Kardinal Bertone: „Ein Vatikan-Diplomat muss auch pastoral wirken“
Es war sozusagen seine
Abschiedskonferenz vor seinen ehemaligen Mitarbeitern und Gesprächspartnern: Kardinal
Tarcisio Bertone blickte am Dienstagabend in der vatikanischen Synodenaula auf sein
siebenjähriges Wirken als vatikanischer Staatssekretär zurück. Anlass war die Präsentation
seines neuen Buches „Die päpstliche Diplomatie in einer globalisierten Welt“. Das
Vorwort dazu hat Papst Franziskus geschrieben. Vor den Gästen ging Bertone auf die
Bedeutung seiner siebenjährigen Tätigkeit ein: Er habe sich immer als Vatikandiplomat
verstanden, so Bertone.
„Die diplomatische Tätigkeit eines vatikanischen
Staatssekretärs muss jedoch immer auch pastoral ausgerichtet sein, denn ein Staatssekretär
ist ja auch gleichzeitig ein Bischof der katholischen Kirche. Das darf man niemals
vergessen, auch wenn ein Vatikandiplomat sich an die Regeln der Weltdiplomatie halten
muss. Doch diese beiden Elemente lassen sich durchaus verbinden. Gestatten Sie mir
einige persönliche Aspekte hinzuzufügen: Diese sieben Jahre im Staatssekretariat waren
für mich sehr bereichernd - aber auch sehr anstrengend.“
In seinem Vorwort
würdigt Papst Franziskus die Leistungen Bertones als Staatssekretär. Bei seiner Abschiedskonferenz
im Vatikan sagte Bertone, er fühle sich mit Franziskus sehr verbunden.
„Es
gab ja zu Beginn meiner Tätigkeit als Staatssekretär einige Kritik, insbesondere warf
man mir vor, ich würde zuviel herumreisen. Ich bin aber sehr froh darüber, dass ich
bei all den Reisen immer wieder auf Wohlwollen in den entsprechenden Staaten gestoßen
bin. Das hat mir immer sehr gut getan. Ich möchte auch daran erinnern, dass ein Staatssekretär
an sich sehr viel reisen muss. Ich war immer auf Reisen im Auftrage des Papstes.“
Zu
den Schwerpunkten seiner diplomatischen Arbeit zählte auch die Förderung der europäischen
Einigung. Deshalb war bei der Buchvorstellung auch der frühere Präsident des EU-Parlaments,
Hans Gert Pöttering, anwesend. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der deutsche Politiker
und Präsident der Konrad Adenauer Stiftung:
„Kardinalstaatssekretär gewesen
zu sein, ist eine große und erfüllte Zeit. Seine ganz normale Arbeit gehört immer
zum historischen Tatbestand. Kardinal Bertone ist ein überzeugter Europäer, und wie
in seinen Reden zum Ausdruck kommt, ist er ein Anwalt der europäischen Einigung. Hier
braucht unsere Kirche immer wieder Ermutigung, dass die Europäische Union Unterstützung
braucht. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.“
Dies
liegt in den Händen von Bertones Nachfolger, Erzbischof Piero Parolin. Dieser wird
am Samstag im Vatikan eintreffen und die Amtsgeschäfte offiziell übernehmen, wie Kardinal
Bertone ankündigte.