Vatikan nimmt Repubblica-Interview aus dem Internet
Der Vatikan hat das Papst-Interview von „Repubblica“-Herausgeber Eugenio Scalfari
von seiner Internetseite genommen. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte am Freitag,
es handle sich nicht um einen offiziellen Text, sondern um einen Medienbeitrag über
eine Begegnung mit dem Papst.
Das ausführliche Gespräch Scalfaris mit Papst
Franziskus war in der Tageszeitung „La Repubblica“ am 1. Oktober veröffentlicht und
tags darauf auch in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ abgedruckt worden, auf
deren Webseite es nach wie vor als pdf-Dokument abrufbar ist. Zwei Tage später stellte
der Vatikan das Interview auf seine Internetseite. Der 89-jährige Scalfari räumte
später ein, während des Gesprächs keine Aufzeichnungen gemacht und das Interview aus
dem Gedächtnis niedergeschrieben zu haben.
Aufsehen erregte das Interview
etwa mit der Aussage, Kirchenführer der Vergangenheit seien oft „narzisstisch, umschmeichelt
und von ihren Höflingen aufgescheucht gewesen. Der Hof ist die Lepra des Papstes.“
Nach dem veröffentlichten Wortlaut sagte Franziskus weiter, bei der Begegnung mit
manchen Geistlichen werde sogar er selbst „mit einem Schlag antiklerikal“.
Auffällig
war auch die Wortwahl „religiöse Ökumene“ für den Dialog mit anderen Religionen; „Ökumene“
bezeichnet üblicherweise den Austausch zwischen christlichen Kirchen. Raum für Missdeutungen
bot ferner die Aussage, jeder Mensch habe seine eigene Sicht des Guten und des Bösen;
die Kirche müsse dazu anregen, „auf das zuzugehen, was man als das Gute erkannt hat“.