2013-09-25 15:19:44

Deutsche Bischöfe fordern Einsatz für Waffenstillstand in Syrien


RealAudioMP3 Die katholischen deutschen Bischöfe haben die internationale Gemeinschaft aufgerufen, im Syrien-Konflikt auf einen international überwachten tragfähigen Waffenstillstand hinzuarbeiten. Auf lange Sicht könnte ein solcher Waffenstillstand in politische Friedensverhandlungen münden, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Mittwoch vor Journalisten am Rande der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda.
Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax nannte die bisherige Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, das Morden und den Krieg in Syrien zu unterbinden, beschämend, „ja geradezu eine Schande“. Ausdrücklich bekräftigte Ackermann die ablehnende Haltung der katholischen Kirche gegenüber einem militärischen Eingreifen in Syrien. Zum Einsatz von Chemiewaffen im Syrien-Konflikt äußerte der Bischof, hier handele es sich um einen eklatanten Bruch des Völkerrechts. Die Verantwortlichen seien zu ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen. Der Vorschlag, den Internationalen Strafgerichtshof in die Strafverfolgung einzubeziehen, sei ernsthaft zu erwägen.

Deutschland soll sich beteiligen

Eine „gewisse Erleichterung“ und „vorsichtige Hoffnung“ bekundete der Bischof darüber, dass durch die Verhandlungen zur Beseitigung der syrischen Chemiewaffen-Potenziale neue Bewegung in den politischen Prozess gekommen sei. Es müsse nun alles getan werden, um durch erfolgreiche Politik einen weiter möglichen Militärschlag unnötig werden zu lassen. Ackermann forderte die Bundesregierung auf, sich aktiv in den Prozess der Kontrolle der syrischen Giftgas-Bestände einzuschalten. Deutschland habe Fähigkeiten bei der Beseitigung von Chemiewaffen, die hier gebraucht werden könnten. Und auch der Einsatz deutscher Soldaten etwa bei der Sicherung von Chemiewaffen-Arsenalen dürfe - wenn ein klares UN-Mandat vorliege - kein Tabu sein.

Mit Blick auf die in Syrien lebenden Christen sagte Ackermann, sie drohten in diesem Bürgerkrieg zwischen die Fronten zu geraten und könnten, ähnlich wie im Irak, zu den großen Verlierern der Auseinandersetzungen gehören. Es wäre aber nicht nur ein Verlust für das Christentum, so der Bischof, wenn es in einem weiteren Land des Orients auf verschwindend kleine Restbestände reduziert würde. Es bedeute ebenso eine Katastrophe für Syrien und die ganze arabische Welt, wenn der kulturelle Beitrag der Christen verloren ginge. Gegenwärtig machen die Christen nach Angaben von Ackermann zehn Prozent der syrischen Bevölkerung aus.

Nehmt Flüchtlinge aus Syrien auf

Die katholischen deutschen Bischöfe riefen von Fulda aus weiter zur Aufnahme schutzbedürftiger syrischer Flüchtlinge auf. Einen entsprechenden Appell richtete der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, am Mittwoch an die europäischen Länder. Auch Deutschland könne und müsse mehr Flüchtlinge aufnehmen, betonte Trelle.
Ausdrücklich regte Trelle ein grundsätzliches Nachdenken über eine Neuausrichtung der europäischen Politik zur Unterstützung der Nachbarstaaten Syriens und zu einer abgestimmten Aufnahme von Flüchtlingen in Europa an. Er wies zur Begründung darauf hin, dass Syriens Nachbarstaaten durch die Aufnahme von Flüchtlingen längst an der Grenze der Belastbarkeit ihrer Kapazitäten angelangt seien.

Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, sagte in Fulda, wo noch bis Donnerstagabend die Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe tagt, das syrische Flüchtlingsdrama sei eine der größten humanitären Katastrophen der vergangenen zehn Jahre. Er machte deutlich, dass mittlerweile jeder dritte Syrer aufgrund der Gewalt in seiner Heimat auf Hilfe angewiesen sei. Das seien fast sieben Millionen Menschen, so der Leiter des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes.
Wie Müller, so wies auch Trelle darauf hin, dass die Spendenbereitschaft der Deutschen in Sachen Syrien nicht groß sei. Das, so Trelle, sei betrüblich.

Durch Anklicken des Lautsprechersymbols oben links hören Sie ein Interview mit Bischof Ackermann zur Syrienkrise, die Fragen stellte das Kölner Domradio.

(kna 25.09.2013 pr)









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