Eine positive Bilanz zum „Vorhof der Völker“ haben der Vatikan und die Deutsche Bischofskonferenz
gezogen. Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, Kardinal Gianfranco Ravasi,
der Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, und der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zeigten sich beeindruckt von den Diskussionen
und Begegnungen: „Dankbar blicken wir auf die Tage des Vorhofs der Völker hier in
Berlin. Tiefgehende Gespräche, kontroverse Diskussionen und anregende Dialoge zwischen
Glaubenden und Nichtglaubenden, Zweifelnden, Suchenden und Fragenden durften wir miterleben.
Es waren Leuchtturmveranstaltungen an exemplarischen Orten unserer Hauptstadt – im
Roten Rathaus, in der Charité, im Deutschen Theater und im Bode-Museum.“
Kardinal
Woelki zeigte sich dankbar für die Vielfältigkeit der Diskussionen beim „Vorhof der
Völker“, der gerade für die Bundeshauptstadt Berlin eine große Bedeutung habe: „Besonders
beeindruckt hat mich die immer sehr ehrliche und persönliche Diskussion. Keiner der
Teilnehmer hat sich hinter Schablonen und vorgefertigten Positionen versteckt, alle
haben sehr offen über ihren Glauben oder ihren Nicht-Glauben gesprochen und sich damit
natürlich auch angreifbar gemacht. Ich danke für die sehr engagierte Beteiligung und
werte dies als ein Zeichen des Vertrauens.“
In seiner Predigt zum Abschluss
des „Vorhof der Völker“ ermutigte Kardinal Ravasi, sich an der Heiligen Schrift zu
orientieren, die Mut mache und zur Suche nach Gott auffordere. Auch wenn der Alltag
oft schwer sei, fordere Christus unmissverständlich auf: „Erhebt euch, richtet den
Kopf auf. Der Messias zielt auf eine vor allem in unserer Zeit verbreitete Krankheit:
die geistliche Gleichgültigkeit, den Götzendienst an den Dingen, die banale Oberflächlichkeit,
die Schläfrigkeit in der Moral, oder auch Mutlosigkeit und Trägheit. Das Evangelium
wiederholt uns die Aufforderung, wach zu bleiben und Ausschau zu halten, zum Kampf
bereit zu sein, die augustinische Unruhe des suchenden, bebenden, sich befragenden
Gewissens zu bewahren“, so Kardinal Ravasi. Zu dieser Unruhe und dem steten Suchen
habe auch der „Vorhof der Völker“ in Berlin beigetragen.
Kardinal Ravasi, Kardinal
Woelki und Erzbischof Zollitsch betonte, in Berlin sei intensiv der Frage nachgegangen
worden, ob der Glaube an Gott eine Minderung oder Bedrohung der Freiheit oder erst
deren Ermöglichung darstelle: „Diese Frage sucht ihre Bewährung im Gespräch über konkrete
Freiheitserfahrungen zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden und über die reale Freiheitsgeschichte
der Menschen mit und ohne Gott. In Berlin gab es keine abschließenden Antworten, aber
neue Einsichten. Als Glaubende vertrauen wir darauf, dass sich Gott von uns nicht
nur suchen, sondern auch finden lässt. Mehr noch: Gott selbst sucht uns auf, geht
auf uns zu; ja, wird – was wir an Weihnachten feiern – einer von uns. Er sucht geradezu
unsere Nähe. Ob wir ihn in unser Herz, in unser Leben einlassen, bleibt die freie
Entscheidung jedes einzelnen.“