Franziskus: Im interreligiösen Dialog „dem anderen begegnen wie wir sind“
Die Katholische Kirche
kennt den Wert, der aus der Freundschaft und dem Respekt zwischen Männern und Frauen
verschiedener religiöser Traditionen entsteht. In dieser Gegenseitigkeit liege die
Zukunft der Gesellschaft, wenn sie im Frieden leben wolle. Das betonte Papst Franziskus
an diesem Donnerstag bei einer Audienz für die Vollversammlung des Päpstlichen Dialogrates,
der diese Woche im Vatikan getagt hatte. Thema der Versammlung war „Mitglieder verschiedener
religiöser Traditionen in der Gesellschaft“.
„Wir erkennen immer mehr die
Wichtigkeit, die in dieser Freundschaft und im Respekt liegt, sei es weil die Welt
sozusagen immer kleiner wird, sei es weil das Phänomen der Migration immer mehr Kontakte
zwischen verschiedenen Menschen und Gemeinschaften verschiedener Traditionen, Kulturen
und Religionen schafft.“
Der Papst zitierte in der Ansprache sein am Dienstag
veröffentlichtes Schreiben Evangelii Gaudium: „Eine Haltung der Offenheit in der Wahrheit
und in der Liebe muss den interreligiösen Dialog mit den Angehörigen der nicht christlichen
Religionen kennzeichnen, trotz der verschiedenen Hindernisse und Schwierigkeiten,
besonders der Fundamentalismen auf beiden Seiten.“ In der Welt gäbe es viele Gebiete,
auf denen das Zusammenleben schwierig sei, politische und ökonomische Motive würden
sich mit kulturellen und religiösen Unterschieden vermischen und zu Unverständnis,
zu Fehlern und zu Angst führen. Nur der Dialog könne das überwinden: Die durch Freundschaft
und Respekt geprägte Begegnung.
„In einen Dialog einzutreten bedeutet nicht,
die eigene Identität aufzugeben, wenn man dem Anderen begegnet, ebenfalls bedeutet
es nicht, Kompromisse im Glauben oder der katholischen Moral einzugehen. Im Gegenteil,
‚die wahre Offenheit schließt ein, mit einer klaren und frohen Identität in den eigenen
tiefsten Überzeugungen fest zu stehen’.“
Dadurch schaffe man Verständnis
für den Anderen und werde fähig für respektvolle menschliche Beziehungen, so der Papst.
Und deswegen schlössen sich der interreligiöse Dialog und die Evangelisierung keineswegs
aus, sondern bereicherten sich gegenseitig.
„Wir verfolgen keineswegs eine
listige Strategie um Gläubige zu gewinnen, sondern wir legen mit Freude und Einfachheit
Zeugnis ab für den, an den wir glauben und für das, was wir sind.“
Wer
seine seinen Glauben aufgebe, der täusche echte Begegnung nur vor, fügte der Papst
an, dann entstünden keine authentischen Begegnungen.
Der konstruktive Dialog
helfe darüber hinaus, eine weitere Angst zu überwinden, nämlich die der säkularisierten
Gesellschaften vor der Religion. Religion werde oft als etwas Unnützes oder Gefährliches
gesehen. Die Ansicht, dass Zusammenleben nur möglich sei, wenn man die eigene Religion
verberge, sei weit verbreitet, so Franziskus.
„Aber auch hier gilt: Wie
soll es möglich sein, echte Begegnung zu schaffen und eine wirkliches gemeinsames
Haus zu schaffen und gleichzeitig einen Teil zu zwingen, eine wichtige Dimension ihres
Lebens zu unterdrücken? Man kann keine Geschwisterlichkeit im Labor schaffen. (...)
Wir müssen den Mut und die Geduld haben, dem Anderen so zu begegnen, wie wir sind.
Die Zukunft liegt im respektvollen Zusammenleben der Verschiedenheit, nicht in der
Vereinheitlichung auf einen einzigen angeblich neutralen Gedanken.“
Die
Kirche sei überzeugt, dass nur so wirklich Frieden geschaffen werden könne, schloss
Franziskus seine Ansprache.