Deutsche Bischöfe fordern Einsatz für Waffenstillstand in Syrien
Die katholischen deutschen
Bischöfe haben die internationale Gemeinschaft aufgerufen, im Syrien-Konflikt auf
einen international überwachten tragfähigen Waffenstillstand hinzuarbeiten. Auf lange
Sicht könnte ein solcher Waffenstillstand in politische Friedensverhandlungen münden,
sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Mittwoch vor Journalisten am Rande
der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda. Der Vorsitzende der Deutschen
Kommission Justitia et Pax nannte die bisherige Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft,
das Morden und den Krieg in Syrien zu unterbinden, beschämend, „ja geradezu eine Schande“.
Ausdrücklich bekräftigte Ackermann die ablehnende Haltung der katholischen Kirche
gegenüber einem militärischen Eingreifen in Syrien. Zum Einsatz von Chemiewaffen im
Syrien-Konflikt äußerte der Bischof, hier handele es sich um einen eklatanten Bruch
des Völkerrechts. Die Verantwortlichen seien zu ermitteln und zur Rechenschaft zu
ziehen. Der Vorschlag, den Internationalen Strafgerichtshof in die Strafverfolgung
einzubeziehen, sei ernsthaft zu erwägen.
Deutschland soll sich beteiligen
Eine
„gewisse Erleichterung“ und „vorsichtige Hoffnung“ bekundete der Bischof darüber,
dass durch die Verhandlungen zur Beseitigung der syrischen Chemiewaffen-Potenziale
neue Bewegung in den politischen Prozess gekommen sei. Es müsse nun alles getan werden,
um durch erfolgreiche Politik einen weiter möglichen Militärschlag unnötig werden
zu lassen. Ackermann forderte die Bundesregierung auf, sich aktiv in den Prozess der
Kontrolle der syrischen Giftgas-Bestände einzuschalten. Deutschland habe Fähigkeiten
bei der Beseitigung von Chemiewaffen, die hier gebraucht werden könnten. Und auch
der Einsatz deutscher Soldaten etwa bei der Sicherung von Chemiewaffen-Arsenalen dürfe
- wenn ein klares UN-Mandat vorliege - kein Tabu sein.
Mit Blick auf die in
Syrien lebenden Christen sagte Ackermann, sie drohten in diesem Bürgerkrieg zwischen
die Fronten zu geraten und könnten, ähnlich wie im Irak, zu den großen Verlierern
der Auseinandersetzungen gehören. Es wäre aber nicht nur ein Verlust für das Christentum,
so der Bischof, wenn es in einem weiteren Land des Orients auf verschwindend kleine
Restbestände reduziert würde. Es bedeute ebenso eine Katastrophe für Syrien und die
ganze arabische Welt, wenn der kulturelle Beitrag der Christen verloren ginge. Gegenwärtig
machen die Christen nach Angaben von Ackermann zehn Prozent der syrischen Bevölkerung
aus.
„Nehmt Flüchtlinge aus Syrien auf“
Die
katholischen deutschen Bischöfe riefen von Fulda aus weiter zur Aufnahme schutzbedürftiger
syrischer Flüchtlinge auf. Einen entsprechenden Appell richtete der Vorsitzende der
Migrationskommission der Bischofskonferenz, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle,
am Mittwoch an die europäischen Länder. Auch Deutschland könne und müsse mehr Flüchtlinge
aufnehmen, betonte Trelle. Ausdrücklich regte Trelle ein grundsätzliches Nachdenken
über eine Neuausrichtung der europäischen Politik zur Unterstützung der Nachbarstaaten
Syriens und zu einer abgestimmten Aufnahme von Flüchtlingen in Europa an. Er wies
zur Begründung darauf hin, dass Syriens Nachbarstaaten durch die Aufnahme von Flüchtlingen
längst an der Grenze der Belastbarkeit ihrer Kapazitäten angelangt seien.
Der
Leiter von Caritas international, Oliver Müller, sagte in Fulda, wo noch bis Donnerstagabend
die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe tagt, das syrische Flüchtlingsdrama
sei eine der größten humanitären Katastrophen der vergangenen zehn Jahre. Er machte
deutlich, dass mittlerweile jeder dritte Syrer aufgrund der Gewalt in seiner Heimat
auf Hilfe angewiesen sei. Das seien fast sieben Millionen Menschen, so der Leiter
des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes. Wie Müller, so wies auch Trelle
darauf hin, dass die Spendenbereitschaft der Deutschen in Sachen Syrien nicht groß
sei. Das, so Trelle, sei betrüblich.
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oben links hören Sie ein Interview mit Bischof Ackermann zur Syrienkrise, die Fragen
stellte das Kölner Domradio.