Italien/Zentralafrika: Pakt für Frieden und Versöhnung
Während in der Zentralafrikanischen
Republik in diesen Wochen wieder die Gewalt um sich gegriffen hat, ist in Rom ein
Bündnis für Frieden und Stabilität in dem Land geschlossen worden. Die römische Basisgemeinschaft
Sant’Egidio trat in der Vergangenheit schon öfter als erfolgreicher Vermittler in
internationalen Konfliktsituationen auf, zum Beispiel im Kontext des Bürgerkrieges
in Mosambik. Dieses Mal hat sie dafür gesorgt, dass sich verschiedene gesellschaftliche
Kräfte der Zentralafrikanischen Republik an einen Tisch gesetzt haben, um einen Pakt
für nationale Versöhnung in dem Land zu schließen.
„Wir haben alle möglichen
Vertreter des Landes eingeladen, des nationalen Übergangskomitees, der Regierung,
der Zivilgesellschaft und der Religionen, um gemeinsam einen Ausweg aus der Krise
zu suchen.“
Das erklärt Marco Impagliazzo, Präsident von Sant’Egidio, am
Mikrofon von Radio Vatikan. Das in Rom unterzeichnete Abkommen soll zeitnah Präsident
Michel Djotodia vorgelegt werden, der seit der Absetzung von Francois Bozizé die Landesführung
innehat. Impagliazzo berichtet im Detail, worin der Pakt besteht:
„Er schreibt
das Engagement fest, alle Gewalt zu beenden und der Zerstörung des privaten Besitzes
und des Gemeingutes ein Ende zu setzen. Es geht um eine Verpflichtung aller politischen
Kräfte, auch der Vertreter der Opposition, sowie der Vertreter der Zivilgesellschaft;
es geht darum, dass staatliche Gewalt nur durch demokratische Mittel ausgeübt werden
soll, und es geht um den Respekt gegenüber der Zivilbevölkerung.“
Die Menschen
in dem Land leiden derzeit vor allem unter den nicht abreißenden Spannungen und einem
Tauziehen um die Macht: Anhänger des gestürzten Präsidenten Francois Bozizé einerseits
und der Seleka-Rebellen andererseits liefern sich blutige Kämpfe, immer wieder kommt
es zu Plünderungen und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung. Der Sant’Egidio-Präsident
sieht jetzt die Zeit für einen Durchbruch gekommen:
„Allzu oft wurde in
dem Land die Macht durch Putsche und Gewalt übernommen. Heute ist die Bevölkerung
wirklich müde. Europäische Missionare, die in Zentralafrika arbeiten, sagen uns, dass
die Lage einfach nur katastrophal ist: Plünderungen, Gewalt und Armut.“
Größte
Herausforderung dürfte derzeit sein, die Seleka-Rebellen, die seit dem Sturz von Präsident
Bozizé für Unsicherheit im Land sorgen, in ihre Schranken zu weisen. Der neue Präsident
Michel Djotodia hat das Bündnis, mit dessen Hilfe er selbst an die Macht kam, vor
kurzem offiziell aufgelöst – Radio Vatikan berichtete darüber. Ob sich die Rebellen
aber in die Schranken weisen lassen, ist alles andere als sicher. Impagliazzos Kollege
Mauro Garofalo von Sant’Egidio erklärt:
„Ein Teil des Rebellenbündnisses
ist außer Kontrolle geraten. Das bedeutet, dass der Staat vor allem in den abgelegenen
Gegenden teilweise oder ganz seine Funktion nicht ausüben kann, nämlich für öffentliche
Ordnung zu sorgen.“
Bei dem von Sant’Egidio organisierten Treffen saßen
auch Religionsvertreter mit am Tisch. Warum ist ihr Einsatz, um den Konflikt beizulegen,
so wichtig? Dazu Sant’Egidio-Vertreter Garofalo:
„Es gibt da eine bestimmte
Spannung, weil die neue Landesführung als ein Regime wahrgenommen wird, das ein Land
islamisieren will, welches eigentlich überwiegend christlich ist. Der Minister, der
die Delegation anführte, ist Christ. Die Tatsache, dass Christen auch unabhängig vom
Präsidenten hier nach Rom kommen, um an der Versöhnung in ihrem Land zu arbeiten,
ist ein gutes Zeichen.“