Chile wählt eine neue
Präsidentin, an diesem Sonntag sind Michel Bachelet und Evelyn Matthei die aussichtsreichsten
Kandidatinnen für das Amt, das Bachelet bereits einmal inne hatte. In den beiden spiegelt
sich die schwierige Geschichte des Landes: Bachelet und Matthei kennen sich seit ihrer
Jugend, da ihre Väter beide bei der Luftwaffe des Landes waren. Während General Bachelet
aber als loyaler Anhänger des damaligen Präsidenten Allende Opfer des Militärputsches
von 1973 wurde und zu Tode gefoltert wurde, stieg General Matthei bis in die Junta
des Landes auf. Das Erbe des Landes spielt auch heute noch eine starke Rolle im politischen
Leben. Das sagt gegenüber dem Kölner Domradio der Erzbischof von Santiago de Chile,
Riccardo Ezzati.
„Zum 40. Jahrestag des Staatsstreichs haben wir Bischöfe
in Chile eine Erklärung abgegeben. Darin stellen wir fest, dass die Wunden auch nach
40 Jahren noch offen sind. Und dass der Weg, diese Wunden zu heilen, derselbe ist,
denn die Bischöfe schon 1973 direkt nach dem Putsch vorgeschlagen haben: Wir müssen
die Wahrheit hören. Wir müssen die Wiederversöhnung vorantreiben – und die kann nur
aus der Gerechtigkeit hervorgehen. Aber wir glauben auch, dass die Wiederversöhnung
nicht nur Wahrheit und Gerechtigkeit braucht, sondern auch Großherzigkeit eines jedes
einzelnen. Solange es noch immer Menschen gibt, die nicht wissen, was aus ihren Lieben
geworden ist, wird es keine völlige Wiederversöhnung geben.“