Franziskus an Italiens Präsidenten: Schafft Arbeit, schützt Familien
Arbeit und Familie:
diese beiden großen politischen Anliegen hat Papst Franziskus dem italienischen Staatspräsidenten
Giorgio Napolitano ans Herz gelegt. Franziskus besuchte den Staatschef am Donnerstag
in dessen Amtssitz, dem Quirinalspalast. Es war sein erster Staatsbesuch in Italien.
Bei vielen Themen, sagte Franziskus in seiner Ansprache, teilten katholische Kirche
und italienischer Staat dieselben Sorgen und könnten ihre Antworten zusammenklingen
lassen.
„Der aktuelle Moment ist von der Wirtschaftskrise gezeichnet, die
Mühe hat, vorüberzugehen. Unter ihren schmerzhaftesten Folgen ist eine ungenügende
Verfügbarkeit von Arbeit. Es ist nötig, die Anstrengungen zu vervielfachen, um die
Folgen (der Arbeitslosigkeit) zu mildern und um jedes Zeichen der Erholung aufzugreifen
und zu verstärken.“
Weiters präsenierte der Papst dem italienischen Staatspräsidenten
seine besondere Sorge um die Familie. Die Familie stehe „im Mittelpunkt der Hoffnungen
und der sozialen Schwierigkeiten“.
„Mit frischer Überzeugung fördert die
Kirche weiterhin den Einsatz aller, des Einzelnen wie der Institutionen, zur Unterstützung
der Familie. Sie ist der hauptsächliche Ort, an dem ein menschliches Wesen sich formt
und wächst, wo die Werte gelernt werden und auch die Beispiele, die sie glaubwürdig
machen. Familie braucht Stabilität und Wiedererkennbarkeit der gegenseitigen Bindung,
um ihre unersetzliche Aufgabe und ihre Sendung zu realisieren. Sie stellt der Gesellschaft
ihre Energie zur Verfügung, und dafür verlangt sie, geschätzt, aufgewertet und geschützt
zu werden.“
Er wolle mit seinem Besuch im Quirinal bildlich auch „an die
Tür jedes Einwohners dieses Landes klopfen“, sagte Franziskus. Der Papst bekräftigte,
bei seinen bisher drei inneritalienischen Reisen viel von der Wirklichkeit des Landes
und seiner Nöte gesehen zu haben. Auf Lampedusa besuchte er jene afrikanischen Migranten,
die nach ihrer lebensgefährlichen Überfahrt in Auffanglagern ihres weiteren Schicksals
harren. Auf Sardinien sprach er mit Arbeitslosen, in Assisi mit Kranken und Bedürftigen.
Der Papstbesuch - eine Gegenvisite zum Besuch Napolitanos im Vatikan am vergangenene
8. Juni - war kurzfristig angesetzt. Erst am Vortag hatte Vatikansprecher Lombardi
sie bekannt gegeben. Franziskus besuchte mit dem Quirinalspalast eine ehemalige päpstliche
Sommerresidenz. Sie entstand, als der Pontifex Maximus noch weltlicher Herrscher über
Rom und den Kirchenstaat waren.