Dokument: Die Pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung
Der Vatikan hat an diesem Dienstag das Vorbereitungsdokument für die Sonderversammlung
der Bischofssynode 2014 vorgestellt, das bereits in den vergangenen Tagen als der
„Fragebogen“ an die Kirche diskutiert und auch von einigen Bischofskonferenzen bereits
ins Internet gestellt worden ist. Wir dokumentieren den offiziellen Text.
I
- Die Synode: Familie und Evangelisierung
Der Auftrag, das Evangelium
allen Geschöpfen zu verkünden, wurde den Jüngern vom Herrn selbst anvertraut, und
die Kirche ist Trägerin dieses Auftrags in der Geschichte. In der Zeit, in der wir
leben, stellt die klar erkennbare soziale und spirituelle Krise eine pastorale Herausforderung
dar, die den Evangelisierungsauftrag der Kirche im Hinblick auf die Familie, lebensnotwendige
Keimzelle der Gesellschaft und der kirchlichen Gemeinschaft, betrifft.
Das
Evangelium über die Familie in diesem Kontext vorzulegen erscheint mehr denn je dringlich
und notwendig. Die hohe Bedeutung des Themas ergibt sich aus der Tatsache, dass der
Heilige Vater beschlossen hat, für die Bischofssynode einen Arbeitsplan in zwei Etappen
festzulegen: die erste Etappe, das heißt die Außerordentliche Versammlung im Jahr
2014, ist darauf ausgerichtet, den „status quaestionis“ zu erfassen sowie Zeugnisse
und Vorschläge der Bischöfe zu sammeln, um das Evangelium für die Familie glaubwürdig
zu verkünden und zu leben; in der zweiten Etappe, bei der Ordentlichen Vollversammlung
der Bischofssynode 2015, sollen konkrete Leitlinien für die Pastoral der Einzelperson
und der Familie gesucht werden.
Es zeichnen sich heute bis vor wenigen Jahren
noch nie dagewesene Problematiken ab, von der Verbreitung der faktischen Lebensgemeinschaften,
die die Ehe nicht anstreben und zuweilen deren Idee verwerfen, bis hin zu Verbindungen
von Personen desselben Geschlechts, denen nicht selten die Adoption von Kindern gewährt
wird. Unter den zahlreichen neuen Situationen, die die Aufmerksamkeit und den pastoralen
Einsatz der Kirche erfordern, möge es genügen, an folgende zu erinnern: konfessionsverschiedene
oder interreligiöse Ehen; Familien mit nur einem Elternteil; Polygamie; arrangierte
Ehen mit dem daraus folgenden Problem der Mitgift, der manchmal als Kaufpreis der
Braut verstanden wird; das Kastensystem; die Kultur des nicht verpflichtenden Ehebandes
und der angenommenen Instabilität dieses Bandes; Formen des der Kirche feindlich gesinnten
Feminismus; Phänomene der Migration und Neuformulierung des Begriffs der Familie;
relativistischer Pluralismus im Eheverständnis; Einfluss der Medien auf die Volkskultur
im Hinblick auf das Verständnis von Ehe und Familienleben; Dauerhaftigkeit und Treue
des Ehebundes entwertende Denkströmungen, die einzelnen Gesetzesvorschlägen zugrunde
liegen; Verbreitung des Phänomens der Leihmütter; neue Interpretationen der Menschenrechte.
Vor allem aber ist im kirchlichen Bereich die Schwächung oder die Aufgabe des Glaubens
an die Sakramentalität der Ehe und an die heilende Kraft der sakramentalen Buße zu
nennen.
All dem ist zu entnehmen, mit welcher Dringlichkeit sich die Aufmerksamkeit
des Weltepiskopats „cum et sub Petro“ diesen Herausforderungen zuwenden muss. Vergegenwärtigt
man sich zum Beispiel allein die Tatsache, dass viele in irregulären Ehesituationen
geborene Kinder und Jugendliche niemals sehen können, dass ihre Eltern die Sakramente
empfangen, wird verständlich, wie dringlich die der Evangelisierung von der aktuellen
Situation gestellten Herausforderungen sind, einer Situation, die im Übrigen in jedem
Teil des „globalen Dorfes“ verbreitet ist. Diese Wirklichkeit findet eine einzigartige
Entsprechung in der breiten positiven Aufnahme, die in unseren Tagen der Lehre über
die göttliche Barmherzigkeit und Zärtlichkeit gegenüber den verwundeten Personen in
den geographischen und existenziellen Randgebieten entgegengebracht wird: es gibt
dementsprechend sehr weitreichende Erwartungen hinsichtlich der pastoralen Entscheidungen
in Bezug auf die Familie. Eine Reflexion der Bischofssynode über diese Themen erscheint
deshalb äußerst notwendig und dringlich wie auch geboten als Ausdruck der Liebe der
Hirten gegenüber denjenigen, die ihnen anvertraut sind, und gegenüber der gesamten
Menschheitsfamilie.
II - Die Kirche und das Evangelium über
die Familie
Die frohe Botschaft der Liebe Gottes muss all denen verkündet
werden, die die grundlegende persönlich-menschliche Erfahrung als Ehepaar und für
die Gabe der Kinder offene Gemeinschaft machen, welche die Familie ist. Die Lehre
des Glaubens in Bezug auf die Ehe muss wirksam und kommunikativ vorgelegt werden,
damit sie die Herzen erreichen und sie verwandeln kann gemäß dem in Jesus Christus
offenbarten Willen Gottes.
Hinweise auf die Schriftstellen über Ehe und Familie
werden hier auf das Wesentliche beschränkt. Dasselbe gilt für die Dokumente des Lehramtes,
bei denen es sinnvoll scheint, sich auf das universale Lehramt der Kirche zu beschränken,
ergänzt durch einige Texte des Päpstlichen Rats für die Familie. Den an der Synode
teilnehmenden Bischöfen bleibt die Aufgabe überlassen, den Dokumenten ihrer jeweiligen
bischöflichen Einrichtungen Stimme zu verleihen.
Zu keiner Zeit hat es in
den verschiedensten Kulturen an der eindeutigen Lehre der Hirten oder am konkreten
Zeugnis der Gläubigen, Männer und Frauen, gefehlt, die in ganz unterschiedlichen Situationen
das Evangelium der Familie als unermessliches Geschenk für ihr Leben und das Leben
ihrer Kinder gelebt haben. Das Engagement für die kommende Außerordentliche Synode
wird angetrieben und unterstützt von dem Wunsch, allen mit größerer Wirksamkeit diese
Botschaft zu verkünden, in der Hoffnung, dass so „der Schatz der Offenbarung, der
Kirche anvertraut, mehr und mehr die Herzen der Menschen erfüllen möge“ (DV 26).
Der Plan Gottes, des Schöpfers und Erlösers
Die Schönheit
der biblischen Botschaft über die Familie hat ihre Wurzel in der Erschaffung des Mannes
und der Frau, die beide nach dem Bild Gottes geschaffen und ihm ähnlich sind (cf.
Gen 1,24-31; 2, 4b-25). Verbunden durch ein unauflösliches sakramentales Band, leben
die Eheleute die Schönheit der Liebe, der Vaterschaft, der Mutterschaft und der höchsten
Würde am Schöpfungswerk Gottes teilzuhaben.
Mit dem Geschenk der Frucht ihrer
Vereinigung übernehmen sie die Verantwortung für das Wachstum und die Erziehung von
Menschen für die Zukunft des Menschengeschlechts. Durch die Fortpflanzung erfüllen
der Mann und die Frau im Glauben die Berufung, Mitarbeiter Gottes zu sein in der Bewahrung
der Schöpfung und im Wachstum der Menschheitsfamilie.
Der selige Johannes
Paul II. hat diesen Aspekt in der Enzyklika Familiaris Consortio kommentiert:
„Gott hat den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen (vgl. Gen 1,26f.):
den er aus Liebe ins Dasein gerufen hat, berief er gleichzeitig zur Liebe. Gott ist
Liebe (1 Joh 4,8) und lebt in sich selbst ein Geheimnis personaler Liebesgemeinschaft.
Indem er den Menschen nach seinem Bild erschafft und ständig im Dasein erhält, prägt
Gott der Menschennatur des Mannes und der Frau die Berufung und daher auch die Fähigkeit
und die Verantwortung zu Liebe und Gemeinschaft ein (vgl. Gaudium et spes,
12). Die Liebe ist demnach die grundlegende und naturgemäße Berufung jedes Menschen“
(FC, 11).
Dieser Plan Gottes, des Schöpfers, den die Erbsünde erschüttert
hat (cf. Gen 3, 1-24), hat sich im Laufe der Geschichte in den Wechselfällen des auserwählten
Volkes offenbart bis hin zur Fülle der Zeit, als mit der Menschwerdung des Gottessohnes
nicht nur der göttliche Heilswille bestätigt, sondern mit der Erlösung auch die Gnade
geschenkt wurde, diesem Willen gehorsam zu sein.
Der Sohn Gottes, das im Schoß
der Jungfrau fleischgewordene Wort (cf. Joh 1,14), hat in der Familie von Nazaret
gelebt und ist in ihr aufgewachsen und hat an der Hochzeit von Kana teilgenommen,
dessen Feier er mit dem ersten seiner „Zeichen“ bereichert hat (cf. Joh 2,1-11). Er
hat mit Freude die familiäre Gastfreundschaft seiner ersten Jünger angenommen (cf.
Mk 1,29-31; 2,13-17) und hat die Trauer der Familie seiner Freunde in Bethanien getröstet
(cf. Lk 10,38-42; Joh 11,1-44).
Jesus Christus hat die Schönheit der Ehe
wiedererrichtet, indem er den zur Einswerdung auffordernden Plan Gottes wieder vor
Augen stellte, der aufgrund der Härte des menschlichen Herzens sogar innerhalb der
Tradition des Volkes Israel aufgegeben worden war (cf. Mt 5,31-32; 19.3-12; Mk 10,1-12;
Lk 16,18). Zum Ursprung zurückkehrend hat Jesus die Einheit und Treue der Ehegatten
gelehrt und Verstoßung und Ehebruch zurückgewiesen.
Gerade durch die außerordentliche
Schönheit der menschlichen Liebe – bereits mit inspirierten Zügen gefeiert im Hohenlied
– und des von Propheten wie Hosea (cf. Hos 1,2-3,3) und Maleachi (cf. Mal 2,13-16)
geforderten und verteidigten Ehebandes hat Jesus die ursprüngliche Würde der Liebe
des Mannes und der Frau bekräftigt.
Die Lehre der Kirche über die Familie
Auch
in der frühchristlichen Gemeinschaft erscheint die Familie als „Hauskirche“ (cf. KKK,
1655): In den sogenannten „Haustafeln” der neutestamentlichen Apostolischen Briefe,
wird die antike Großfamilie als Ort der tiefsten Solidarität zwischen Mann und Frau,
zwischen Eltern und Kindern, zwischen Reichen und Armen beschrieben (cf. Eph 5,21-6,9;
Kol 3,18-4,1; 1Tim 2,8-15; Tit 2,1-10; 1Petr 2,13-3,7; cf. dazu auch den Brief
an Philemon). Insbesondere der Epheserbrief hat in der ehelichen Liebe zwischen
Mann und Frau „das tiefe Geheimnis“ gesehen, das die Liebe Christi und der Kirche
in der Welt gegenwärtig macht (cf. Eph 5,31-32).
Durch die Jahrhunderte hindurch
und vor allem in der neueren Zeit bis in unsere Tage hat die Kirche es nicht fehlen
lassen an ihrer beständigen und immer umfassenderen Lehre über die Familie und die
sie begründende Ehe. Tiefen Ausdruck hat diese Lehre in der Pastoralkonstitution Gaudium
et spes des Zweiten Vatikanischen Konzils gefunden. Bei der Behandlung einiger
der dringlichsten Themen ist hier der Förderung der Würde von Ehe und Familie ein
gesamtes Kapitel gewidmet, wie aus der Beschreibung ihres Wertes für den Aufbau der
Gesellschaft ersichtlich ist: „So ist die Familie, in der verschiedene Generationen
zusammenleben und sich gegenseitig helfen, um zu größerer Weisheit zu gelangen und
die Rechte der einzelnen Personen mit den anderen Notwendigkeiten des gesellschaftlichen
Lebens zu vereinbaren, das Fundament der Gesellschaft“ (GS 52). Besonders eindringlich
ist der Appell an die christlichen Eheleute zu einer christozentrischen Spiritualität:
„Die Ehegatten selber aber sollen, nach dem Bild des lebendigen Gottes geschaffen,
in eine wahre personale Ordnung gestellt, eines Strebens, gleichen Sinnes und in gegenseitiger
Heiligung vereint sein, damit sie, Christus, dem Ursprung des Lebens, folgend, in
den Freuden und Opfern ihrer Berufung durch ihre treue Liebe Zeugen jenes Liebesgeheimnisses
werden, das der Herr durch seinen Tod und seine Auferstehung der Welt geoffenbart
hat“ (GS 52).
Auch die Nachfolger Petri nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
haben mit ihrem Lehramt die Lehre über Ehe und Familie bereichert, insbesondere Paul
VI. mit der Enzyklika Humanae vitae, die besondere Lehren hinsichtlich der
Prinzipien und der Praxis anbietet. Nachfolgend unterstrich Papst Johannes Paul II.
im Apostolischen Schreiben Familiaris consortio diese, indem er den göttlichen
Plan hinsichtlich der ursprünglichen Wahrheit der ehelichen Liebe und der Familie
darlegte: „Diese Hingabe ist in ihrer ganzen Wahrheit einzig und allein im "Raum"
der Ehe möglich, im Bund ehelicher Liebe, auf dem Boden der bewussten und freien Entscheidung,
mit der Mann und Frau die innige, von Gott gewollte Lebens- und Liebesgemeinschaft
eingehen (vgl. Gaudium et spes, 48), die nur in diesem Licht ihren wahren Sinn
enthüllt. Die Ehe als Institution ist weder ein ungebührliches Eingreifen der Gesellschaft
oder der Autorität noch ein von außen kommendes Auferlegen einer Form, sondern eine
dem ehelichen Liebesbund innewohnende Notwendigkeit, der sich dadurch der Öffentlichkeit
als etwas Einmaliges und Ausschließliches kundtut, damit so die Treue zum Plan des
Schöpfergottes voll verwirklicht wird. Eine solche Treue beeinträchtigt keineswegs
die Freiheit der Person, sondern schützt sie vielmehr vor jedem Subjektivismus und
Relativismus und lässt sie an der schöpferischen Weisheit Gottes teilhaben“ (FC 11).
Der
Katechismus der Katholischen Kirche greift diese grundlegenden Gegebenheiten
auf: „Der Bund der Ehe durch den ein Mann und eine Frau miteinander eine innige Lebens
und Liebesgemeinschaft bilden wurde durch den Schöpfer grundgelegt und mit eigenen
Gesetzen versehen. Er ist von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung
und Erziehung von Kindern hingeordnet. Der Ehebund zwischen Getauften wurde von Christus
dem Herrn zur Würde eines Sakramentes erhoben [Cf. II. Vat. Konzil, Gaudium et spes,
48; Codex des Kanonischen Rechts, 1055, 1]“ (KKK 1660).
Die im Katechismus
dargelegte Lehre berührt sowohl die theologischen Prinzipien als auch das sittliche
Verhalten, die unter zwei getrennten Übersschriften behandelt werden: Das Sakrament
der Ehe (Nr. 1601-1658) und Das sechste Gebot (Nr. 2331-2391). Die aufmerksame
Lektüre dieser Teile des Katechismus vermittelt ein aktualisiertes Verständnis der
Glaubenslehre zur Unterstützung des kirchlichen Handelns angesichts der heutigen Herausforderungen.
Die Pastoral der Kirche inspiriert sich an der Wahrheit der Ehe, die im Rahmen des
göttlichen Plans gesehen wird: Gott hat den Mann und die Frau erschaffen und in der
Fülle der Zeit hat er in Jesus auch die Fülle der ehelichen Liebe offenbart, die zum
Sakrament erhoben wurde. Die auf den Konsens gegründete christliche Ehe hat eigene
Wirkungen wie es die Ehegüter und die Aufgaben der Eheleute sind, dennoch ist sie
der Herrschaft der Sünde nicht entzogen (cfr. Gen 3,1-24), die tiefe Wunden verursachen
und auch die Würde des Sakraments verletzen kann.
Die kürzlich veröffentlichte
Enzyklika von Papst Franziskus, Lumen Fidei, spricht von der Familie in ihrer
Verbindung zum Glauben, die offenbart, „wie fest die Bande zwischen den Menschen sein
können, wenn Gott in ihrer Mitte gegenwärtig wird“ (LF 50). „Der erste Bereich, in
dem der Glaube die Stadt der Menschen erleuchtet, findet sich in der Familie. Vor
allem denke ich an die dauerhafte Verbindung von Mann und Frau in der Ehe. Sie entsteht
aus ihrer Liebe, die Zeichen und Gegenwart der Liebe Gottes ist, und aus der Anerkennung
und Annahme des Gutes der geschlechtlichen Verschiedenheit, durch welche die Ehegatten
ein Fleisch werden können (vgl. Gen 2,24) und fähig sind, neues Leben zu zeugen, das
Ausdruck der Güte des Schöpfers, seiner Weisheit und seines Plans der Liebe ist. Auf
diese Liebe gegründet, können sich Mann und Frau mit einer Geste, die ihr ganzes Leben
mit einbezieht und in vielen Zügen an den Glauben erinnert, die gegenseitige Liebe
versprechen. Eine Liebe zu versprechen, die für immer gilt, ist möglich, wenn man
einen Plan entdeckt, der größer ist als die eigenen Pläne, der uns trägt und uns erlaubt,
der geliebten Person die ganze Zukunft zu schenken“ (LF 52). „Der Glaube ist nicht
eine Zuflucht für Menschen ohne Mut, er macht vielmehr das Leben weit. Er lässt eine
große Berufung entdecken, die Berufung zur Liebe, und er garantiert, dass diese Liebe
verlässlich ist und es wert ist, sich ihr zu übereignen, da ihr Fundament auf der
Treue Gottes steht, die stärker ist als all unsere Schwäche“ (LF 53).
III
- Fragebogen
Die nachfolgenden Fragen ermöglichen den Teilkirchen eine
aktive Teilnahme an der Vorbereitung der Außerordentlichen Synode, die das Ziel hat,
in den heutigen pastoralen Herausforderungen für die Familie das Evangelium zu verkünden.
1
- Zur Verbreitung der Heiligen Schrift und des Lehramtes der Kirche in Bezug auf die
Familie Wie steht es um die wirkliche Kenntnis der Lehren
der Bibel, um die Kenntnis von “Gaudium et spes”, “Familiaris consortio” und anderer
Dokumente des nachkonziliaren Lehramtes über die Bedeutung der Familie nach der Lehre
der katholischen Kirche? Wie werden unsere Gläubigen zum Familienleben nach der Lehre
der Kirche herangebildet? Wird die Lehre der Kirche dort, wo sie bekannt ist, ganz
angenommen? Zeigen sich bei ihrer Umsetzung in die Praxis Schwierigkeiten? Welche? Wie
wird die Lehre der Kirche im Kontext der Pastoralprogramme auf nationaler, diözesaner
und Pfarreiebene verbreitet? Wie sieht die Katechese über die Familie aus? In welchem
Maß – und insbesondere bezüglich welcher Aspekte – ist diese Lehre im außerkirchlichen
Bereich wirklich bekannt, wird akzeptiert, zurückgewiesen und/oder kritisiert? Welche
kulturellen Faktoren behindern die volle Annahme der Lehre der Kirche über die Familie?
2
- Zur Ehe nach dem Naturrecht Welchen Raum nimmt der Begriff
des Naturrechts in der weltlichen Kultur ein, sowohl auf institutioneller, erzieherischer
und akademischer Ebene als auch in der Volkskultur? Welche anthropologischen Sichtweisen
liegen dieser Debatte über das natürliche Fundament der Familie zugrunde? Wird
der Begriff des Naturrechts in Bezug auf die Verbindung zwischen Mann und Frau von
Seiten der Gläubigen im Allgemeinen akzeptiert? Auf welche Weise wird in Theorie
und Praxis das Naturrecht in Bezug auf die Verbindung zwischen Mann und Frau im Hinblick
auf die Bildung einer Familie bestritten? Wie wird es in den zivilen und kirchlichen
Einrichtungen dargelegt und vertieft? Wie soll man die pastoralen Herausforderungen
annehmen, die sich ergeben, wenn nicht praktizierende oder sich als ungläubig bezeichnende
Getaufte die Feier der Eheschließung erbitten?
3 - Die Familienpastoral
im Kontext der Evangelisierung Welche Erfahrungen wurden in
den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Ehevorbereitung gemacht? Auf welche Weise
hat man sich bemüht, dem Evangelisierungsauftrag der Eheleute und der Familie Impulse
zu geben? Wie kann man das Bewusstsein der Familie als „Hauskirche“ fördern? Ist
es gelungen, für die Familie Gebetsformen vorzuschlagen, die in der Komplexität des
heutigen Lebens und der aktuellen Kultur Bestand haben? Haben die Familien in der
aktuellen Situation des Generationenkonflikts verstanden, ihre Berufung zur Weitergabe
des Glaubens umzusetzen? Wie? Wie haben es die Ortskirchen und Bewegungen der
Familienspiritualität verstanden, vorbildliche Wege der Formung und Ausbildung zu
schaffen? Welchen besonderen Beitrag haben Ehepaare und Familien leisten können,
um zur Verbreitung einer heute glaubwürdigen ganzheitlichen Sicht von Ehe und Familie
beizutragen? Welche besondere pastorale Aufmerksamkeit hat die Kirche gezeigt,
um den Weg der Paare, die am Anfang ihres gemeinsamen Weges stehen, sowie den der
Ehepaare in der Krise zu unterstützen?
4 - Zur Pastoral
für Gläubige in schwierigen Ehesituationen Ist das Zusammenleben
„ad experimentum“ in der Ortskirche eine relevante pastorale Wirklichkeit? Welchen
Prozentsatz macht es schätzungsweise aus? Gibt es faktische Lebensgemeinschaften
ohne religiöse oder zivile Anerkennung? Gibt es dazu verlässliche statistische Daten? Stellen
die getrennt Lebenden und die wiederverheirateten Geschiedenen eine wichtige pastorale
Realität in der Ortskirche dar? Welchen Prozentsatz machen sie schätzungsweise aus?
Begegnet man dieser Situation durch entsprechende Pastoralpläne? Welche? All diese
Fälle betreffend: Wie leben die Getauften ihre irreguläre Situation? Sind sie sich
dessen bewusst? Zeigen sie sich gleichgültig? Fühlen sie sich ausgegrenzt und leiden
an der Unmöglichkeit, die Sakramente zu empfangen? Welche Anfragen/Bitten gibt
es von Seiten der wiederverheirateten Geschiedenen an die Kirche in Bezug auf die
Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung? Wie viele Gläubige, die in diesen Situationen
leben, fragen nach diesen Sakramenten? Könnte die Straffung der kirchenrechtlichen
Praxis zur Anerkennung der Nichtigkeitserklärung des Ehebandes einen wirklichen und
positiven Beitrag leisten zur Lösung der Probleme der betroffenen Personen? Wenn ja,
in welchen Formen? Gibt es eine Pastoral, um diesen Fällen entgegenzukommen? Wie
sieht diese Pastoral aus? Gibt es diesbezügliche Pastoralpläne auf nationaler und
diözesaner Ebene? Wie wird den getrennt Lebenden und den wiederverheirateten Geschiedenen
die Barmherzigkeit Gottes verkündet und wie wird die Unterstützung ihres Glaubensweges
durch die Kirche umgesetzt?
5 - Zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften Gibt es in Ihrem Land eine zivile Gesetzgebung, die Verbindungen von Personen
desselben Geschlechts anerkennt und damit in etwa der Ehe gleichstellt? Was ist
die Haltung der Teilkirchen und Ortskirchen sowohl gegenüber dem Staat, der die zivilen
Verbindungen zwischen Personen desselben Geschlechts fördert, als auch gegenüber den
von dieser Art von Verbindungen betroffenen Personen? Welche pastorale Aufmerksamkeit
ist möglich gegenüber Menschen, die sich für derartige Lebensgemeinschaften entschieden
haben? Wie soll man sich auf pastoraler Ebene mit Blick auf die Glaubensweitergabe
in jenen Fällen verhalten, in denen gleichgeschlechtliche Partner Kinder adoptiert
haben?
6 - Zur Erziehung der Kinder in irregulären Ehesituationen Wie hoch ist der geschätzte Prozentsatz der Kinder und Heranwachsenden im
Vergleich zu den in regulären Familien geborenen und aufgewachsenen Kindern? Mit
welcher Haltung wenden sich die Eltern an die Kirche? Um was bitten sie? Nur um die
Sakramente oder auch um die Katechese und den Religionsunterricht im Allgemeinen? Wie
kommen die Teilkirchen dem Wunsch dieser Eltern nach, ihren Kindern eine christliche
Erziehung zu bieten? Wie läuft in diesen Fällen die sakramentale Praxis ab: die
Vorbereitung, die Spendung der Sakramente und die Begleitung?
7
- Zur Offenheit der Eheleute für das Leben Wie steht es um
die wirkliche Kenntnis der Gläubigen in Bezug auf die Lehre von Humanae vitae
über die verantwortliche Elternschaft? Welches Bewusstsein gibt es von der moralischen
Bewertung der unterschiedlichen Methoden der Geburtenregelung? Welche Vorschläge zur
Vertiefung dieses Themas aus pastoraler Sicht gibt es? Wird diese Morallehre akzeptiert?
Welches sind die problematischsten Aspekte, die die Akzeptanz bei der großen Mehrheit
der Ehepaare erschweren? Welche natürlichen Methoden werden von Seiten der Teilkirchen
gefördert, um den Ehepaaren zu helfen, die Lehre von Humanae vitae umzusetzen?
Welche Erfahrung gibt es hinsichtlich dieses Themas in Zusammenhang mit der Praxis
des Bußsakraments und der Teilnahme an der Eucharistie? Welche Gegensätze fallen
zwischen der Lehre der Kirche und der weltlichen Erziehung in diesem Bereich auf? Wie
kann man eine mehr für die Nachkommenschaft offene Mentalität fördern? Wie kann man
einen Anstieg der Geburtenrate fördern?
8 - Zur Beziehung zwischen
Familie und Individuum Jesus Christus offenbart das Geheimnis
und die Berufung des Menschen: Ist die Familie ein privilegierter Ort, damit dies
geschieht? Welche kritischen Situationen der Familie in der heutigen Welt können
zu einem Hindernis für die Begegnung des Einzelnen mit Christus werden? In welchem
Maß wirken sich die Glaubenskrisen, die die Einzelnen durchmachen können, auf das
Familienleben aus?
9 - Weitere Herausforderungen und Vorschläge Gibt
es andere Herausforderungen und Vorschläge hinsichtlich der in diesem Fragebogen behandelten
Themen, die nach Meinung der Befragten dringlich oder nützlich sein mögen?