2013-11-16 09:39:55

Finanzen im Vatikan: „Bedeutend mehr Verdachtsfälle gemeldet“


Das Vorgehen des Vatikan gegen Geldwäsche ist auf einem guten Weg. Das sagte der Chef der vatikanischen Finanzaufsicht, Rene Brülhart, im Interview mit der Neuen Züricher Zeitung. Bis Ende 2013 werde seine Behörde „bedeutend mehr“ Verdachtsfälle an den vatikanischen Staatsanwalt gemeldet haben als die sechs Fälle im Vorjahr. Konkrete Zahlen wolle er zum Jahresende vorlegen. Er könne aber „heute schon sagen, dass das Meldesystem funktioniert“. Zugleich wies Brülhart Medienberichte zurück, nach denen die Vatikanbank IOR in den vergangenen Monaten rund 900 Konten von Privatkunden mit einem Einlagenvolumen von rund 300 Millionen Euro geschlossen habe. „Das wurde in den Medien zum Teil falsch dargestellt“, sagte Brülhart. Wie viele Konten tatsächlich geschlossen werden, werde sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

Im Zuge der Transparenzbemühungen der Vatikanbank hätten Kunden ihr Kapital abgezogen, räumte Brülhart ein; das Ausmaß sei aber „überschaubar“. Zum Fall des unter Geldwäsche-Verdacht von der italienischen Justiz verhafteten Vatikan-Prälaten Nunzio Scarano sagte Brülhart: „Ich kann nicht ausschließen, dass es der letzte Fall dieser Art war. Wir analysieren zurzeit weitere Fälle.“ Entscheidend sei, dass es jetzt die entsprechenden Instrumente für eine Aufarbeitung gebe. Die Kurie stehe hinter diesem Kurs. „Generell spüre ich im Vatikan viel politische Unterstützung“, sagte Brülhart.

Hintergrund
Der aus Freiburg in der Schweiz stammende Jurist Brülhart leitete acht Jahre lang die Geldwäsche-Meldestelle Financial Intelligence Unit FIU in Liechtenstein. Papst Benedikt XVI. berief ihn an die Spitze der vatikanischen Finanzaufsicht Autorita di Informazione Finanziaria.

(kna 16.11.2013 ord)







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