„Es gibt nicht den Islam, nur verschiedene Strömungen, die die heiligen Texte des
Korans jeweils anders auslegen.“ Mit dieser Aussage trat der Islamwissenschaftler
Muhammad Sameer Murtaza an diesem Donnerstag in Münster einem zu simplen Verständnis
des Islam entgegen. Der Islam sei kein Monolith, wie manche Berichterstattung in den
Medien vorzugeben versuche, so der Islamwissenschaftler auf einer Tagung im Franz-Hitze-Haus.
Auch der Toleranz-Gedanke gegenüber Andersgläubigen und Nichtgläubigen unterliege
diesen Reformbewegungen und müsse in dem jeweiligen religiösen, gesellschaftlichen
und historischen Kontext gesehen werden, verdeutlichte Murtaza. Der Mitarbeiter der
interreligiösen Tübinger „Stiftung Weltethos“ wirbt bei Muslimen, Christen und Andersgläubigen
für mehr Wissen über die Religion und die geschichtlichen Zusammenhänge. „Zurzeit
befindet sich der Islam in einer tief greifenden Umbruchphase, wie man sie im Christentum
nach der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg erlebt hat“, sagte Murtaza.