2013-09-27 15:19:08

Syrischer Patriarch Youhanna X. beim Papst


Papst Franziskus hat sich an diesem Freitag aus erster Hand über die Lage der Christen in Syrien informiert. Bei einer Audienz für den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Youhanna X., ging es auch um die Entführung von Youhannas Bruder Boulos Yaziki, der zusammen mit dem Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim vor fünf Monaten in Syrien verschleppt worden war. Gibt es Neuigkeiten über den Verbleib der beiden Entführten, sind sie noch am Leben? Das wollte Radio Vatikan nach der Papstaudienz vom Patriarchen von Antiochien wissen.

„Wir hoffen das, ja. Wir hoffen da leider nur, und wir beten. Wir versuchen auf allen Ebenen, mit der Hilfe verschiedener Regierungen und unterschiedlicher Personen, eine Lösung zu finden. Bis jetzt haben wir aber leider keine offiziellen oder sicheren Informationen über unsere zwei Brüder vorliegen.“

Auf die Frage hin, wer hinter der Entführung stecke, antwortete Patriarch Youhanna:

„Sie haben uns keine sichere Antwort bis jetzt gegeben. Es gibt viele Geschichten und Versprechen, doch leider kein Ergebnis.“

Mit dem Papst habe er unter anderem über den Exodus der Christen aus Syrien gesprochen, die scharenweise vor dem Krieg ins Ausland fliehen, so der Patriarch. Ein Naher Osten ohne Christen sei „inakzeptabel“, bekräftgte er im Gespräch mit Radio Vatikan. Die christliche Tradition der Christen in der Region müsse fortgesetzt werden. Dem Papst habe er für seine Friedensappelle sowie für den Aufruf zu einem Gebets- und Fasttag für Syrien gedankt, so Youhanna X.. Dies sei eine sehr wichtige Geste gewesen. MIt Blick auf den Exodus der Christen aus Syrien sagte der Patriarch, die Kirche versuche, den Menschen so gut es eben ginge „beim Bleiben zu helfen“:
„Wir versuchen, unseren Leuten nahe zu sein und ihnen Hoffnung zu geben, damit sie in ihren Heimen und in ihrer Heimat bleiben.“

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London meldete am Donnerstag, dass in der nordsyrischen Stadt Rakka Aufständische zwei Kirchen angegriffen und christliche Symbole zerstört hätten. Es handle sich um Milizen der Gruppe „Islamischer Staat Irak und Levante“ (ISIL). Kardinal Peter Turkson hatte jüngst vor einem wachsenden Einfluss radikalislamischer Kräfte im syrischen Bürgerkrieg gewarnt: Der Aufstand richte sich nicht nur gegen die Assad-Diktatur, sondern ziele teilweise auf die Errichtung eines islamisch-fundamentalistischen Staates, so der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Die Gewalt gegen Christen und Kirchen in Syrien lehne die Mehrheit der Muslime in der Region entschieden ab, so Patriarch Youhanna X.. Schließlich sei das Leben der Religionen in Syrien seit jeher ineinander verwoben:

„Zum Islam und zu den muslimischen Mitmenschen haben wir in der ganzen Region im Allgemeinen ein sehr gutes Verhältnis. Wir leben zusammen, haben die gleiche Geschichte und Zukunft, wir sind eine Familie, das ist die Wahrheit. Jetzt sehen wir in unserem Land einen neuen Geist des Islamismus einiger radikaler Gruppen – wir und unsere muslimischen Mitmenschen lehnen das ab. Imame in Syrien, im Libanon versuchen zusammen mit den christlichen Bischöfen und Priestern zu tun, was wir können, um Ruhe zu bewahren und Frieden zu schaffen.“

Patriarch Youhanna X. war im Dezember 2012 an die Spitze seiner rund 750.000 Mitglieder zählenden Ostkirche gewählt worden und stattete dem Papst an diesem Freitag seinen Antrittsbesuch ab. Die Mehrzahl seiner Gläubigen lebt im Libanon und in Syrien, wo sie die größte Christengruppe bilden. Offizieller Sitz des Patriarchats ist Damaskus, wo Youhanna X. sich jedoch aus Sicherheitsgründen derzeit nicht durchgehend aufhält.

(rv/kna 27.09.2013 pr)








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