Indien: Kirche tritt für die Würde Homosexueller ein
Der Erzbischof von Mumbai, Oswald Gracias, hat klargestellt, dass Homosexuelle in
den Augen der katholischen Kirche keine Verbrecher sind. Die Kirche sei nie gegen
eine Entkriminalisierung von Homosexualität gewesen, zitierte der römische Pressedienst
asianews Gracias am Mittwoch. Sie lehne aber die Einführung von gleichgeschlechtlichen
Ehen ab, fügte der Erzbischof von Mumbai an, der auch Mitglied des Kardinalsrats ist,
der Papst Franziskus berät. Anlass der Stellungnahme des Kardinals war die Entscheidung
des Obersten Gerichtshofes in Indien, ein Gesetz wieder einzuführen, das Homosexualität
als „Verbrechen gegen die Natur“ verbietet. Der Vorsitzende der indischen Bischofskonferenz
betonte laut asianews, dass die katholische Kirche Homosexuellen die gleiche Würde
zuerkenne wie jedem anderen Menschen auch und jede Form der Diskriminierung, der Verfolgung
und des Missbrauchs verurteile. Damit reagierte Oswald Gracias auf indische Aktivisten,
die sich für die Rechte Homosexueller einsetzen: Sie sind der Meinung, dass das Gesetz
auch auf Grund des Drucks von christlicher Seite wieder eingeführt wurde.
Indiens
Oberstes Gericht kippte mit seiner Entscheidung ein Urteil des Bundesgerichtshofes
von Neu Delhi aus dem Jahr 2009: Dieses hatte homosexuelle Handlungen entkriminalisiert
und betont, dass einvernehmlicher Geschlechtsverkehr zwischen zwei gleichgeschlechtlichen
Erwachsenen keine Straftat darstelle. Nach dem nun wieder in Kraft getretenen Paragrafen
droht für homosexuelle Handlungen laut Asianews eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn
Jahren, in besonders schwerwiegenden Fällen auch lebenslängliche Haft. Die Vorschrift
stammt noch aus der britischen Kolonialzeit.