Italien: Tumulte um Requiem für Kriegsverbrecher Priebke
Nach schweren Tumulten ist die kirchliche Begräbnisfeier für den NS-Kriegsverbrecher
Erich Priebke in Albano bei Rom am Dienstagabend kurzfristig abgesagt worden. Demonstranten
hatten Angehörige und Freunde am Betreten der Kirche der traditionalistischen Piusbruderschaft
gehindert, in der die Totenmesse stattfinden sollte. Daraufhin habe Priebkes Anwalt,
Paolo Giachini, den Gottesdienst abgesagt. Von 100 geladenen Gästen seien nur 25 erschienen.
Demonstranten hatten den Leichenwagen zuvor mit Fausthieben und Fusstritten empfangen
und das Fahrzeug bespuckt. Ein traditionalistischer Geistlicher musste unter Polizeischutz
die Kirche betreten und wurde von Demonstranten beschimpft. Ausser Kontrolle geriet
die Situation, als eine Gruppe von 20 Neonazis vor der Kirche der traditionalistischen
Piusbruderschaft mit Hitler-Gruss aufmarschierte. Nach der Absage der Trauerfeierlichkeiten
kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Neonazis, Priebke-Gegnern und
der Polizei. Der Bürgermeister von Albano hatte die Totenmesse untersagt. Der Präfekt
von Rom hatte das Verbot jedoch aufgehoben. Priebkes Leichnam soll noch in der Nacht
nach Rom zurück gebracht worden sein.
Priebke war am Freitag im Alter von 100
Jahren in seinem römischen Hausarrest gestorben. Anschliessend kam es zu einem Streit
über seine Bestattung. Das Bistum Rom hatte eine öffentliche katholische Begräbnisfeier
untersagt; zugelassen seien nur Gebete für den Verstorbenen in strikt privatem Rahmen.
Die Stadt Rom verwahrte sich ebenfalls gegen ein Totengedenken im öffentlichen Raum.