Papst an Arbeiter: „Gegen ein Götzenbild namens Geld"
„Wo Arbeit fehlt,
fehlt die Würde“. Papst Franziskus hat Arbeitern, Händlern und Gewerkschaftsleuten
bei einer Begegnung auf Sardinien Mut zugesprochen. Gleichzeitig rief er dazu auf,
sich entschlossen einem Wirtschaftssystem zu widersetzen, das Alte und Jugendliche
„aussortiert“. Das Treffen am Sonntagvormittag vor der Messe am Marienheiligtum Bonaria
war der erste Programmpunkt seiner Visite in Cagliari, der Hauptstadt Sardiniens.
Der Papst hatte eine Ansprache vorbereitet, legte sie aber beiseite und sprach
improvisiert und auf seine Zuhörer eingehend. Er erinnerte an seine eigene Abstammung
aus einer Emigrantenfamilie, in der das Problem der Arbeitslosigkeit präsent war.
„Ich hörte in meiner Kindheit zu Hause von jener Zeit des Leidens reden. Ich kenne
das gut!“ Franziskus sprach den Arbeitern Mut zu, „nicht einfach mit dem Lächeln eines
herzlichen Angestellten, eines Angestellten der Kirche, der kommt und euch sagt: Mut!
Ich möchte, dass dieser Mut von innen kommt und mich dazu bringt, als Hirt und als
Mensch alles zu geben.“
Als Ursache für die Plage der Arbeitslosigkeit machte
der Papst eine vernichtende Einstellung zum Wirtschaften aus, ein „Götzenbild namens
Geld“:
„Wo keine Arbeit ist, fehlt die Würde. Das ist nicht nur ein Problem
Sardiniens oder Italiens oder einiger Länder Europas, es ist die Folge einer weltweiten
Entscheidung, eines Wirtschaftssystems, das zu dieser Tragödie führt; eines Wirtschaftssystems,
das ein Götzenbild namens Geld in den Mittelpunkt stellt.“
Dieses Götzenbild
fordert nach Ansicht des Papstes sogar Menschenleben. Für die Alten sei kein Platz
mehr, ihre Pflege werde vernachlässigt, der Papst sprach von „versteckter Euthanasie“.
Auch die Jugendlichen, die keine Arbeit fänden, würden als „Ausschuss“ betrachtet.
Neuerlich rief Franziskus dazu auf, sich einer „Kultur des Wegwerfens“ entgegenzustellen.
„Das ist das Gebet, das ihr da hinten geschrieen habt: Arbeit, Arbeit Arbeit!
Es ist ein notwendiges Gebet. ... Die Großeltern und die Jugendlichen werden aussortiert.
Wir müssen sagen: Wir wollen ein gerechtes System! Eines, das uns alle voranschreiten
lässt. Wir wollen dieses globalisierte Wirtschaftssystem nicht, das uns so sehr schadet!“
Gott habe im Mittelpunkt der Welt aber kein Götzenbild gewollt, „sondern
den Menschen, den Mann und die Frau, die mit ihrer eigenen Arbeit die Welt voranbringen.“
Deshalb rief der Papst die Anwesenden dazu auf:
„Lasst euch nicht
die Hoffnung rauben! Vielleicht ist die Hoffnung wie die Glut unter der Asche. Helfen
wir einander mit Solidarität und blasen wir auf die Asche, damit das Feuer sich wieder
entfacht. ... Die Hoffnung ist eine Sache für alle. Lasst euch nicht die Hoffnung
rauben!“