Papst: „Es gibt auch Arroganz im Dienst an den Armen"
„Die Demut von Christus
ist real, es ist seine Wahl, unter den Kleinen und den Ausgeschlossenen zu sein.“
Das hat Papst Franziskus am Sonntagnachmittag in Cagliari vor Armen und Strafgefangenen
in der Kathedrale von Cagliari gesagt. Eine so begründete Nächstenliebe sei keine
Ideologie, sondern „eine Lebensweise, die von der Liebe ausgeht und vom Herzen Gottes
des Vaters“. Ausdrücklich warnte er vor einer zur Schau stellenden Form der Caritas:
„Die Werke der Nächstenliebe sind Nächstenliebe, mit Zärtlichkeit und immer
mit Demut! Wisst ihr? Manchmal findet man auch Arroganz im Dienst an den Armen! Manche
machen sich schön, füllen sich den Mund mit den Armen: einige instrumentalisieren
die Armen für persönliche oder Gruppeninteressen. Ich weiß, das ist menschlich, aber
es ist nicht gut! Und mehr noch: Das ist Sünde. Es wäre besser, sie blieben zu Hause!“
Es
sei auch nicht damit getan, Christus anzuschauen: „Jesus ist nicht zu einer Modenschau
in die Welt gekommen“, so der Papst wörtlich. Vielmehr sei Jesus der Weg, „und ein
Weg ist dazu da, gegangen zu werden.“ Wer Christus auf dem Weg der Nächstenliebe wirklich
folge, der säe Hoffnung. Und an Hoffnung habe „die italienische Gesellschaft heute
viel Bedarf“.
„Wer politische und gesellschaftliche Verantwortung trägt,
hat eine Aufgabe, die die Bürger auf aktive Weise unterstützen müssen. Einige Mitglieder
der christlichen Gemeinde sind dazu berufen, sich auf dem Feld zu Politik zu engagieren,
die eine hohe Form der Nächstenliebe ist, wie Paul VI. sagte. Aber als Kirche haben
wir alle die Verantwortung, Hoffnung zu säen mit Werken der Solidarität ... die Caritas
ist Ausdruck der Gemeinde, und die Stärke der christlichen Gemeinde ist es, wie Sauerteig
die Gesellschaft von innen wachsen zu lassen.“
Franziskus hat bei seinem
eintägigen Besuch auf der italienischen Insel Sardinien ein enges Programm. Am Nachmittag
traf er zunächst von der Caritas betreute Arme und Strafgegangene. Danach stand eine
Begegnung mit Vertretern der Welt der Kultur in der Theologischen Fakultät Sardiniens
sowie mit Jugendlichen auf dem Programm.