Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat vor einem „unauffälligen Alltags-Antisemitismus“
gewarnt. Auch wenn er nicht zu Gewalt führe, sondern sich in scheinbar harmlosen Witzen
und Bemerkungen äußere, sei er eine latente Gefahr. Das sagte Schick zum 75. Jahrestag
der Novemberpogrome von 1938 am Freitag in Bamberg. „Auch wer zu Judenwitzen schweigt
oder mitlacht, macht sich mitschuldig“, so Schick wörtlich. Deshalb gelte: „Wehret
den Anfängen.“ Auch bei den als „Reichskristallnacht“ verharmlosten Pogromen habe
eine Mehrheit zugeschaut, geschwiegen und damit das grausame Unrecht möglich gemacht,
erklärte Schick weiter. „Es gab damals zu wenige, die aufgestanden sind, als sie hätten
aufstehen müssen.“
Die österreichischen Bischöfe bekannten in einer Erklärung
die Mitverantwortung der Kirche an den damaligen Übergriffen gegen Juden und ihre
Einrichtungen. Wörtlich schreiben sie: „Wir sehen heute klar, dass auch die Kirche
durch Akzente ihre Verkündigung im Sinn einer Verachtung des Judentums mitverantwortlich
für jenes Klima war, in dem sich der nationalsozialistische Antisemitismus ausbreiten
konnte.“ 1938 habe die Kirche in Österreich nicht erkannt, dass sich ihr christlicher
Glaube aus jüdischen Wurzeln nährt. Und dies, obwohl die Kirche beim Sturm auf das
Erzbischöfliche Palais in Wien kurz vor dem Pogrom selbst Ziel des Naziterrors geworden
sei. „Die Kirche hat auch in ihrer damaligen Theologie versagt“, weil sie den „ungekündigten
Bund“ Gottes mit dem Volk Israel ignorierte. „Und sie hat in der Liebe versagt, denn
es waren unsere Nächsten, die unschuldig Opfer des gewalttätigen Antisemitismus wurden“,
so die Bischöfe weiter.