2013-11-20 10:19:51

Libanon: Patriarch verurteilt den Anschlag von Beirut


RealAudioMP3 Religionsführer im Libanon haben den Anschlag auf die iranische Botschaft in Beirut verurteilt. Bei zwei Explosionen an der Auslandsvertretung starben am Dienstagvormittag laut staatlichen Medien mindestens 23 Menschen; 147 wurden verletzt. Inzwischen bekannte sich eine dem Terrornetzwerk El Kaida nahestehende Gruppe zu dem Anschlag. Verschiedene Beobachter werten die Tat als Versuch, den Libanon weiter politisch zu destabilisieren. Dieser sei aufgrund des Bürgerkrieges im Nachbarland ohnehin belastet, unterstreicht der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Béchara Boutros Rai, im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Der Libanon zahlt die Konsequenzen des nicht enden wollenden Konfliktes zwischen Israel und Palästina, des großen regionalen Konfliktes zwischen Sunniten und Schiiten und des Syrienkrieges. Politisch gesehen ist der Libanon gespalten und blockiert: Seit sieben Monaten schafft man es nicht, eine Regierung zu bilden. Und wir haben eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge auf libanesischem Gebiet.“

Seit in Syrien der Krieg begann, ist es im Nachbarland Libanon immer wieder zu Anschlägen gekommen. Die sunnitischen Rebellen drohten mit Angriffen auf die Unterstützer von Baschar al-Assad. Der Iran ist der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers und unterstützt die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon. Der Libanon sei „eine offene Tür für alle“, so Béchara Rai. Doch er „zahlt für die Konflikte der anderen“, wie es der Patriarch formuliert. Er erhofft sich von einer Friedenskonferenz für Syrien auch Erleichterung für den Libanon:

„Auch in diesem Fall hoffen wir auf die Vermittlung der befreundeten Staaten, insbesondere des Heiligen Stuhles, um dieses Land zu retten, ein Land, das alle Araber als Notwendigkeit beschreiben, als eine Art Lunge in der Region. Wir rufen erneut dazu auf, dass die Friedenskonferenz ,Genf 2‘ etwas Positives bringen kann.“

Der oberste sunnitische Muslim im Libanon, Mufti Mohammed Raschid Kabbani, wertet den Anschlag von Beirut als Versuch, einen weiteren Keil zwischen die beiden größten Glaubensrichtungen des Islam zu treiben: Die Bomben sollten den Konflikt vor allem zwischen libanesischen Schiiten und Sunniten anheizen, so Raschid Kabbani. Der Vizevorsitzende des Obersten Schiiten-Rates, Scheich Abdul Amir Kabalan, sprach derweil von einem heimtückischen Anschlag „gegen die von der Islamischen Republik des Iran angeführten Achse des Widerstands“. Drahtzieher sei „die zionistische Organisation, die terroristische Bewegungen finanziert“, so Kabalan laut der staatlichen Presseagentur NNA am Dienstag – und zwar in Anspielung auf Israel. Der Drusenführer Scheich Naim Hassan rief hingegen zu Geschlossenheit gegen Versuche auf, den Staat zu destabilisieren.

Für Béchara Rai ist der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten ein Dreh- und Angelpunkt der Probleme im Nahen Osten.

„Wir möchten unsere Stimme mit der des Heiligen Vaters vereinen, um eine friedliche Lösung in Syrien und im Irak zu finden und vor allem eine einvernehmliche Lösung zwischen Sunniten und Schiiten, denn dieses Problem ist die Grundlage aller Probleme. Wir verurteilen den jüngsten Anschlag und geben zugleich unserer Hoffnung auf ein Handeln der Internationalen Gemeinschaft Ausdruck: Es reicht, dass jeden Tag Menschen sterben, das sind unschuldige Opfer. Man muss diplomatische Lösungen suchen.“

Unter den Toten des Anschlages ist offenbar auch der iranische Kulturattachee. 146 Menschen seien verletzt, sechs Gebäude auf dem Botschaftsgelände beschädigt worden.

(rv/die welt/kna 20.11.2013 pr)








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