Heiligsprechung von Pater Faber: Reformpriester und Patron der Exerzitien
Papst Franziskus hat Peter Faber heilig gesprochen. Das gab der Vatikan im Anschluss
an eine Audienz des Papstes für den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal
Angelo Amato, an diesem Dienstag bekannt. Faber war wie der Papst selber Jesuit und
gehörte zur Gründergeneration des Ordens, Franziskus hatte ihn zuletzt immer wieder
als Vorbild benannt. Wie bereits von Papst Benedikt XVI. praktiziert wurde das „gleichwertige“
Verfahren gewählt, das heißt es wird keine eigene Heiligsprechung geben, sondern Faber
wird direkt in den Heiligenkalender aufgenommen. Am kommenden 3. Januar wird der Papst
gemeinsam mit den Jesuiten Roms in der Ordenskirche Il Gesù eine Dankmesse feiern.
Faber ist an der Stelle beerdigt, wo später diese Kirche errichtet wurde.
Er war der erste Jesuit
in Deutschland, er gehörte gemeinsam mit Ignatius von Loyola und Franz Xaver zur Gründergeneration
des Ordens, er hatte mit ihnen gemeinsam studiert, war ihr Nachhilfelehrer, und sie
hatten sogar gemeinsam in einem Studienkolleg gewohnt: Aber während Ignatius und Xaver
berühmte Heilige wurden, bliebt Peter Faber merkwürdig unbekannt.
Für Papst
Franziskus ist er aber eines der wichtigsten Vorbilder, im Interview mit der Zeitschrift
Civiltà Cattolica hat er ihn als solches bezeichnet und auch Evangelii Gaudium, das
Lehrschreiben zur Reform von Kirche und geistlichem Leben, bezieht sich an einer Stelle
direkt auf ihn. Er sei ein „reformierter Priester“, ein Titel, der auch der gesamten
ersten Generation des Ordens gegeben wurde.
Bei Fabers kurzen Einsätzen in
Deutschland könne man sehr gut sehen, was diese Reform für ihn bedeute, erzählt Jesuitenpater
Klaus Schatz, Kirchengeschichtler in Frankfurt am Main.
„Er war in Worms,
in Regensburg, in Mainz und in Köln, wo er auf einen Katholizismus traf, der irgendwie
noch lebendig war. Er war in Städten, die irgendwie noch katholisch bleiben wollten.
Er fand natürlich vieles an Defizit und an Reformbedürftigkeit und Mängeln.“
Reform
durch innere Erneuerung
Nach der Reformation, während der letzten und
schließlich erfolglosen Versuche der Versöhnung zwischen der katholischen und den
sich etablierenden protestantischen Kirchen, kommt Faber insgesamt drei Mal nach Deutschland.
Die angesprochene Reformbedürftigkeit war groß, über hundert Jahre hatte es immer
wieder Beschwerden gegeben. Gleichzeitig hatten im Zuge der Reformation die konfessionellen
Verhärtungen bereits Form angenommen, Ausgleich und Gespräch zwischen den Parteien
wurden immer schwieriger.
„Seine Deutschlandaufenthalte waren nicht geplant.
Er kommt mehr oder weniger zufällig nach Deutschland in Begleitung des kaiserlichen
Gesandten Ortiz, mit dem er eigentlich nach Spanien reisen sollte. Er ist bei den
Religionsgesprächen in Worms und Regensburg dabei, 1540 und 1541. Vor allem ist er
konfrontiert mit der desolaten Situation des Katholizismus oder der Reste des Katholizismus
in Deutschland. Seine Bedeutung besteht eigentlich darin, dass er erkennt, dass das
Entscheidende ist, geistlich anzusetzen: durch Individualseelsorge und speziell durch
seine Exerzitien.“
Von Ignatius von Loyola ist das Lob überliefert, von
allen, die er kenne, könne Pater Faber die Exerzitien am besten begleiten. Sein berühmtester
geistlicher Schüler, der dann auch Jesuit wurde, war der spätere Heilige und Kirchenlehrer
Petrus Canisius, der zeitlebens seinen Respekt vor Faber bekundete. Faber kann also
als Patron der Exerzitien gelten.
Er ist immer wieder zwischen Hoffnung und
Resignation hin und her gerissen, sein Tagebuch berichtet ausführlich darüber. Er
gibt aber nicht auf, sondern setzt auf diese Exerzitien, die er nach Deutschland bringt.
Sie werden seine Antwort auf die Herausforderungen durch Krise und Reformation, so
Professor Schatz.
„Peter Faber ist sehr skeptisch gegenüber allen politischen
Versuchen, mit der Reformation in Deutschland fertig zu werden, sei es durch militärische
oder Verhandlungslösungen zu meinen, die Kirchenspaltung verhindern zu können. Für
ihn stellen sich die Probleme auf der persönlichen Ebene. Von da aus meinte er, die
entscheidende Antwort auf die Reformation sei auch nicht im Theologischen zu geben,
sondern durch Reform und Besinnung auf das Eigentliche. Wieweit er da jetzt
die letzten theologischen Wurzeln wirklich getroffen hat, ist eine andere Frage, ich
würde sagen Nein. Aber es war ein wesentlicher Aspekt, dass er solche, die katholisch
bleiben wollten, dazu hinführte, es dann auch entschieden zu sein und durch die Exerzitien
eine bewusstere Entscheidung zu vollziehen.“
„Das Herzstück der Reform“
Das
Novum der Exerzitien sei damals gewesen, dass diese nicht nur Geistliches meditierten,
sondern auf einen Wandel – eine Reform – des eigenen Lebens hin ausrichteten: Was
muss sich im Leben ändern, wenn ich wirklich als überzeugter Christ leben will? Das
bedeutet aber nicht eine Spiritualisierung des Problems der Reform, so Pater Schatz.
„Eine
entscheidende Vorfrage, damit jede Reform sich nicht bloß in Äußerlichkeiten erschöpft,
ist ja die, was innerlich bei den Menschen anders wird. Da würde ich sagen, dass das
das Herzstück der Reform ist: die innere Erneuerung. Man kann das sicherlich nicht
gegeneinander ausspielen, das dispensiert nicht von äußeren und notwendigen Reformen,
die ja dann auch durchaus in der Geschichte geschahen, in der Folge des Konzils von
Trient. Das kann man nicht gegeneinander ausspielen, aber das ist der entscheidende
Hintergrund und die entscheidende Wurzel.“