinkinder spezialisierte Kinderkrankenhaus
im Westjordanland und Gazastreifen. Eine halbe Million Kinder sind zu betreuen.