Sri Lanka muss endlich einen inneren Aufklärungs- und Versöhnungsprozess auf den Weg
bringen. Dazu hat die katholische Kirche die Regierung und Opposition im Land aufgerufen.
Es brauche einen Friedensprozess im Land auf Grundlage einer Untersuchung der Kriegsverbrechen,
die im Kontext des Bürgerkrieges begangen wurden, appellierte Kardinal Malcolm Ranjith
in einem Hirtenbrief am 11. Dezember. Diese Aufklärung müsse von den verschiedenen
ethnischen Gruppen im Land getragen werden, Unstimmigkeiten und Misstrauen müssten
zum Wohle aller überwunden werden, schrieb der Erzbischof von Colombo und Vorsitzende
der Bischofskonferenz von Sri Lanka.
Die Schatten des Bürgerkrieges
lasten in Sri Lanka immer noch schwer auf dem Verhältnis der ethnischen Gruppen -
den überwiegend buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen. Die katholische
Kirche im Land bemüht sich um Dialog und Vermittlung; Katholiken sind in beiden ethnischen
Welten vertreten. Kein leichtes Unterfangen: Zwischen 80.000 und 100.000 Tote gab
es seit Kriegsbeginn laut Schätzungen der UNO. Und auch wenn der Jahrzehnte währende
Konflikt Mitte Mai 2009 offiziell für beendet erklärt wurde, gehen massive Menschenrechtsverletzungen
bis heute weiter, berichtet der deutsche Völkerrechtsexperte Manfred Hinz im Interview
mit Radio Vatikan:
„Die Tamilen stehen nach wie vor unter erheblichem Druck.
Wir haben Berichte über Verschwundene und über Folterungen zur Kenntnis nehmen müssen,
die uns nahebrachten, von einem bis heute fortdauernden Genozid zu sprechen.“
Hinz hat den Völkermord an den Tamilen in Sri Lanka als Teil einer international
besetzten Jury untersucht. Die Ergebnisse des Tribunals waren in diesen Tagen in Bremen
vorgestellt worden. Das ganze Interview mit dem Völkerrechtsexperten hören Sie durch
Anklicken des Lautsprechersymbols oben links. Die Fragen stellte Anne Preckel