Weisheit ist „ein
Hauch Gottes und reiner Ausdruck der Herrlichkeit des Allherschers“. Über diese Worte
aus dem alttestamentlichen „Buch der Weisheit“ dachte Papst Franziskus an diesem Donnerstag
nach. Es gehe Christen darum, „in der Weisheit des Heiligen Geistes“ zu leben, predigte
er bei seiner Frühmesse im Vatikan:
„Der Geist Gottes hilft uns, Urteile
zu fällen und Entscheidungen nach dem Herzen Gottes zu treffen. Und dieser Geist gibt
uns Frieden: Es ist der Geist des Friedens, der Liebe, der Brüderlichkeit. Heiligkeit
ist genau das. Und genau dazu forderte Gott einst den Abraham auf: Geh, ich bin bei
dir – gehen unter dem Hauch des göttlichen Geistes und dieser Weisheit. Wer so vorangeht,
von dem kann man sagen, er bzw. sie ist weise. Denn sie gehen unter dem Hauch der
Geduld Gottes.“
Im Evangelium von diesem Donnerstag allerdings herrsche
„ein anderer Geist“, fuhr Papst Franziskus fort: Der Lukas-Text erzählt, wie Jesus
neugierige Fragen von Pharisäern nach dem Reich Gottes abwehrt. Den „Geist der Neugier“
sieht der Papst da am Werk, ein Geist, der Gottes Weisheit geradezu entgegenstehe.
„Das
ist so, wie wenn wir uns der Pläne Gottes bemächtigen wollen, der Zukunft; wenn wir
alles wissen, alles in die Hand nehmen wollen. Die Pharisäer fragen Jesus: Wann kommt
denn das Reich Gottes? Diese Neugierigen! Sie hätten gern das Datum gewußt. Der Geist
der Neugier führt uns vom Geist der Weisheit weg, weil er sich nur auf Details und
kleine Nachrichten des Tages richtet. Wie „macht“ man das? Er ist der Geist des „Wie
denn?“ Das ist kein guter Geist, sondern der Geist der Zerstreuung, der Entfernung
von Gott, der Geist des Geschwätzes.“
„Die Madonna ist keine Postbeamtin“
Neugier
treibe uns an, den Herrn hier oder dort spüren zu wollen. Er lasse uns Sätze sagen
wie den folgenden: „Ich kenne einen Seher, eine Seherin – der bekommt Briefe von der
Madonna, Botschaften von der Madonna.“ Dazu der Papst wörtlich: „Aber seht doch, die
Madonna ist eine Mutter, die uns alle liebt, und keine Oberpostbeamtin, die uns täglich
Botschaften schickt!“ Solche „Neuigkeiten“ führten uns weg vom Evangelium und vom
Heiligen Geist, denn „Jesus sagt doch, dass das Reich Gottes nicht auf eine aufsehenerregende
Weise kommt, sondern in der Weisheit“. Nicht im Sturm habe Gott zu Elia gesprochen,
sondern „im leichten Säuseln“, so Franziskus.
„Die kleine hl. Theresia vom
Kinde Jesus nahm sich selbst immer sehr in acht vor dem Geist der Neugier. Wenn eine
andere Schwester ihr eine Geschichte erzählte, dann wollte sie immer das Ende dieser
Geschichte wissen – aber sie fühlte, dass das nicht der Geist Gottes war, sondern
ein Geist der Zerstreuung, der Neugier. Das Reich Gottes ist mitten unter uns: Suchen
wir nicht mit weltlichem Sinn nach interessanten Dingen, nach Neuigkeiten! Lassen
wir uns vom Geist vorwärtstragen, mit dieser Weisheit, die im leichten Säuseln liegt.
Das ist der Geist des Reiches Gottes, von dem Jesus spricht.“