Papstpredigt: „Ein Volk, das die Großeltern nicht achtet, hat keine Zukunft“
Ein Volk, das die
Großeltern nicht achtet, ist ohne Gedächtnis und daher auch ohne Zukunft. Das sagte
Papst Franziskus an diesem Dienstag in seiner Predigt bei der Morgenmesse. In der
Kapelle des Vatikan-Gästehauses Santa Marta kommentierte Franziskus die Tagesliturgie
vom alten Eleasar, der für seinen Glauben starb. Anstatt an sich selbst zu denken,
habe er an die Jugendlichen gedacht, und daran, was für eine Erinnerung er ihnen mit
seinem mutigen Handeln hinterlasse, so Franziskus:
„Dieser Mann war kohärent,
kohärent im Glauben, aber er war sich auch seiner Verantwortung bewusst, ein ehrenhaftes
Erbe zu hinterlassen, ein wahres Erbe. Wir leben in einer Zeit, in der die Alten nicht
zählen. Es ist schlimm, so etwas zu sagen, aber sie werden ausrangiert, weil sie uns
stören. Die Alten sind die, die die Geschichte mit sich tragen, die uns die Lehren
bringen und den Glauben, das ist ihr Erbe. So, wie guter, alter Wein haben sie in
sich diese Kraft uns ein ehrenhaftes Erbe zu hinterlassen.“
Dazu erzählte
Franziskus auch eine Geschichte, die er als kleiner Junge gehört habe: Die ganze Familie
ist beim Essen, und der Opa bekleckert sich beim Essen mit Suppe. Daraufhin setzt
der Vater den Opa an einen extra Tisch. Sein kleiner Sohn fängt dann an, einen Tisch
aus Holzstücken zu bauen. Seinem Vater erklärt er: „Das wird der Tisch für dich, wenn
du alt bist.“
„Diese Geschichte hat mir mein ganzes Leben lang gut getan.
Die Großeltern sind ein Schatz. Im Brief an die Hebräer sagt uns das 13 Kapitel: ,Denkt
an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres
Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!’ Die Erinnerung an unsere Vorfahren bringt uns
zur Nachahmung des Glaubens. Es stimmt schon, das Alter ist manchmal ein bisschen
hässlich, wegen der Krankheiten, die es mit sich bringt und all so etwas. Aber das
Wissen, das unsere Großeltern haben ist das Erbe, das wir empfangen müssen. Ein Volk,
das die Großeltern nicht schützt und respektiert hat keine Zukunft, weil es kein Gedächtnis
hat, es hat sein Gedächtnis verloren.“
Es tue deshalb allen gut, an die
vielen alten Menschen zu denken, die in Seniorenheimen sind und an alle, die von ihren
Familien verstoßen worden sind, so Franziskus.
„Lasst uns für unsere Großeltern
beten, für die Omas und Opas, die sehr oft in Zeiten der Verfolgung eine heldenhafte
Rolle bei der Weitergabe des Glaubens gespielt haben. Wenn Papa und Mama nicht zu
Hause waren, oder seltsame Ideen hatten, die ihnen die Politik damals eintrichterte,
dann waren die Großeltern es, die uns den Glauben lehrten. Das vierte Gebot: Es ist
das einzige, das uns etwas zurückgibt. Es ist das Gebot der Barmherzigkeit: Barmherzig
sein mit unseren Vorfahren. Bitten wir all die alten Heiligen um die Gnade, zu bewahren,
zuzuhören und unsere Großeltern und unsere Vorfahren zu verehren.”