Papstappell für Syrien: „Bewahre sie vor Verzweiflung!“
Papst Franziskus ruft
von neuem zu einem Ende der Gewalt in Syrien auf. Im Vatikan hieß er am Samstag griechisch-melktische
Katholiken unter der Leitung ihres Patriarchen Gregorios III. Laham willkommen; der
Patriarch von Antiochien residiert in Syriens Hauptstadt Damaskus. Die Menschen in
Syrien machten „seit langer Zeit schwere Prüfungen“ durch, so Papst Franziskus.
„Ich
bete für alle, die das Leben verloren haben, und für ihre Angehörigen. Möge der Herr
die Tränen seiner Kinder trocknen; die Nähe der ganzen Kirche tröste sie in der Angst
und bewahre sie vor der Verzweiflung!“
Christen glaubten fest „an die Kraft
des Gebets und der Versöhnung“, fuhr der Papst fort.
„Wir erneuern unseren
dringenden Aufruf an die Verantwortlichen! Möge jede Gewalt ein Ende haben, und mögen
durch einen Dialog gerechte und dauerhafte Lösungen gefunden werden für einen Konflikt,
der schon allzuviel Schaden angerichtet hat. Ich fordere vor allem die religiösen
Bekenntnisse dazu auf, Respekt voreinander zu haben, damit alle eine Zukunft haben
können, die auf den unveräußerlichen Rechten der Person fußt, einschließlich der Religionsfreiheit.“
Die
griechisch-melkitische Kirche habe es „seit Jahrhunderten verstanden, friedlich mit
anderen Religionen zusammenzuleben“, lobte der Papst. Sie könne im Nahen Osten „eine
Rolle der Brüderlichkeit spielen“. Patriarch Gregorios gilt vielen Beobachtern als
verhältnismäßig regimefreundlich.
„Ich wiederhole auch euch gegenüber: Wir
dürfen uns nicht damit abfinden, uns einen Nahen Osten ohne die Christen vorzustellen.
Zwar sind viele eurer Brüder und Schwestern emigriert, und eine große Zahl der Diaspora-Gemeinschaften
ist auch hier vertreten. Aber ich ermuntere sie, die menschlichen und geistlichen
Wurzeln der melkitischen Tradition weiter zu pflegen und, wo auch immer sie sich befinden,
die griechisch-katholische Identität zu bewahren!“
Die ganze Kirche könne
„nicht auf das Erbe des christlichen Orients verzichten“, so Papst Franziskus. Der
Papst hatte im September auf dem Petersplatz eine Gebetswache für Frieden und Versöhnung
in Syrien durchgeführt. Seinen Besuchern gegenüber kam er am Samstag auch auf das
Thema Ökumene zu sprechen.
Grüße zum orthodoxen Andreasfest
„Heute
ist das Fest des heiligen Apostels Andreas, des Bruders des heiligen Petrus. Da denke
ich an Seine Heiligkeit Bartholomaios, den Patriarchen von Konstantinopel, und an
die orthodoxen Kirchen, so viele Schwesterkirchen. Bitten wir den Herrn, dass er uns
hilft, auf dem ökumenischen Weg weiterzugehen, in Treue zu den Prinzipien des Zweiten
Vatikanischen Konzils. Er helfe euch, immer Mitarbeiter der Evangelisierung zu sein
und die Sensibilität für Ökumene und interreligiöses Gespräch wachzuhalten.“
Fast
unverhüllt warnte der Papst die vielen katholischen und christlichen Konfessionen
im Nahen Osten, die sich untereinander oft misstrauisch beäugen, vor allzuviel Rivalität.
„Die
Spaltungen innerhalb unserer Gemeinschaften sind ein ernsthaftes Hindernis für das
kirchliche Leben, die Gemeinschaft und das Zeugnis. Ich werde die Patriarchen und
Bischöfe bei ihrem Bemühen begleiten, zur Bildung des einen Leibes Christi beizutragen.
Und ich ermutige auch die Priester, Ordensleute und Laien, dazu das Ihre zu tun.“
Zum
orthodoxen Andreasfest hat der Vatikan auch dieses Jahr eine eigene Delegation nach
Istanbul geschickt, an den Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Die
Delegation wird geleitet von Kardinal Kurt Koch, dem „Ökumeneminister“ des Vatikans.
Bartholomaios ist das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen in aller Welt. Schon
dreimal war in den letzten Jahrzehnten auch ein Papst als Gast bei den Andreas-Feiern
in Istanbul dabei. Wärend der „Göttlichen Liturgie“ im Phanar, dem Amtssitz des Patriarchen,
verlas Kardinal Koch den Text einer handschriftlichen Grußbotschaft des Papstes. Die
Gäste aus dem Vatikan besuchten auch den Sitz der orthodoxen Theologie-Schule auf
Chalki. Sie war 1971 von den türkischen Behörden geschlossen worden und soll bald
wiedereröffnet werden.