Der Heilige Stuhl auf der Biennale in Venedig: Eine Ortsbesichtigung
Genau eine Woche noch,
dann endet die Biennale in Venedig, bei der erstmals ein Pavillon des Heiligen Stuhls
zu sehen ist. Drei Künstler hat der Päpstliche Kulturrat ausgewählt, Werke für den
Pavillon zu gestalten. Für die Premiere des Heiligen Stuhls bei der Mega-Ausstellung
für zeitgenössische Kunst setzten sie sich mit der Genesis auseinander, genauer gesagt
mit dem Stichwort „Im Anfang“. Die Mailänder Künstlergruppe „Studio Azzurro“ kreierte
eine interaktive Videoinstallation, der tschechische Fotograf Josef Koudelka steuerte
Schwarz-Weiß-Fotografien bei und der Australier Lawrence Carroll abstrakte Recyclingkunst.
Allein
am ersten November-Wochenende kamen 400.000 Besucher zu der alle zwei Jahre stattfindenden
Schau zeitgenössischer Kunst – und auch wir waren für diese Sendung vor Ort.
Beim
Pavillon des Heiligen Stuhls traf Radio-Vatikan Redakteurin Stefanie Stahlhofen sich
mit Petra Schaefer, die als Kunsthistorikerin am Deutschen Studienzentrum in Venedig
arbeitet. Sie hat sich im Rahmen ihrer Arbeit für das interdisziplinäre Institut für
Venedigforschung in der Lagunenstadt mit der Frage der nationalen Repräsentation auf
der Biennale beschäftigt und war dazu unter anderem an einer internationalen Tagung
zum einhundert-jährigen Bestehen des Deutschen Pavillons (1912-2012) beteiligt. Zur
Eröffnung der Biennale 2013 nahm die Kunsthistorikerin im Juni an einer Führung durch
den Pavillon des Heiligen Stuhls mit Micol Forti von den vatikanischen Museen teil.
Zum Abschluss der Biennale im November begleitete Petra Schaefer uns spontan noch
einmal durch den Pavillon.
„Es ist fantastisch, dass der Vatikan, der
kulturschaffend ist, auf der Biennale Venedig vertreten ist. Die Kunstbiennale, das
hat Präsident Paolo Baratta auch mehrfach unterstrichen, ist der Ort, an dem sich
die Länder als kulturelle Vertretungen präsentieren. Da sollte ein Staat wie der Vatikanstaat,
der seit Jahrhunderten existiert, unbedingt auch vertreten sein.“
Der
Präsident der Biennale, Paolo Baratta, stellt im Vorwort zum Tagungsband des Deutschen
Studienzentrums die Frage, was neue Länder zur Teilnahme an der Biennale bewegt. Seine
Erfahrung der letzten Jahre hat offenbar gezeigt, dass mit der Teilnahme an der Biennale
der Wunsch nach „Anerkennung“ erfüllt wird. Für den Priester und Kunsthistoriker Pasquale
Iacobone vom Päpstlichen Kulturrat steht jedoch etwas anderes im Vordergrund:
„Ich
denke, dass auch von unserem Pavillon, der dem Anschein nach sehr weltlich ist, eine
Botschaft ausgeht, die den Bereich der Spiritualität und des Glaubens berührt. Wir
regen an, sich auf die Ursprünge zu besinnen und die Heilige Schrift noch einmal zu
lesen – ausgehend von der zeitgenössischen Kunst. Schließlich ist da auch noch der
Appell, sich ganz persönlich damit auseinanderzusetzen, und das ist auch ein Weg des
Glaubens.“
Klicken Sie auf das Lautsprechersymbol oben links, um die vollständige
Sendung mit dem Rundgang durch den Pavillon des Heiligen Stuhls auf der Biennale zu
hören.
Wer sich den Pavillon des Heiligen Stuhls bei der Biennale selbst einmal
ansehen möchte, hat dazu noch bis nächsten Sonntag (24.11.2013) Gelegenheit. Alternativ
gibt es den umfassend bebilderten Ausstellungskatalog „In Principio. Padiglione della
Santa Sede“ mit vielen Hintergrundinformationen auf Englisch und Italienisch. Ansonsten
merken Sie sich im Kalender das Jahr 2015 vor – da ist die nächste Kunstbiennale in
Venedig – und der Heilige Stuhl wird wieder dabei sein.