Wir dokumentieren hier die Papstpredigt am Marienwallfahrtsort "Nostra Signora di
Bonaria" in Cagliari in einer deutschen Arbeitsübersetzung.
Sa paghe ‘e
Nostru Segnore siat sempre chin bois Heute geht der Wunsch in Erfüllung, den ich
auf dem Petersplatz vor der Sommerpause ausgesprochen habe: das Heiligtum Unserer
Lieben Frau von Bonaria besuchen zu können. Ich bin erstens gekommen, um mit euch
Freude und Hoffnung, Mühen und Einsatz, Ideale und Wünsche eurer Insel zu teilen –
und um euch im Glauben zu bestärken. Auch hier in Cagliari fehlen nicht, wie
in ganz Sardinien, Schwierigkeiten, Probleme und Sorgen: ich denke insbesondere an
Arbeitslosigkeit und Instabilität und die unsichere Zukunft. Euer schönes Sardinien
leidet schon lange unter vielen Situationen von Armut, was auch durch Sardiniens Inselcharakter
verstärkt wird. Es ist die ehrliche Zusammenarbeit aller sowie der Einsatz der institutionellen
Verantwortungsträger notwendig, um den Menschen und Familien die grundlegenden Rechte
zu garantieren und eine brüderlichere und solidarischere Gesellschaft wachsen zu lassen.
Ich bin euch nah, ich schließe euch in mein Gebet ein und ich ermutige euch dazu,
im Zeugnis menschlicher und christlicher Werte beharrlich zu sein, die so tief im
Glauben und in der Geschichte dieser Gegend und dieses Volkes verwurzelt sind. Lasst
das Licht der Hoffnung niemals erlöschen! Zweitens bin ich zu euch gekommen, um
mich gemeinsam mit euch zu Füßen der Gottesmutter zu begeben, die uns ihren Sohn
schenkt. Ich weiß gut, dass Maria, unsere Mutter, in eurem Herzen ist, wie dieser
Wallfahrtsort belegt, zu dem viele Generationen von Sarden emporgestiegen sind – und
immer noch emporsteigen! -, um den Schutz der „Madonna di Bonaria“, der höchsten Patronin
Sardiniens, zu erflehen. Hierher bringt ihr die Freuden und Leiden eurer Region, der
Familien und auch der Kinder, die weit entfertn leben und die oft mit großem Schmerz
und Wehmut weggingen, um Arbeit und eine Zukunft für sich und ihre Lieben zu suchen.
Heute wollen wir, die wir hier alle versammelt sind, Maria danken, denn sie ist uns
immer nahe. Wir wollen ihr gegenüber unsere Treue und unsere Liebe erneuern. Die
erste Lesung, die wir gehört haben, zeigt uns Maria im Gebet zusammen mit den Aposteln
beim Abendmahl, in Erwartung des Ausgießens des Heiligen Geistes (vgl. Apg 1, 12-14).
Maria betet, sie betet zusammen mit der Gemeinschaft der Jünger, und sie lehrt uns,
volles Vertrauen in Gott, in sein Erbarmen zu haben. Die Macht des Gebetes! Werden
wir nicht müde, an die Tür Gottes zu klopfen. Tragen wir Gott im Herzen, durch Maria,
unser ganzes Leben lang, jeden Tag! Im Evangelium fällt uns hingegen der letzte
Blick Jesu auf seine Mutter auf (vgl. Jh 19, 25-27). Vom Kreuz aus schaut Jesus seine
Mutter an und vertraut ihr den Apostel Johannes an, indem er sagt: Dies ist dein Sohn.
In Johannes sind alle, auch wir, und der Jesu Blick der Liebe vertraut uns der mütterlichen
Obhut der Mutter an, Maria wird sich an einen anderen Blick der Liebe erinnert haben,
als sie ein Mädchen war: der Blick von Gott Vater, der ihre Demut und Einfachheit
ansah. Maria lehrt uns, dass Gott uns nicht verlässt, er kann große Dinge tun auch
mit unserer Schwäche. Vertrauen wir auf Ihn! Mein dritter Gedanke: ich bin heute
zu euch gekommen, nein, wir sind hier alle zusammengekommen, um dem Blick der Maria
zu begegnen. Denn dort finden wir wie eine Reflektion den Blick des Vaters, der
sie zur Mutter Gottes gemacht hat, und den Blick des Sohnes vom Kreuz herab, der sie
zu unser Mutter machte. Und mit diesem Blick schaut uns Maria heute an. Wir brauchen
ihren Blick der Zärtlichkeit, ihren mütterlichen Blick, der uns besser als jeder andere
kennt, ihren Blick voll von Mitleid und Sorge. Maria, wir möchten dir heute sagen:
Mutter, schenke uns deinen Blick! Dein Blick bringt uns zu Gott, dein Blick ist eine
Gabe des guten Vaters, der uns an jeder Biegung unseres Weges erwartet, er ist ein
Geschenk von Jesus Christus am Kreuz, der unsere Leiden, Anstrengungen, Sünden auf
sich nimmt. Und um diesen Vater voll Liebe zu treffen, sagen wir heute: Mutter, schenke
uns deinen Blick! Doch auf dem oft schweren Weg sind wir nicht allein, wir sind
viele, wir sind ein Volk, und der Blick der Muttergottes hilft uns, uns brüderlich
zu betrachten. Schauen wir uns brüderlicher an! Maria lehrt uns, diesen Blick zu haben,
der versucht zu empfangen, zu begleiten, zu beschützen. Lernen wir, uns gegenseitig,
unter dem mütterlichen Blick der Maria anzusehen! Es gibt Menschen, die wir instinktiv
als weniger wert ansehen, die aber am dringlichsten diesen mütterlichen Blick bräuchten:
die Verstoßenen, die Kranken, diejenigen, die nichts zum Leben haben und diejenigen,
die Jesus nicht kennen, die jungen Leute, die in Schwierigkeiten sind. Haben wir keine
Angst, herauszugehen und unsere Brüder und Schwestern mit dem Blick der Jungfrau Maria
anzusehen, Sie lädt uns dazu ein, wirkliche Brüder zu sein. Und lassen wir nicht zu,
dass etwas oder jemand sich zwischen uns und en Blick der Madonna schiebt. Mutter,
schenke uns deinen Blickt! Möge niemand diesen vor uns verstecken! Möge das Herz deiner
Kinder ihn zu verteidigen wissen vor Schwätzern, die Illusionen versprechen; vor jenen,
die einen Blick haben, der gierig nach einem leichten Leben sind, nach Versprechen,
die sie nicht halten können. Mögen Sie uns nicht den Blick der Maria rauben, der voll
von Zärtlichkeit ist, der uns Kraft gibt und uns solidarisch untereinander macht.
Mutter, schenke uns deinen Blick! Nostra Segnora ‘e Bonaria bos acumpanzet sempre
in sa vida.