2013-10-28 12:13:45

Als Flüchtling in Kairo... ein Comboni-Missionar erzählt


RealAudioMP3 Nicht erst vor Lampedusa geraten Flüchtlinge, die von Afrika nach Europa wollen, in Gefahr: Da haben sie schon eine dramatische Reise durch nordafrikanische Länder hinter sich, wo sie alles andere als willkommen sind. Ägypten, zum Beispiel. Seit zweieinhalb Jahren sind die Verhältnisse am Nil instabil, und das bekommen die Flüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika zu spüren, wenn sie hier durchziehen, in Richtung Europa oder auch Israel. Der Comboni-Missionar Jemir Araya arbeitet als Migrantenseelsorger in Kairo.

„Unsere Flüchtlinge kommen aus Eritrea, Äthiopien, Somalia oder dem Sudan. Wenn sie Ägypten erreichen, hoffen sie zunächst auf Hilfe und Schutz, werden in der Regel aber schnell enttäuscht. Sie versuchen so schnell wie möglich weiterzukommen, weil sie merken, dass ihnen die derzeitige Lage keinerlei Zukunftsperspektiven hier in Ägypten bietet.“

Bei der Unterkunft, genauer: bei der fehlenden Unterkunft geht`s los:

„In Ägypten gibt es keine Flüchtlingslager, weder von irgendwelchen Hilfsorganisationen noch von der Regierung, und darum schaffen es die Migranten noch nicht einmal, ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Dafür müssten sie erst eine Arbeit finden, damit sie dann die Miete zahlen können; und Mieten sind sehr hoch, vor allem für Flüchtlinge, das können die gar nicht aufbringen. Außerdem stehen die Schulen auch nicht allen Kindern von Migranten offen: Für die syrischen Kinder hat man jetzt zwar, nach einem Jahr Hin und Her, eine Regelung gefunden, dass sie in ägyptische staatliche Schulen gehen dürfen und dass sie auch Krankenversorgung bekommen. Anderen Flüchtlingen wird das alles verweigert. Stattdessen laufen sie viele Gefahren, darunter Menschenhandel oder die Verhaftung im Moment, wo sie eine Grenze überschreiten. Darum sind die Flüchtlinge ständig in Angst.“

Der Sturz zweier Präsidenten und die immer wieder aufbrechenden Unruhen in Ägypten haben die Lage für durchziehende Flüchtlinge natürlich nicht leichter gemacht. Der neugeborene Jesus wurde einst von seiner Familie vor dem Zorn des Herodes in Ägypten in Sicherheit gebracht; heutige Flüchtlingsströme ziehen genau in die entgegen gesetzte Richtung.

„Die Lage hat sich ja auch für die Ägypter selbst verschlimmert, und noch mehr für die Flüchtlinge. Wer es sich leisten konnte, hat das Land verlassen, viele Menschen, vor allem Frauen, sind ohne Arbeit; viele arbeiten als Haushälterinnen, und da geraten sie oft in eine hässliche Situation.“

Pater Araya bietet in seinem Zentrum für Flüchtlinge ein paar einfache Dienste an.

„Bei uns gibt es ein bisschen Schulbildung, und in Notlagen liefern wir auch Nahrung und Gesundheitsleistungen. In pastoraler Hinsicht tun wir, was die Lage gebietet: Die Kirche war immer eine Mutter für alle, und unser Zentrum nimmt jeden auf, der sich an uns wendet. In unseren Schulen haben wir auch Muslime. Wir sorgen also nicht nur für unsere eigenen Leute, sondern für jeden, der profitieren will.“

(rv 28.10.2013 sk)







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