2013-12-23 13:22:51

Slowenien: „Annus horribilis“


Politik und Kirche des Landes beenden ein „annus horribilis“. Das sagte der Vorsitzende der Slowenischen Bischofskonferenz, Andrej Glavan, in seiner Weihnachts- und Nationalfest-Botschaft. Der Bischof von Novo Mesto und Apostolischer Administrator der Erzdiözese Ljubljana verlas die Botschaft bei einer Messe im Dom von Laibach, bei der auch hochrangige Persönlichkeiten aus Diplomatie, Staat und Politik anwesend waren. Staat und Kirche hätten ein schwieriges Jahr hinter sich, so Glavan. Auf wirtschaftlicher Ebene gehe es weiter abwärts. Das Land verliere immer mehr den guten Ruf im internationalen Bereich. Soziale Ungerechtigkeit und Armut würden immer größer.

In der Kirche sei es zum absetzungsbedingten Verlust von zwei Erzbischöfen gekommen, heißt es weiter. Diese seien jedoch nicht die einzig Schuldigen für das durch verantwortungsloses Wirtschaften in der Erzdiözese Maribor entstandene Desaster. „Das brachte unter Priestern und Gläubigen große Verunsicherung“, so der Bischof wörtlich. Er fuhr fort: „In der aktuellen Krise sind wir eingeladen, den Glauben und die Hoffnung zu vertiefen und uns für die Grundwerte, für die Kultur des Herzens und der Heimat einzusetzen.“

Ein dramatischer Tag für Teile der slowenischen Kirche war zuletzt der 20. Dezember, denn das Bezirksgericht in Celje verurteilte am Freitag den ehemaligen Ökonom der Erzdiözese Maribor, Mirko Krasovec, wegen Anleitung zum Wirtschaftsbetrug zum Schaden der EU zu zwei Jahren Haft. Es handelte sich um die Scheinrechnungsaffäre für vorgebliche Arbeiten, die im Diözesanschloss Betnava getätigt worden sein sollen. Für die Renovierung des Schlosses waren auf Grundlage gefälschter Baudokumentationen 1,7 Millionen Euro aus Staats- und EU-Mitteln in nie durchgeführte Arbeiten geflossen. Sie wurden mittlerweile von der Erzdiözese Maribor zurückgezahlt.

Krasovec sei schuldig, so das Gericht, da er Hauptakteur bei diesem Projekt gewesen sei. Nach Einschätzung des Senats hatte er aber keinen Einfluss auf die Handlungen der früheren Geschäftsführerin der Schlossbetriebe, Dragica Marinic, weshalb er diesbezüglich freigesprochen wurde. Nach Meinung des Gerichts sei es um einen großen Vermögensvorteil für die Diözese gegangen, nicht jedoch um persönliche Bereicherung. Krasovec wiederholte folglich sein Argument, er müsse als Sündenbock herhalten.

Marinic war schon in Sommer für das Eingeständnis eigener Mitschuld beim Betnava-Projekt zu einer 23-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Auch weitere Beteiligte waren verurteilt worden. Kurz vor dem Zivilurteil veröffentlichte die Apostolische Nuntiatur in Slowenien eine Erklärung, der zufolge Krasovec den kirchlichen Untersuchungen zufolge als einer der Hauptschuldigen für das Finanzdesaster der Erzdiözese Maribor zu gelten habe.

(kap 23.12.2013 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.