Ab Dienstag tritt
der achtköpfige Kardinalrat, den Papst Franziskus mit Vorarbeiten zur Kurienreform
beauftragt hat, zu seiner nächsten Sitzungsrunde zusammen. Die acht Kardinäle aus
allen Kontinenten beraten bis einschließlich Donnerstag hinter verschlossenen Türen.
Dabei wird es um die Neuaufteilung der päpstlichen Verwaltungseinheiten gehen, wie
der Koordinator des Rates, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, vor einiger
Zeit ankündigte. Der Rat erarbeitet Vorschläge, trifft aber keine Entscheidungen;
diese stehen allein dem Papst zu. Wegen der angepeilten Umstrukturierung der Kurie,
des Verwaltungsapparates für die Weltkirche, haben viele Kurienbüros nach wie vor
nur provisorische Leiter. Im Folgenden ein Überblick:
Fünf der neun Präfekten
vatikanischer Kongregationen sind noch nicht in ihren Ämtern bestätigt, seit Franziskus
vor acht Monaten zum Papst gewählt wurde. Es geht um die Kongregationen für Bischöfe,
Ostkirche, Liturgie, die Selig- und Heiligsprechungen sowie Orden. In ihren Ämtern
bestätigt hat Franziskus dagegen im September Erzbischof Gerhard Ludwig Müller und
Kardinal Fernando Filoni als Präfekten der Kongregationen für die Glaubenslehre bzw.
für die Mission. Seit Samstag steht auch fest, dass der Präfekt der Bildungskongregation
im Amt bleibt. Der 74 Jahre alte polnische Kardinal Zenon Grocholewski steht dem Dikasterium
seit 1999 vor, wobei Fragen der Priesterausbildung nach einem Beschluss des Papstes
jüngst in die Zuständigkeit der Kleruskongregation wechselten. Diese leitet nun der
italienische Erzbischof Beniamino Stella.
Noch offener ist die Lage bei den
päpstlichen Räten. Hier sind zehn von zwölf Präsidenten nicht in ihren Ämtern bestätigt,
darunter der Schweizer Kardinal Kurt Koch als Präsident des Päpstlichen Rates für
die Ökumene. Einzig die Räte für die Laien sowie für Gerechtigkeit und Frieden behalten
ihre Leiter, allerdings nur bis zum Auslaufen ihrer jeweiligen Mandate, wie es bei
der Bestätigung ausdrücklich hieß.
Im Gespräch ist unter anderem eine Überführung
des Migrantenrates und des Caritasrates „Cor Unum“ unter das Dach des Rates für Gerechtigkeit
und Frieden. Die Spekulationen betreffen auch die Räte für die Familie und für die
Krankenpastoral, diese beiden könnten zum Laienrat wandern, der seinerseits zur Kongregation
aufgewertet werden könnte.
Kongregationen entsprechen in etwa den Ministerien
in weltlichen Regierungen, sie gehören zu den wichtigsten Verwaltungseinheiten der
Weltkirche. Von nachgeordnetem Rang sind die Päpstlichen Räte, die – mit Ausnahme
des Rates für die Interpretation von Gesetzestexten – keine kirchlich bindenden Entscheidungen
treffen.
Im Umgang der einzelnen Kurienbehörden miteinander soll sich auch
der neue Kommunikationsstil zeigen, den Papst Franziskus in der Kirche wünscht. Schlankere
Strukturen, mehr Transparenz, mehr Dienstcharakter und eine engere Verzahnung der
einzelnen Behörden waren die Forderungen der Papstwähler im Vorkonklave an das künftige
Kirchenoberhaupt gewesen. Franziskus kam diesen Wünschen mit der Bildung des „K8"-Beratergremiums
nach, das nun die betreffenden Vorschläge erarbeitet.
Bisher prüften die Kardinäle
unter anderem die Einsetzung eines Kurienmoderators, der die Kontakte zwischen den
Behörden koordiniert. Auch die Rolle des Staatssekretariats steht auf dem Prüfstand.
Es soll nicht länger als eine Art „Superministerium" fungieren, sondern wieder stärker
als „Sekretariat des Papstes" arbeiten. Bei der Erneuerung der Kurie erwägen die Kardinäle
zudem eine stärkere Einbeziehung der bisher stark unterrepräsentierten Laien.
Ob
und in welcher Weise der Heilige Stuhl über die laufenden Beratungen des Kardinalsrates
informiert, ist derzeit offen. Am Rand der bisherigen Sitzungen hatte Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi jeweils Pressebriefings gehalten.