Fünfzig Flüchtlinge in einem römischen Zentrum für illegale Einwanderer sind in den
Hungerstreik getreten. Sie protestieren gegen den aufgezwungenen mehrmonatigen Aufenthalt
in dem Zentrum. Zugleich nähten sich einige von ihnen aus Protest gegen ihren Zwangsaufenthalt
den Mund zu. Aus Angst vor weiteren Selbstverstümmelungsaktionen wurden die Kontrollen
im Auffanglager verschärft. Bereits am Samstag hatten vier nordafrikanische Migranten
sich den Mund zugenäht. Sie wurden in der Zwischenzeit wieder in ihre Herkunftsländer
abgeschoben, berichten italienische Medien. Seit Tagen tobt in Italien ein Streit
über die Behandlung von Flüchtlingen auf Lampedusa. Bilder, die vom TV-Sender RAI
gesendet worden waren, zeigten, wie sich Migranten im dortigen Aufnahmezentrum reihenweise
im Freien nackt an einer Wand aufstellen mussten, um dann in der winterlichen Kälte
mit einem Mittel gegen die Krätze abgespritzt zu werden. Die Regierung hat daraufhin
den Vertrag mit der Genossenschaft aufgelöst, die für die Verwaltung des Flüchtlingslagers
auf der Insel Lampedusa zuständig war.
Aus Solidarität mit den Migranten ist
der italienische Mitte-links-Parlamentarier marokkanischer Abstammung, Khalid Chaouki,
am Sonntag in das Auffanglager Lampedusas eingezogen. Er werde seinen Protest nicht
aufgeben, bis alle 200 Flüchtlinge das Auffanglager verlassen hätten, sagte er.