Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. vor
dem Vorwurf in Schutz genommen, persönlich für Kommunikationspannen während seines
Pontifikats verantwortlich zu sein. Insbesondere in der Affäre um den Holocaustleugner
Richard Williamson habe sich der Papst selbst 2009 als „Meister der Kommunikation“
gezeigt, sagte Schönborn am Mittwoch in Rom. „Desaströs“ sei damals allerdings die
interne Kommunikation im Vatikan gewesen. Daran trage Benedikt XVI. jedoch keine Schuld,
so der Wiener Kardinal. Dass er sich dennoch in einem Brief an die Öffentlichkeit
gewandt und darin die Verantwortung übernommen habe, mache seine Größe als Kommunikator
aus. Der für den Fall unmittelbar zuständige Kardinal Dario Castrillon Hoyos sowie
der damalige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone hätten hingegen keinerlei Verantwortung
für die Affäre übernommen, obwohl dies eigentlich zu erwarten gewesen wäre, kritisierte
Schönborn.
Zudem kritisierte Schönborn eine mangelnde Wertschätzung Benedikts
XVI. in Deutschland. Nach einer kurzen Phase der Euphorie unmittelbar nach der Wahl
hätten sich Ignoranz und Unverständnis ausgebreitet. Auch als Theologe werde Benedikt
XVI. in seiner Heimat nur unzureichend gewürdigt. Schönborn äußerte die Einschätzung,
dass Benedikt XVI. einst als der große Klassiker unter den Theologen des 20. Jahrhunderts
gelten werde. Ebenso wie John Henry Newman für das 19. Jahrhundert werde Ratzinger
für das 20. Jahrhundert der Theologe sein, dessen Werk die Jahrhunderte überdauere
wie jene eines Augustinus oder eines Thomas von Aquin.