Die meisten Einwohner
der beiden belagerten christlichen syrischen Dörfer Sadad und Hofar konnten inzwischen
fliehen, doch 1.500 Christen sind immer noch dort eingeschlossen, darunter auch Katholiken.
Das berichtet Jesuitenpater Ziad Hilal aus Homs, das gut 60 Kilometer von den beiden
Dörfern entfernt liegt, im Interview mit Radio Vatikan.
„Vor ein paar Tagen
fielen Rebellen in die Dörfer Sadad und Hofar ein, die überwiegend syrisch-orthodoxen
Glaubens sind. 15.000 Menschen sind nach Homs und in die Umgebung geflohen. Es gab
mehrere Tote, Familien werden vermisst. 1.500 Menschen sind immer noch eingeschlossen,
die Lage ist prekär, teilweise haben wir keinen Kontakt mehr und wissen nicht, wie
es den Menschen jetzt geht. Die Situation wird immer gefährlicher.“
Laut
arabischsprachigen Medien war Sadad Anfang vergangener Woche von den El Kaida-nahen
Rebellengruppen der al-Nusra-Front und des „Islamischen Staats in Irak und Syrien“
(ISIS) überfallen worden. Truppen des syrischen Regimes versuchten, die Islamisten
mit Waffengewalt zu vertreiben. Die syrisch-orthodoxe Erzdiözese von Homs und Hama
hatte sich am Wochenende im Namen der bedrängten Bevölkerung mit einem Hilferuf an
die internationalen Institutionen gewandt – sie sollen Druck auf die Belagerer ausüben,
um die Zivilbevölkerung zu schützen. Pater Hilal:
„Im Namen Gottes erneuern
wir unseren Appell: Mögen die Belagerer Erbarmen mit den Unschuldigen haben, die von
dieser Tragödie betroffen sind, sie sollen sie unbeschadet gehen lassen und sie gut
behandeln!“
Die drei Kirchen der Region – die syrisch-orthodoxe, römisch-katholische
und griechisch-katholische – bemühen sich in der dramatischen Lage gemeinsam darum,
die Flüchtlinge so gut es geht zu unterstützen. Am Montag ist der Gesandte der UNO
und der arabischen Liga Lakhdar Brahimi in Damaskus angekommen. Er will das Regime
und die Opposition von einer Teilnahme an der Friedenskonferenz „Genf 2“ im November
überzeugen. Dazu Hilal:
„Es kann nur eine friedliche Lösung geben, um den
Krieg zu stoppen, um die Gewalt zu stoppen. Wir unterstützen die Mission von Lakhdar
Brahimi, alle Seiten zu vereinen, um einen Weg zu finden, eine Lösung für unser Land!“
Im
Vatikan findet am 21. November eine Sitzung zur Lage im Nahen Osten statt, an der
auch Papst Franziskus teilnehmen wird. Eingeladen sind mehrere Patriarchen und führende
Vertreter der katholischen Ostkirchen, die mit Rom verbunden sind. Ende 2011 hatte
im Vatikan eine Bischofssynode zum Thema Kirche in Nahost stattgefunden; die Ergebnisse
wurden vom damaligen Papst Benedikt XVI. auf seiner letzten Auslandsreise im Herbst
2012 im Libanon vorgestellt.