Papst: „Wir sind eine Kirche der Sünder, wir alle müssen uns wandeln“
Papst Franziskus hat an diesem Mittwoch zu einer grundlegenden Erneuerung der katholischen
Kirche aufgerufen. Dabei seien alle „sündigen“ Mitglieder der Glaubensgemeinschaft
gefragt, redete der Papst den Menschen bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz
ins Gewissen – Männer und Frauen, Priester und Schwestern, Bischöfe und Kardinäle,
alle seien „sündig“, und auch sich selbst schloss Franziskus dabei ein. Ausgehend
vom Brief des Apostels Paulus an die Epheser stellte der Papst in seiner Katechese
Gedanken zur Heiligkeit der Kirche vor.
„Wir sind eine Kirche der Sünder;
und wir Sünder sind dazu aufgerufen, uns verändern zu lassen, erneuern zu lassen,
durch Gott heiligen zu lassen. Es gab in der Geschichte die Versuchung einiger, die
sagten: ,Die Kirche ist nur die Kirche der Reinen, derjenigen, die ganz kohärent sind,
und die anderen sollen ausgeschlossen werden. Das ist nicht wahr! Das ist Häresie.
Die Kirche, die heilig ist, lehnt die Sünder nicht ab; sie lehnt uns alle nicht ab!
Sie lehnt nicht ab, denn sie liebt alle: nimmt sie auf, ist offen auch für die Entferntesten,
ruft alle dazu auf, sich durch die Barmherzigkeit, die Zärtlichkeit und die Vergebung
des Vaters einhüllen zu lassen, der allen die Möglichkeit gibt, Ihm zu begegnen und
den Weg der Heiligkeit einzuschlagen.“
Die Heiligkeit der Kirche rühre
nicht von ihren Mitgliedern her, so der Papst. Ebenso wenig sei sie heilig zum Nutzen
ihrer Mitglieder, führte Franziskus weiter aus:
„Sie ist heilig, weil Jesus
Christus, der Heilige Gottes (vgl. Mk 1,24), sich in unauflöslicher Weise mit ihr
vereint hat (vgl. Mt 28,20); sie ist heilig, weil sie vom Heiligen Geist geleitet
wird, der reinigt, wandelt, erneuert. Sie ist nicht heilig zu unserem Verdienst, sondern
weil Gott sie heilig macht; sie ist Frucht des Heiligen Geistes und seiner Gaben.
Wir machen sie nicht heilig: es ist Gott und der Heilige Geist, der die Kirche mit
Seiner Liebe heilig macht!“
Nichtsdestotrotz sei jeder Christ zur Heiligkeit
gerufen, betonte Franziskus: „Habt keine Angst vor der Heiligkeit, habt keine Angst,
in die Höhe zu streben“, ermutigte er seine Zuhörer:
„Die Heiligkeit besteht
nicht darin, außergewöhnliche Dinge zu tun, sondern Gott wirken zu lassen. Sie ist
die Begegnung mit der Kraft Seiner Gnade in unserer Schwäche, sie ist das Vertrauen
in Sein Wirken, das uns erlaubt, in Barmherzigkeit zu leben und alles mit Freude und
Demut zu tun, zur Ehre Gottes und im Dienste am Nächsten.“
Der Gott, der
uns in der Kirche begegne, sei kein „erbarmungsloser Richter“, fuhr der Papst fort.
Er sei wie der Vater des biblischen Gleichnisses, der den verlorenen Sohn mit offenen
Armen wieder aufnimmt. Freilich sei der Wille zur Umkehr dafür eine Voraussetzung,
erinnerte der Papst – dann stünden die Türen des Vaters offen. Diese Offenheit, diese
Empfänglichkeit, brauche auch die Kirche und ihre Mitglieder, so Franziskus:
„Der
Herr will uns als Teil einer Kirche, die die Arme ausbreiten kann, um alle zu empfangen.
Als Teil einer Kirche, die nicht nur das Zuhause weniger ist, sondern das Heim aller,
wo alle erneuert, gewandelt, durch Seine Liebe geheiligt werden können, die Stärksten
und die Schwächsten, die Sünder, die Gleichgültigen, die Entmutigten und die Verlorenen.“