2013-10-12 15:42:02

Spanien: Große Seligsprechungen in Tarragona


Im spanischen Tarragona findet am Sonntag eine Massenseligsprechung statt: 522 katholische Bischöfe, Priester, Ordensfrauen und Mönche, die während der Wirren des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) „als Märtyrer für ihren Glauben“ gestorben sind, erhalten die hohe Kirchenehrung. Papst Franziskus wird in Tarragona durch den italienischen Kurienkardinal Angela Amato, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, vertreten. Insgesamt 104 Bischöfe, darunter 8 Kardinäle, 1.386 Priester und 25.000 Gläubige werden erwartet; auch zahlreiche Regierungsvertreter haben ihr Kommen angekündigt. 515 der Märtyrer waren Spanier; die restlichen Opfer stammten aus Frankreich, Kuba, Kolumbien, Portugal und von den Philippinen. Der größte Teil der Priester und Ordensleute wurde von Soldaten und Anhängern der spanischen Republik ermordet, da die katholische Kirche in Spanien offiziell den faschistischen Putschgeneral und späteren Diktator Francisco Franco unterstützte und deshalb den linken Republikanern verhasst war.

Bereits im März 2001 sprach Papst Johannes Paul II. 233 spanische Märtyrer selig, die während des Bürgerkriegs ermordet wurden; im Oktober 2007 wurden 498 weitere spanische Märtyrer von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.

Mehrere Laienbewegungen und Vereinigungen von Franco-Opfern kritisierten die Seligsprechung im Vorfeld. Die Kirche gedenke nur „ihrer Opfer“, während sie mit dem Argument, keine Wunden öffnen zu wollen, den Opferverbänden nicht bei der Suche nach den Massengräbern verschwundener Franco-Gegner helfe. Wie spanische Medien berichten, bat die Opferplattform „Wahrheitskommission“ Papst Franziskus in einem Brief darum, die Seligsprechung abzusagen. Stattdessen solle er im Namen der Kirche die Spanier um Verzeihung bitten, dass die Kirche den Militärputsch gegen die spanische Republik sowie die folgende Diktatur unterstützte, die für Tausende Spanier den Tod bedeuteten.

Die Vatikanzeitung Osservatore Romano erinnert hingegen in ihrer Samstagsausgabe daran, dass während des Bürgerkriegs „auf dem ganzen republikanischen Gebiet fast drei Jahre lang der katholische Kult verboten“ gewesen sei: „Die Kirche existierte offiziell nicht.“ Kirchenleute und engagierte Katholiken seien getötet worden, „weil sie praktizierende Katholiken waren“, „keiner von ihnen“ sei „in politische oder ideologische Kämpfe verwickelt gewesen“. Der britische Historiker Hugh Thomas wird vom Osservatore mit der Einschätzung zitiert, „in keinem anderen Moment der Geschichte Spaniens und vielleicht sogar der Welt“ habe es „so einen leidenschaftlichen Hass gegen die Religion und all ihre Werke gegeben“. Ausdrücklich widerspricht das Vatikanblatt der These, die Katholikenverfolgung sei erst die Folge des Armee-Aufstands unter Franco gewesen: „Die Religionsverfolgung begann lange vor dem Bürgerkrieg und entstand nicht als Gegenwehr gegen eine Kirche, die erst ab Juli 1937 offen eine der Konfliktparteien unterstützte.“ Dabei habe Pius XI. eine „konziliante und verhandlungsbereite Einstellung“ gegenüber den spanischen Republikanern gezeigt, die Republik schon im April 1931 anerkannt und die diplomatischen Beziehungen bis Mitte 1938 trotz der Verfolgungen beibehalten. Autor des Artikels ist der Forscher Vicente Cárcel Ortí, der seit 2011 die Akten des Vatikanischen Geheimarchivs zum Spanischen Bürgerkrieg herausgibt.

(kna/or 12.10.2013 sk)








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