Guatemala: Erzbischof will Bestrafung von Ex-Diktator Rios Montt
Erzbischof Oscar Vian Morales hat an Justizbehörden und die Politik appelliert, den
Fall des Ex-Diktators Jose Efrain Rios Montt nicht ungeahndet zu lassen. „Wie müssen
sich all jene fühlen, die von weit her gekommen sind und gelitten haben, um ihre Zeugenaussagen
zu machen“, zitierte die Tageszeitung „Siglo 21“ am Montag den Leiter der Hauptstadtdiözese
Guatemala-Stadt. „Rios kann nicht ohne Strafe ausgehen“, so Vian weiter. Ein Gericht
hatte den Ex-Diktator im Mai dieses Jahres wegen mehrerer Massaker an der indigenen
Bevölkerung zu einer Haftstrafe von 80 Jahren verurteilt. Das Verfassungsgericht annullierte
das Urteil jedoch wenig später wegen Formfehler. Mittlerweile droht die Neuauflage
des Prozesses zu platzen. Das Verfassungsgericht gab vergangene Woche einer Beschwerde
statt, die seine Begnadigung unter einem Amnestiegesetz von 1985 ermöglichen könnte.
Zahlreiche internationale Institutionen haben Guatemala aufgerufen, Rios Montt erneut
vor Gericht zu stellen.
Der blutige Konflikt zwischen vier linken Guerillaorganisationen
und der Regierung des mittelamerikanischen Landes kostete während des Bürgerkrieges
(1960-1996) nach Schätzungen rund 200.000 Menschenleben. Durch einen Militärputsch
kam Rios Montt im März 1982 an die Macht. Nach nur 15 Monaten Amtszeit wurde seine
Schreckensherrschaft durch rivalisierende Militärs abgelöst.