2013-11-23 12:02:30

Thierse: „Die Kirche gehört doch nicht den Bischöfen!“


Wolfgang Thierse hofft, dass die katholische Kirche in Deutschland aus den derzeitigen Skandalen und Schwierigkeiten lernt. Das sagte der SPD-Politiker dem Kölner Domradio. Der frühere Präsident des Deutschen Bundestages ist ein langjähriges persönlich hinzu gewähltes Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Er äußerte sich am Rand der ZdK-Vollversammlung in Bonn.

„Das betrifft viele Menschen – der Fall Limburg und Bischof Tebartz-van Elst beschäftigt ganz viele Leute. Er beschädigt die Glaubwürdigkeit der Kirche außerordentlich und bringt die Kirche in eine Vertrauenskrise. Und das kann man doch nicht beiseite wischen und sagen: Jetzt sind wir wieder schön fromm und befassen uns mit unserem Glauben. Nein, es geht um Glaubwürdigkeit! Was darf ein Bischof und was nicht? Welche Konsequenzen zieht einer, der eingestandenermaßen öffentlich gelogen hat, falsche eidesstattliche Erklärungen abgegeben hat? Man stelle sich einmal vor, ein Politiker hätte das getan! Was würde mit dem passieren? Der hätte schon längst die Konsequenzen gezogen.“

Allein die Vorstellung, dass Tebartz-van Elst als Bischof nach Limburg zurückkehren könnte, macht nach Thierses Eindruck „einer Menge Leute“ Angst.

„Und ich habe die Befürchtung – ich glaube nicht, dass ich übertreibe -, dass dann nicht nur Hunderte die Kirche verlassen werden, sondern Tausende und Zehntausende! Also muss man darüber reden. Und es muss in Rom bekannt sein, welche Rolle das spielt. Wir müssen endlich auch einen anderen Umgang mit den Finanzen pflegen. Warum kann ein Bischof selbstherrlich über die Finanzen verfügen? Das ist nirgendwo sonst möglich! Selbst ein Boss in einem Wirtschaftsunternehmen hat Aufsichtsräte, hat Kontrollorgane. Warum ist die Kirche da anders? Die Kirche gehört doch nicht den Bischöfen, sondern sie ist unser gemeinsames Werk als Gottes Geschenk!“

(domradio/rv 23.11.2013 sk)







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