Die zwei Päpste, die demnächst feierlich in das Buch der Heiligen eingetragen werden,
sind die populärsten Päpste aus dem 20. Jahrhundert: Davon zeugt die lange Schlange,
die sich täglich vor ihren Gräbern im Petersdom bildet. Johannes XXIII. war
ein dicker, humorvoller Norditaliener – und damit schon physisch ein Kontrast zu seinem
adelig-hageren Vorgänger Pius XII. Vor seiner Wahl auf den Stuhl Petri im Jahr 1958
hatte Angelo Giuseppe Roncalli als Vatikandiplomat gearbeitet und danach das Erzbistum
Venedig geleitet. Die Volkstümlichkeit, Bauernschläue und Menschlichkeit des „papa
buono“ machen ihn bis heute zu einem Bezugspunkt auch für Nicht- oder Nicht-so-ganz-Christen.
Johannes berief zur allgemeinen Überraschung ein Konzil ein, um die Fenster
der Kirche zu öffnen. Er trat als erster Papst seit Jahrzehnten eine Reise über Roms
Stadtgrenze hinaus an, und er schrieb mit „Pacem in Terris“ als erster Papst eine
Enzyklika, die sich „an alle Menschen guten Willens“ richtete. Politisch wichtig wurden
seine Versuche, während der Kuba-Krise 1962 mäßigend auf Sowjets und Amerikaner einzuwirken.
Als er 1963 starb, war das Zweite Vatikanische Konzil mitten im Gang; Johannes Paul
II. sprach ihn selig.
Damit sind wir schon beim polnischen Papst Johannes
Paul – einem Pontifex der Superlative: Erster Nichtitaliener auf dem Stuhl des
Petrus seit mehreren Jahrhunderten, eines der längsten Pontifikate der Geschichte
(von 1978 bis 2005), ein „Eiliger Vater“ mit mehr als hundert Pastoralreisen ins Ausland.
Karol Wojtyla, vor der Papstwahl Erzbischof von Krakau, war ein charismatischer Prediger
von tiefer Frömmigkeit. Er überlebte 1981 einen Mordanschlag auf dem Petersplatz und
leistete in der Folge einen wichtigen Beitrag zum Untergang des kommunistischen Ostblocks.
Johannes Paul erneuerte das Kirchenrecht im Geist des Konzils, bat im Heiligen
Jahr 2000 um Vergebung für die Sünden von Christen im Lauf der Geschichte, und er
eröffnete mit der Enzyklika „Ut Unum sint“ eine Diskussion darüber, wie sich das Papstamt
von einem ökumenischen Hindernis zu einem Dienst an allen Kirchen entwickeln könnte.
Vor allem aber prägte er die Kirche durch seine Omnipräsenz und die schiere Dauer
seiner Amtszeit nachhaltig. Benedikt XVI. sprach ihn 2010 selig.