D: Dialoginitiative mit Nichtglaubenden ein „lohnendes Experiment“
Der ,Vorhof der Völker‘ ist ein „lohnendes Experiment“. Das sagte der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zum Auftakt der Veranstaltung,
in der die katholische Kirche vom 26. bis 28. November 2013 in Berlin das Gespräch
mit den Nichtgläubigen sucht. Nachdem bereits Papst Benedikt XVI. in seiner Rede 2011
vor dem Deutschen Bundestag die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft hervorgehoben
und zugleich die Verpflichtung der Kirche betont habe, an der Suche nach Orientierung
mitzuwirken, sei zu spüren, „dass es auch Papst Franziskus auf den Dialog mit den
Menschen, auch den Nichtglaubenden“ ankomme, so Zollitsch. Er sei gespannt auf die
Debatten, in denen es „um die Tiefe des ethischen Humanismus und um die Weite des
Gottesglaubens geht“ und erhoffe sich neue Einsichten zum Verhältnis von Gottesglaube
und Ethik.
Der Erzbischof von Berlin, Kardinal Rainer Maria Woelki, dankte
dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, für die Auftaktveranstaltung
im Berliner Rathaus. Kardinal Woelki hob die Bedeutung der Hauptstadt für die Politik,
aber auch für die gesellschaftsrelevanten Debatten hervor: „Es kommt zusammen, was
zusammen gehört: Glaube und Unglaube, Glaubende und Nicht-Glaubende versammeln sich
an einem Ort, um über Themen zu sprechen, die alle gleichermaßen angehen. In Berlin
sehen wir es nach wie vor auf Schritt und Tritt: Wo der Blick auf den Himmel verloren
geht, wächst die Gefahr für den Menschen. Der menschengemachte Himmel des 20. Jahrhunderts
erwies sich allzu oft als Inferno. Umgekehrt bedarf der Glaube der Vernunft, wie Papst
Benedikt XVI. nicht müde wurde zu betonen“.
Der Regierende Bürgermeister,
Klaus Wowereit, dankte dem Vatikan für die Initiative und die Wahl des Ortes Berlin,
den er selbst erstmals im Februar 2012 in Rom vorgeschlagen habe. „Wir sind keine
gottlose Stadt, deshalb ist dieser Dialog zwischen der Kirche und den Nichtglaubenden
so wichtig für uns. Ich erhoffe mir Impulse für das weitere Gespräch“, so Wowereit.
Kardinal
Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, ist im Vatikan
für die Veranstaltungsreihe ,Vorhof der Völker‘ verantwortlich. Mit Papst Benedikt
XVI. entwickelte er die Idee, die seit 2011 mehrmals im Jahr in zahlreichen Ländern
stattgefunden hat. Kardinal Ravasi dankte den Organisatoren in Berlin für die Möglichkeit,
den ,Vorhof der Völker‘ in einer Stadt durchführen zu können, „die geradezu sinnbildlich
für die Geschichte und Kultur Europas steht“. Als seine größte Sorge im Verhältnis
von Glaube und Atheismus nannte Ravasi nicht die grundlegenden Differenzen, sondern
eine Gleichgültigkeit, die sowohl die echte Religion als auch den eindeutigen, strengen
Atheismus verschwimmen lasse. Kardinal Ravasi warnte vor Oberflächlichkeit und sarkastischem
Spott in der öffentlichen Debatte: „Diesen echten Erkrankungen sowohl des Unglaubens
als auch der Religion kann der nun gleich beginnende Dialog eine Erwiderung anbieten“.