Im spanischen Tarragona findet am Sonntag eine Massenseligsprechung statt: 522 katholische
Bischöfe, Priester, Ordensfrauen und Mönche, die während der Wirren des Spanischen
Bürgerkriegs (1936-1939) „als Märtyrer für ihren Glauben“ gestorben sind, erhalten
die hohe Kirchenehrung. Papst Franziskus wird in Tarragona durch den italienischen
Kurienkardinal Angela Amato, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, vertreten.
Insgesamt 104 Bischöfe, darunter 8 Kardinäle, 1.386 Priester und 25.000 Gläubige werden
erwartet; auch zahlreiche Regierungsvertreter haben ihr Kommen angekündigt. 515 der
Märtyrer waren Spanier; die restlichen Opfer stammten aus Frankreich, Kuba, Kolumbien,
Portugal und von den Philippinen. Der größte Teil der Priester und Ordensleute wurde
von Soldaten und Anhängern der spanischen Republik ermordet, da die katholische Kirche
in Spanien offiziell den faschistischen Putschgeneral und späteren Diktator Francisco
Franco unterstützte und deshalb den linken Republikanern verhasst war.
Bereits
im März 2001 sprach Papst Johannes Paul II. 233 spanische Märtyrer selig, die während
des Bürgerkriegs ermordet wurden; im Oktober 2007 wurden 498 weitere spanische Märtyrer
von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.
Mehrere Laienbewegungen und Vereinigungen
von Franco-Opfern kritisierten die Seligsprechung im Vorfeld. Die Kirche gedenke nur
„ihrer Opfer“, während sie mit dem Argument, keine Wunden öffnen zu wollen, den Opferverbänden
nicht bei der Suche nach den Massengräbern verschwundener Franco-Gegner helfe. Wie
spanische Medien berichten, bat die Opferplattform „Wahrheitskommission“ Papst Franziskus
in einem Brief darum, die Seligsprechung abzusagen. Stattdessen solle er im Namen
der Kirche die Spanier um Verzeihung bitten, dass die Kirche den Militärputsch gegen
die spanische Republik sowie die folgende Diktatur unterstützte, die für Tausende
Spanier den Tod bedeuteten.
Die Vatikanzeitung Osservatore Romano erinnert
hingegen in ihrer Samstagsausgabe daran, dass während des Bürgerkriegs „auf dem ganzen
republikanischen Gebiet fast drei Jahre lang der katholische Kult verboten“ gewesen
sei: „Die Kirche existierte offiziell nicht.“ Kirchenleute und engagierte Katholiken
seien getötet worden, „weil sie praktizierende Katholiken waren“, „keiner von ihnen“
sei „in politische oder ideologische Kämpfe verwickelt gewesen“. Der britische Historiker
Hugh Thomas wird vom Osservatore mit der Einschätzung zitiert, „in keinem anderen
Moment der Geschichte Spaniens und vielleicht sogar der Welt“ habe es „so einen leidenschaftlichen
Hass gegen die Religion und all ihre Werke gegeben“. Ausdrücklich widerspricht das
Vatikanblatt der These, die Katholikenverfolgung sei erst die Folge des Armee-Aufstands
unter Franco gewesen: „Die Religionsverfolgung begann lange vor dem Bürgerkrieg und
entstand nicht als Gegenwehr gegen eine Kirche, die erst ab Juli 1937 offen eine der
Konfliktparteien unterstützte.“ Dabei habe Pius XI. eine „konziliante und verhandlungsbereite
Einstellung“ gegenüber den spanischen Republikanern gezeigt, die Republik schon im
April 1931 anerkannt und die diplomatischen Beziehungen bis Mitte 1938 trotz der Verfolgungen
beibehalten. Autor des Artikels ist der Forscher Vicente Cárcel Ortí, der seit 2011
die Akten des Vatikanischen Geheimarchivs zum Spanischen Bürgerkrieg herausgibt.