Die herausfordernde Situation und die Probleme im Bistum Limburg sind nach Auffassung
des Generalvikars Wolfgang Rösch kurzfristig nicht zu lösen. Dies machte Rösch in
einem Brief an alle Gläubigen des Bistums zum Dritten Advent deutlich: Unbefangenheit,
Vertrauen und das Gespür für das rechte Maß seien beschädigt. „Wenn sich unsere Lage
beruhigt oder heilt, dann nur, wenn es gelingt, Beziehung aufzubauen und Vertrauen
zu gewinnen. Das braucht Zeit und verlangt gemeinsame Erfahrungen“, schreibt Rösch.
Gleichzeitig machte er auch Mut: „Ich bin stolz auf unser Bistum mit seiner jungen
Geschichte und seinen lebendigen Traditionen. Prägen auch Sie es weiter durch Ihre
Persönlichkeit und Ihren Glauben. Wir können an dieser Krise auch reifen“, so Rösch.
Wo Begegnung ohne Angst gelinge, finde man einen guten Weg. Niemand und nichts dürfe
einem die Freude am Glauben nehmen.
Vertraut dem Papst In seinem
Brief lässt Rösch die Empfänger teilhaben an dem, was ihm Hoffnung gibt und weiß sich
mit Priestern, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern und allen, die die Leidenschaft
für das Evangelium teilen, verbunden. Der Generalvikar für das Bistum verweist auf
das Schreiben des Heiligen Stuhls vom 23. Oktober und nennt das Handeln Roms klug.
„Unsere Situation wird sehr genau wahrgenommen. Dazu dienen auch viele direkte Gespräche,
welche Vertreter der Diözese führen“, so Rösch. Der Bischof habe sich dem Heiligen
Vater anvertraut und auch die Gläubigen sollten dem Papst vertrauen. „Für die Entscheidung
wird auch wichtig sein, ob der Bischofsdienst als Dienst an der Einheit innerhalb
der Diözese fruchtbar wieder aufgenommen werden kann“, schreibt der Generalvikar.
Freude am Glauben darf nicht verloren gehen Wolfgang Rösch bedauert,
dass die Freude am Evangelium für viele durch die öffentlichen Diskussionen und die
herausfordernde Situation verstellt zu sein scheint. Gerade aber diese Freude, von
der auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ spricht und die
das Herz und das gesamte Leben derer erfüllt, die Jesus begegnen, dürfe keinem verloren
gehen. Der Generalvikar weiß um die Not vieler Menschen in den Pfarreien, gerade bei
denen, die sich selber mit der Kirche identifizieren. „Als Katholikinnen und Katholiken
werden Sie an den Arbeitsplätzen angesprochen, Religionslehrerinnen und Religionslehrer,
die ohnehin keinen leichten Stand haben, müssen sich für ihre Überzeugung verteidigen,
wer bei Kirche arbeitet oder ehrenamtlich engagiert ist, erntet nicht selten Spott,
Menschen in der Erwachsenenbildung müssen ihre intellektuelle Redlichkeit doppelt
beweisen“, so der Generalvikar. Er danke allen für ihre Geduld, ihren Einsatz, ihr
nachfragendes Mittragen und ihr aktives Gestalten von Kirche. Wolfgang Rösch bat darum,
die Situation mit Selbstbewusstsein anzunehmen, denn niemand müsse sich für sein Engagement
schämen. „Wer in Zeiten des Widerspruchs zu Überzeugungen stehen kann, der wird darin
reifen. Darauf können Sie stolz sein“, schreibt Wolfgang Rösch.
Offene
Begegnung ermöglichen Bei Menschen, die sich von der Kirche abgewandt haben,
müsse es zu echten Begegnungen kommen und eine offene Kirche, wie sie Papst Franziskus
fordert, müsse ein Zeichen der Annahme Gottes sein. Die Kirche dürfe sich nicht von
den Menschen abwenden. Der Generalvikar wünscht sich, dass die Gläubigen im Bistum
Limburg unbefangen Weihnachten, das Fest der Menschwerdung feiern, können. Gott sei
nicht in eine erlöste Welt gekommen, sondern habe die Welt erlöst, indem er sich in
sie hinein begeben habe. Er habe sich ein Land ausgesucht, das zerrissen gewesen war
und sich nach Frieden sehnte. „Ich wünsche mir so sehr eine Kirche, die davon geprägt
ist, dass wir auch in schwierigen Umständen die Nähe zu den Menschen nicht aufgeben“,
so Rösch. Neben den aktuellen Fragen dürfe aber die eigentliche Herausforderung nicht
übersehen werden. Der Christ müsse sich immer fragen, wie er das Abenteuer des Glaubens
an Jesus Christus in der Gegenwart lebe. Christus sei das Vorbild für das Handeln.
Der Geist der Bergpredigt, die beste Weise, sich inspirieren zu lassen. Denn der Glaube
sei nur in Unbefangenheit mächtig, allein in der Wahrheit mache er frei und nur in
echter Freude werde er fruchtbar.