Kardinal Turkson warnt vor radikalislamischen Kräften in Syrien
Kardinal Peter Turkson hat vor einem wachsenden Einfluss radikalislamischer Kräfte
im syrischen Bürgerkrieg gewarnt. Der Aufstand richte sich nicht nur gegen die Assad-Diktatur,
sondern ziele teilweise auf die Errichtung eines islamisch-fundamentalistischen Staates,
sagte der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden am Donnerstag
im Vatikan. Turkson, der aus dem mehrheitlich christlichen und zu einem Drittel muslimischen
Ghana stammt, beklagte die starke Rolle salafistischer Kämpfer in den Reihen der Rebellen.
Er zeigte sich besorgt über mögliche negative Folgen für die rund 2,5 Millionen Christen.
„Wir haben gesehen, was in Ägypten passiert ist; wir haben gesehen, was im Irak passiert
ist“, sagte er mit Blick auf die Gewalt gegen Christen, von denen etwa im Irak zwei
Drittel das Land verlassen haben. Der Kardinal forderte weltweit intensiveren Dialog
zwischen beiden Religionen, wobei er zu Nüchternheit mahnte. „Wir wissen, dass der
Dialog mit dem Islam oft schnell an seine Grenzen stößt“, so Turkson wörtlich. Häufig
werde das Gespräch nur aus Höflichkeit geführt und führe dann nicht sehr weit. Turkson
äußerte sich anlässlich eines bevorstehenden Kolloquiums zum 50-jährigen Jubiläum
der Friedensenzyklika „Pacem in Terris“ von Papst Johannes XXIII. (1958-1963) Die
Festveranstaltung findet vom 2. bis 4. Oktober in Rom statt.
Westliche
Medien haben Mitschuld
Nach Angaben des syrischen Jesuiten P. Ziad
Hilal haben westliche Medien eine Mitschuld an der Entwicklung des Krieges. In der
Region beherrschten Medien aus den Golfstaaten und Saudi-Arabien die Meldungen. Britische
und französische Sender seien zu Sprachrohren der Golfstaaten geworden: „Als in Ägypten
Kirchen brannten, haben die Medien drei Tage davon nichts gezeigt, wohl aber das Leid
von Muslimen.“
Die Herkunft der Rebellen ist dem Ordensmann zufolge undurchsichtig.
Salafisten, Jihadisten und andere Extremisten aus den umliegenden Ländern, aber auch
aus Aserbaidschan, Tadschikistan, Deutschland, Frankreich, England und anderen europäischen
Staaten verübten Verbrechen. Sie entführten oder töteten Zivilisten. Inzwischen bekämpften
sich die Rebellen gegenseitig. Der Jesuit sieht kein Ende der schweren Zeiten für
das gesamte Christentum im Nahen Osten. Die Regierungen seien in einigen Regionen
nicht mehr präsent. Wo die Christen gegangen seien, machten sich fanatische Muslime
breit. P. Hilal hatte am Mittwoch den „Stephanus-Preis“ der Internationalen Gesellschaft
für Menschenrechte (IGFM) entgegengenommen. Hilal erhielt den Preis stellvertretend
für seine Kommunität in Homs, der auch die beiden in der umkämpften Stadt eingeschlossenen
Mitbrüder P. Frans van der Lugt SJ und P. Ghassan Saloui SJ angehören. Die Frankfurter
„Stephanus-Stiftung“ unterstützt Angehörige verfolgter Christen mit einem Zuschuss
zum Lebensunterhalt und zu Anwaltskosten.