Nuntius in Syrien: „Schon das Finden des Datums ist ein Fortschritt"
Ein allzu zarter Hoffnungsschimmer
für ein schwergeprüftes Land: „Genf 2“, die diplomatischen Verhandlungen zu Syrien,
haben immerhin ein Datum für die nächste internationale Gesprächsrunde erbracht. Auch
wenn noch nicht klar ist, wer am 22. Januar zu weiteren Verhandlungen zusammentritt,
sieht der Apostolische Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, schon im Finden
eines Datums einen Fortschritt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte der päpstliche
Diplomat:
„In der Tat gibt es noch viele offenen Fragen und zahlreiche
Probleme und Hindernisse, die zu überwinden sind. Doch das erste und meiner Meinung
nach größte Problem war, sich auf ein Datum zu einigen. Jetzt können wir zumindest
sagen, wann der Dialog startet. Wer mitmachen möchte, ist herzlich dazu eingeladen.
Es ist aber auch schon sehr bemerkenswert, dass sich die verschiedenen Fraktionen
und Gruppen an einem Tisch setzen wollen. Bisher sprachen nur die Waffen und Bomben.“
Bemerkenswert
sei auch, so der Vatikanvertreter in Syrien, dass Iran und Saudi Arabien Vertreter
zu den Gesprächen in Genf schicken wollen. Die Rolle der regionalen und internationalen
Mächte sei nicht zu unterschätzten.
„Ich denke hierbei besonders an den
Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin beim Papst (am Montagabend, Anm.
d. Red). Russland teilt die Sicht des Heiligen Stuhls, den Minderheiten und insbesondere
den Christen in Syrien beizustehen. Und das ist sehr wichtig. Neben den ethnisch-religiösen
Gruppen gibt es aber noch die große Mehrheit jener, die weder auf der einen noch auf
der anderen Seite stehen, sondern einen echten Wechsel im Land wollen. Der UNO-Beauftragte
für Syrien Lakhdar Brahimi sagte, es ist schon möglich, dass man am Anfang keine echte
Teilnehmerliste vorlegen kann, aber man soll einfach anfangen, und dann können nach
und nach alle an Bord kommen, die das Recht dazu haben, besonders die ethnisch-religiösen
Gruppen, die ja das Gewebe der syrischen Gesellschaft bilden.“
Erzbischof
Zenari wirkt bereits seit fünf Jahren als päpstlicher Diplomat in Syrien. Er hat die
Entwicklungen in dem Land, das einst als stabiler Pol im Nahen Osten galt, von innen
mitverfolgt.
„Und nun ist bereits das dritte Mal, dass in diesem Bürgerkrieg
Weihnachten vor der Tür steht. Die Zahl der Opfer ist gestiegen. Das Leid ist gestiegen.
Meiner Meinung nach sollte es bei den Friedensgesprächen zuerst um die humanitäre
Hilfe gehen. Es braucht unbedingt eine Lösung, um die Zugänge für Hilfsorganisationen
zu erleichtern. Die Syrer können nicht mehr warten!“